Eigentlich sollte die 100 Millionen Euro teure Software für Personal in Hamburg und Schleswig-Holstein zum Jahresbeginn 2014 starten – doch es gibt weiter Probleme. Kritik vom Steuerzahlerbund.

Kiel/Hamburg. KoPers kommt einfach nicht ins Laufen. Der für den Jahresanfang 2014 geplante Start der 100 Millionen Euro teuren Personalverwaltungssoftware für den öffentlichen Dienst musste erneut verschoben werden. Die vielen Verzögerungen führen in Hamburg und Schleswig-Holstein zu zusätzlichen Kosten in Höhe von rund 20 Millionen Euro – in der Summe also schon 120 Millionen Euro.

KoPers ist ein Gemeinschaftsprojekt. Das Kürzel steht für einen Titel, der an Umständlichkeit kaum zu übertreffen ist: „Kooperation zur Neuausrichtung der IT-Unterstützung von Personalmanagementaufgaben in Hamburg und in Schleswig-Holstein“.

Seit 2009 wird an KoPers gearbeitet. Entwickelt wird es von dem Wiesbadener Softwareunternehmen P & I. Rund 110.000 Bedienstete der beiden Länder sollen damit verwaltet und entlohnt werden. Die Entlohnung sollte ursprünglich im dritten Quartal 2012 starten, die Personalverwaltung im vierten Quartal 2012. Doch beide Ziele waren nicht zu halten. Ein Gutachter hat festgestellt, dass die Projektleitung nicht funktioniert hat. Unter anderem habe es „zwischenmenschliche Verwerfungen“ gegeben, außerdem habe es an Erfahrung mit Großprojekten gemangelt.

Thomas Höhn, der für Schleswig-Holstein zuständige neue Leiter, versucht seit Mitte vergangenen Jahres, KoPers auf Trab zu bringen. Sein erstes Ziel: Zumindest die Abrechnung für die Rentner und Pensionäre sollte ab Januar 2014 von dem neuen Computerprogramm erstellt werden. Doch daraus wurde nichts. Warum nicht? Höhn spricht von zwölf „einführungskritischen Aspekten“, die für den Programmstart erfüllt sein müssen. „Wir liegen bei zehn Aspekten im grünen Bereich, aber bei zwei Aspekten gibt es Probleme.“ Beim Monatsabschluss hake es, und die Schnittstellen zu anderen Programmen bereiteten nach wie vor Schwierigkeiten. „Wir haben die Probleme analysiert und werden sie beseitigen. Aber einen Programmstart konnte man guten Gewissens jetzt noch nicht machen“, sagt Höhn.

Die Arbeitsabläufe waren in den vergangenen Monaten offenbar nicht optimal. „Wir haben an den Programmanforderungen gearbeitet, während zugleich auch schon getestet wurde“, sagt Höhn. „Das hat sich nicht bewährt.“ Anforderungs- und Testphase sollen nun wieder strikt getrennt werden.

Der Projektleiter bleibt trotz der Probleme optimistisch. „Man kann die Programmeinführung schon riechen“, sagt er. Auch Knud Büchmann, in der Kieler Staatskanzlei für die Einführung der Software zuständig, findet: „Unterm Strich ist es gut gelaufen.“ Das neue KoPers-Ziel sind jetzt die Aprilabrechnungen der Ruheständler. Danach sollen von Juli an die Gehaltszettel für die Beamten und im August die Lohnzettel für die Angestellten folgen.

Und dann geht es erst richtig los. Die Personalverwaltungskomponente ist quasi das Prunkstück von KoPers. Sie soll in Schleswig-Holstein ein zentrales Personalmanagement möglich machen, an dem es bisher fehlt. Um es einzuführen, muss nicht nur das Programm funktionieren. Auch die einzelnen Ministerien müssen mitspielen. Sie sind bislang selbst fürs Personalmanagement zuständig und zeigen wenig Lust, diese Aufgabe abzugeben. Dennoch: Anfang 2015 sollen in einem ersten Schritt das Finanz- und das Bildungsministerium auf KoPers umstellen.

Ob das funktioniert, ist die große Frage. Treten auch dort Verzögerungen ein, dürften die Kosten noch weiter ansteigen. Das Bildungsministerium arbeitet derzeit mit der Lehrerverwaltungssoftware PERLE. Sie hat ihre Lebensdauer längst überschritten und wird mit hohem Aufwand am Leben gehalten. Das Land bezahlt für den Weiterbetrieb mehrerer alter Programme allein in diesem Jahr 4,8 Millionen Euro. Die zusätzlichen Kosten der verspäteten KoPers-Einführung beliefen sich im September auf insgesamt 9,2 Millionen Euro. Im Oktober kamen weitere 1,67 Millionen Euro hinzu, der Gesamtbetrag stieg auf 10,87 Millionen Euro. Gegenüber der Wirtschaftlichkeitsberechnung von 2011 hat das neue Programm fast 45 Prozent seines Kapitalwerts verloren. In Hamburg, das die ersten Softwarefunktionen im April starten will, rechnet man mit Zusatzkosten in Höhe von 9,2 Millionen Euro.

Mittlerweile ist auch der schleswig-holsteinische Bund der Steuerzahler auf das Pannenprogramm aufmerksam geworden. Bei der Vorstellung des Schwarzbuchs 2013 mit vielen Beispielen für Steuerverschwendung sagte der Präsident des Steuerzahlerbundes, Aloys Altmann: „Die aktuellen Problemfälle auf Landesebene sind noch nicht hinreichend konkret, um über sie im Schwarzbuch zu berichten. Sicher ist aber, dass das gemeinsam mit Hamburg entwickelte Personalverwaltungsprogramm KoPers weder termingerecht fertig wird noch alle vorgesehenen Anforderungen wird erfüllen können.“

Der CDU-Landtagsabgeordnete Tobias Koch hatte schon im Mai vergangenen Jahres Zweifel daran geäußert, dass das Programm zum Jahresbeginn 2014 laufen wird. Jetzt sagt er: „Die Landesregierung ist in der Pflicht, die erneute Verschiebung und die damit verbundenen Mehrkosten aufzuklären. Fast zwei Jahre nach der Amtsübernahme ist es zu billig, mögliche Fehler auf die Vorgänger abzuschieben. Es wird Zeit, dass die Landesregierung die Probleme endlich in den Griff kriegt.“