Programm für Schleswig-Holstein und Hamburg nicht vor 2014 startklar, natürlich wird es auch wieder teurer. Das Programm KoPers soll eigentlich Verwaltungsprozesse optimieren.

Kiel/Hamburg. Es ist ein Mammutprojekt. Seit 2009 wird an einem neuen Computerprogramm gearbeitet, mit dem die Bundesländer Schleswig-Holstein und Hamburg ihre rund 110.000 Mitarbeiter verwalten und entlohnen wollen. 34 Millionen Euro kostet allein die Einführung von KoPers - so heißt die Software. Bis 2026 werden nach Auskunft des von den Ländern beauftragten IT-Dienstleisters Dataport Gesamtkosten von 120 Millionen Euro entstehen. Doch dieses Mammutprojekt ist in Gefahr.

Das Computerprogramm soll Verwaltungsprozesse optimieren - und in Schleswig-Holstein dafür sorgen, dass das Land endlich mehr Informationen über sein Personal bekommt. Daten, die enorm wichtig sind, um den bis zum Jahr 2020 geplanten Personalabbau - den größten in der Geschichte des Landes - sinnvoll steuern zu können. Mit KoPers soll auch Geld gespart werden - durch vereinfachte Arbeitsabläufe. Aber KoPers, die "moderne integrierte Standardsoftware", widersteht bislang allen Integrationsbemühungen: Sie funktioniert nicht. Folge: Kostensteigerungen. Die beiden Länder haben mittlerweile einen Gutachter eingeschaltet.

Das Problem: Die alte Software Permis-A, die für die Gehaltsabrechnungen genutzt wird ist, hat ihr Lebensende erreicht. Sie sollte eigentlich schon im Oktober 2012 abgeschaltet und durch KoPers ersetzt werden. Nun wird das frühestens Anfang 2014 möglich sein. Auch das veraltete Lehrerverwaltungsprogramm Perle muss länger Dienst tun. Deshalb fallen allein in diesem Jahr zusätzliche Kosten von 274.500 Euro an. Im nächsten Jahr kommen für jeden Monat, in dem KoPers nicht funktionieren sollte, 30.500 Euro hinzu. "Wir müssen Permis-A mit hohem Aufwand weiterlaufen lassen, ansonsten geraten wir in Gefahr, den Beschäftigten des Landes kein Geld mehr überweisen zu können", sagt Knud Büchmann, der in der Staatskanzlei in Kiel den Stabsbereich für zentrale IT-, Organisations- und Personalentwicklung leitet. Und Thomas Losse-Müller, Staatssekretär im Finanzministerium, ergänzt: "KoPers ist ein zentral wichtiges Projekt für uns - sowohl für die Zukunft der Personalverwaltung als auch für den Stellenabbau."

Das hoch verschuldete Land will - wie berichtet - im Zeitraum von 2011 bis 2020 gut 5300 Stellen streichen und damit 267 Millionen Euro einsparen. Wo genau welches Personal abgebaut werden soll, ist aber weitestgehend unklar. Dem Land fehlen dazu wichtige Informationen. KoPers sollte das ändern. Das Programm ermöglicht es, alle Personalinformationen an zentraler Stelle zusammenzuführen. Aber wann?

KoPers stammt von dem Wiesbadener Softwareunternehmen P & I, einem "führenden Premiumanbieter integrierter Softwarelösungen" (Eigenwerbung). Das Unternehmen hatte die Ausschreibung gewonnen und 2011 einen Vertrag mit der Firma Dataport abgeschlossen. Laufzeit: 16 Jahre. Dataport gehört den fünf norddeutschen Bundesländern Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachen und Mecklenburg-Vorpommern. Das Unternehmen hat rund 1750 Mitarbeiter und ist Dienstleister für computergestützte Arbeitsabläufe in öffentlichen Verwaltungen. "Bei uns läuft KoPers im Testbetrieb", sagt Dataport-Pressesprecher Holger Förster. Zu den Verzögerungen bei der Einführung sagt er: "Das hat etwas Elbphilharmonieartiges. Das Projekt musste ständig an neue Entwicklungen angepasst werden." Aber nun sei das Ziel in Sicht. "Hier gehen alle Beteiligten davon aus, dass KoPers Ende 2013 funktionsfähig ist."

Auf der Seite der beiden Länder sieht das etwas anders aus. Sie haben nach einem missratenen Freigabetest im Februar einen Gutachter beauftragt, der die Frage klären soll, ob und wann das Programm funktionieren wird. "Da geht es dann auch um mögliche Schadenersatzforderungen", sagt der Landtagsabgeordnete Tobias Koch (CDU). Er ist Mitglied des Finanzausschusses. Der hat sich in der vergangenen Woche von Knud Büchmann aus der Staatskanzlei erklären lassen, wie es um die integrationsunwillige Software steht. Kochs Eindruck: "Man kann nicht ernsthaft davon ausgehen, dass KoPers zu Jahresbeginn 2014 läuft. Für mich ist das Einführungsdatum völlig offen."

In Hamburg kann man die Sache etwas entspannter sehen. Erstens gibt es hier keine Software, deren Leben künstlich bis zu dem Zeitpunkt verlängert werden müsste, an dem KoPers funktioniert. Zweitens ist die Hansestadt dem nördlichen Nachbarn im Bereich der Personaldaten meilenweit voraus. Jahr für Jahr legt das Personalamt einen Bericht mit allen relevanten Fakten vor. Auch Organisationsfragen, die sich an das neue Programm knüpfen, sind dort schon geklärt. In Schleswig-Holstein nicht. Schließlich ist KoPers eher für eine zentralisierte Verwaltung gedacht. In Schleswig-Holstein geht noch fast jede Behörde seine eigenen Wege. "Ressort-Egoismen" hätten zum Beispiel dafür gesorgt, dass es keine zentralen Personaldaten gebe, heißt es in der Landesverwaltung. Der Landesrechnungshof hat mehrfach gemahnt, erst die Organisation zu überdenken und dann eine passende Software einzuführen. Nun sieht es eher so aus, als werde Schleswig-Holstein seine Verwaltungsstruktur einem Computerprogramm anpassen müssen - falls KoPers läuft.