Geesthacht. Der zehnte Geburtstag der Veranstaltung in Geesthacht begeisterte Publikum wie Aussteller. Die schönsten Hingucker.

Am Tag des offenen Denkmals stehen nicht nur historische Gebäude im Mittelpunkt. Im Jahr 2018 erkannte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Oldtimertreffen als mobiles technisches Denkmal an. Der Kfz-Meister Axel Einfeldt organisierte deshalb für diesen Tag sein Oldtimertreffen in Geesthacht. Dieses Jahr gab es einen runden Geburtstag, es war bereits das zehnte Treffen. Vor 2018 kamen die Oldie-Enthusiasten meist im Frühjahr zusammen.

Die Kulisse hätte er nicht schöner wählen können. Am Alten Bahnhof in Geesthacht trudelten nach und nach etwa 150 Autos sowie rund 50 Fahrzeuge mit zwei Rädern auf dem Gelände ein. Schon am Vormittag bewunderten zahlreiche Gäste den roten Messerschmitt Kabinenroller von Klaus-Peter Ramm. „Ich bekomme vielleicht den Pokal für den kürzesten Weg“, scherzte der 82-jährige Geesthachter. Doch mit dem 9,7 PS starken Gefährt ist er sogar schon einmal bis in die Schweiz gefahren.

Geesthacht hat sich zu einem Mekka für Oldtimer-Fans entwickelt

Laut Zulassung dürfen bis zwei Erwachsene und ein Kind bis acht Jahre befördert werden. Der Kabinenroller ist schon der zweite, den Ramm gefahren ist. „Als ich beim Bund war, habe ich mir einen angeschafft, um meine Freundin zu besuchen. Das waren immer 450 unbequeme Kilometer von Bocholt in Nordrhein-Westfalen bis Bergedorf“, erinnert sich der heute 82-Jährige. Später hat er ihn weggegeben und sich ein gemütlicheres Auto angeschafft. Im Jahr 1992 hat er sich dann wieder einen Messerschmitt-Kabinenroller gekauft, dieses Mal für den Spaßfaktor.

Nicht weniger auffallend war der orangefarbene Formel-Ford-Rennwagen, Baujahr 1985, den der Dassendorfer Udo Böttcher mitgebracht hatte. „Fast jeder Rennfahrer, der in die Formel 1 will, ist Formel Ford gefahren“, erzählt der 67-Jährige, der Anfang der 90er Jahre selbst Rennen in dieser Klasse gefahren ist.

Im Kabinenroller mit knapp 10 PS bis in die Schweiz

Sogar auf dem Heidbergring waren Formel-Ford-Boliden unterwegs. Mit 400 Kilo ist der Wagen ein Leichtgewicht. Das Einsteigen ist nicht so einfach, nach dem Hineinklettern klemmt der Fahrer die Beine zusammen und lässt sich mit langgestreckten Füßen wie auf einer Rutsche in den Wagen gleiten.

Udo Böttcher ist früher selbst professionell in der Formel Ford Klasse Rennen gefahren
Udo Böttcher ist früher selbst professionell in der Formel Ford Klasse Rennen gefahren © Denise Ariaane Funke

Im Rennwagen sind noch alle Teile vorhanden, so beispielsweise der Feuerlöscher, der unter einer Platte verbaut ist, über der der Fahrer seine Oberschenkel legt. Der Feuerlöscher ist direkt vom Lenker aus zu starten. Für den Fall, dass der Fahrer das nicht mehr selbst hinbekommt, gibt es eine zweite Vorrichtung, die Helfer von außen betätigen können.

Formel Ford: Der erste Gang reicht bis Tempo 130

Das auffällige Gefährt hat keine Straßenzulassung und wurde daher mit dem Trailer nach Geesthacht gebracht. „Auf der Straße kann man den gar nicht fahren, der erste Gang geht ja schon bis Tempo 130“, erläutert Böttcher.

Michael Kummerfeld konnte wiederum mit seinem himmelblauen Opel Commodore B bequem aus dem südstormarnischen Stellau nach Geesthacht düsen. Sein Schmuckstück hat 140 Pferdestärken unter der Haube und ist gemütlich ausgestattet. Eigentlich wollte der Commodore-Liebhaber den Wagen gar nicht haben, da er schon ein fast baugleiches Modell in der Garage hatte.

„Ich sollte für eine verwitwete Dame den Commodore ihres verstorbenen Mannes begutachten. Aus dem nur mal Schauen ist dann gleich Liebe auf den ersten Blick geworden und ich habe den Wagen prompt gekauft“, berichtet der 55-Jährige. Er war ein Prachtstück. „An dem Garagenauto habe ich so gut wie nichts machen müssen.“

Paar hat 70.000 Euro in ihren Mustang „Black Betty“ gesteckt

Davon können Mirko und Jessica Kästner aus Hamburg nur träumen. In ihr schwarzes Ford Mustang Coupe haben sie mittlerweile Restaurationskosten in Höhe von 70.000 Euro gesteckt. Black Betty nennen sie das rabenschwarze Schmuckstück, das 1968 vom Band gelaufen ist.

Chrom und schwarzer Lack: Der Ford Mustang ist für Jessica und Mirko Kästner wie ihr drittes Kind, allerdings auf Abruf. „Wir leihen uns den Wagen aus der Werkstatt aus, gefühlt steht er mehr dort als bei uns.“
Chrom und schwarzer Lack: Der Ford Mustang ist für Jessica und Mirko Kästner wie ihr drittes Kind, allerdings auf Abruf. „Wir leihen uns den Wagen aus der Werkstatt aus, gefühlt steht er mehr dort als bei uns.“ © Denise Ariaane Funke

„Der Wagen wurde quasi bis zur letzten Schraube auseinandergebaut. Sogar der Motor ist neu“, berichtet Mirko Kästner. „Wir sagen immer, wir leihen uns den Wagen aus der Werkstatt, da er gefühlt mehr dort steht als bei uns“ scherzt Jessica Kästner. „Aber was tut man nicht alles für seine Kinder? Wir haben zwei Söhne, und Black Betty ist quasi unser drittes Kind.“

Kleiner Franzose mit Krückstockschaltung und Starter-Kurbel

Schon fast Stammgast beim Geesthachter Oldtimertreffen ist Hans Rose (74) aus der Elbmarsch. Er schätzt die entspannte Stimmung. Und die interessierten Blicke auf seinen fahrbaren Untersatz, einen 35 Jahre alten Renault R4. Der Franzose hat nicht nur Automobilgeschichte geschrieben, er war früher für manche Besucher das erste Auto: Preisgünstig und mit einfacher Technik fuhr der kleine Franzose mit dem überraschend großen Innenraum millionenfach über Europas Straßen.

Heute überrascht er mit seiner Krückstockschaltung, die häufig ähnlich hakelig war, wie die Trabi-Schaltung. Und der Möglichkeit, den Motor per Kurbel anzuwerfen, sollte die Batterie nicht mehr ausreichend Strom für den Anlasser liefern. Mit bis zu 34 PS war das leichte, kaum 700 Kilogramm wiegende Gefährt ausreichend motorisiert.

Blicke von Zweirad-Enthusiasten zieht Veranstalter Axel Einfeldt (74) mit seinem Oldtimer auf sich, einem Geländemotorrad von Honda. Der fitte Kfz-Meister stellt es nicht nur aus. Er fährt mit der Maschine noch selbst auf ausgewiesenen Strecken ins Gelände.