Mit neuer Software wollen Hamburg und Schleswig-Holstein 110.000 Landesbedienstete verwalten. Doch sie funktioniert nicht.

Kiel/Hamburg. Das Personalprogramm KoPers verzögert sich weiter und wird teurer als bisher bekannt. Hamburg und Schleswig-Holstein müssen sich auf Mehrkosten in Millionenhöhe gefasst machen. In Hamburg sind es 17,45 Millionen Euro, das entspricht einer Verteuerung um fast 45 Prozent. In der schleswig-holsteinischen Staatskanzlei will man konkrete Zahlen erst im Herbst nennen. Mit dem Computerprogramm sollen die rund 110.000 Landesbediensteten verwaltet und bezahlt werden. Die Einführung musste schon mehrfach verschoben werden.

KoPers, die norddeutsche „Kooperation Personaldienste“, wurde 2009 mit einem Verwaltungsabkommen zwischen den beiden Bundesländern gestartet. Im April 2011 bekam das Wiesbadener Softwarehaus P & I den Auftrag, das Programm zu liefern. Der Zeitplan sah vor, dass es Ende 2012 laufen sollte. Daraus wurde nichts. P & I lieferte nicht wie vereinbart ein fertiges Produkt, das nur noch in Teilbereichen angepasst werden musste, sondern legte lückenhafte Programmteile vor. Folge: Ein Einführungstermin nach dem anderen wurde gerissen, die Kosten explodierten. Dabei ging es zunächst nicht um die komplizierteren Funktionen des Programms und um die zentralisierte Personalverwaltung. Schon die erste Aufgabe, die Auszahlung der Versorgungsbezüge an Ruheständler, erwies sich als Hürde. Erst in diesem April wurde diese Komponente in Schleswig-Holstein in Betrieb genommen.

Die Ergebnisse sind nicht erfreulich. In einem Sachstandsbericht der Kieler Staatskanzlei heißt es: „Abrechnung und Auszahlung sind sichergestellt, verursachen jedoch bislang erhebliche Prüf- und Konsolidierungsaufwände im Finanzverwaltungsamt aufgrund noch vorhandener Softwarefehler und Umgehungslösungen.“ Und weil das so ist, können die nächsten Programmkomponenten bis auf Weiteres nicht eingeführt werden: die Bezahlung der Beamten und die der Verwaltungsangestellten. Die geplante Aufnahme des Produktivbetriebs im August und September sei nicht möglich. Neue Termine werden nicht genannt – auch nicht für das Herzstück, die zentralisierte Personalverwaltung. In Hamburg ist die Situation ähnlich verfahren. Die Hansestadt richtet ihren Zeitplan nach den Erfahrungen der Schleswig-Holsteiner aus. Letzter Stand war, dass Hamburg KoPers-Bezahlung für die Beamte und Angestellte zum Jahreswechsel 2014/15 einführen wollte. Dieser Plan ist hinfällig. Bettina Lentz, die Leiterin des Personalamts, sagt: „Die Umstellung der Aktiven wird für 1. Januar 2016 geplant.“ Das wohl auch deshalb, weil die Abrechnung und Auszahlung der Entgelte für Verwaltungsangestellte komplizierter ist als die für Ruheständler. Eine hohe Zahl von Zuschlägen mit jeweils unterschiedlichen steuerrechtlichen Folgen erschwert die Programmierung. Dass die erneut verschobene Einführung sofort ins Geld geht, ist klar. Denn beide Bundesländer überweisen heute schon die Löhne und Gehälter mit Computerprogrammen. Die Altsoftware hat zwar wohlklingende Namen (Paisy, Perle), hat aber auch ihr Lebensende erreicht und ist nur mit hohem Aufwand weiter funktionsfähig zu halten. Die dafür notwendigen jährlichen Beträge überschreiten locker die Millionengrenze.

Aber die Länder stecken in einer Klemme. Ein theoretisch möglicher Wechsel zu einem anderen Softwareanbieter würde zu weiteren Verzögerungen führen. Derzeit heißt deshalb die Devise: Augen zu und durch. Für Schleswig-Holstein steht viel auf dem Spiel. Während Hamburg schon seit Langem eine zentralisierte Personalverwaltung hat, nämlich das Personalamt, ist im „echten Norden“ (Landesmarketingspruch) noch jedes Ministerium selbst für diese Aufgabe zuständig. Rund 900 Bedienstete sind derzeit in diesem Bereich tätig. Von einer Zentralisierung verspricht sich das Land deshalb erhebliche Einspareffekte.