Bürgermeister will Zusammenarbeit mit Brasilien, Uruguay und Argentinien ausbauen. Rund 40 Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien begleiten Scholz. Am Mittwoch trifft Scholz den uruguayischen Präsidenten.

Hamburg. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) tritt an diesem Wochenende seine dritte große Auslandsreise an. Nach China 2011 und Indien im vergangenen Jahr besucht der Senatschef in der kommenden Woche nun Brasilien, Uruguay und Argentinien.

Allein drei Tage verbringen Scholz und die Delegation aus Wirtschaft und Wissenschaft in der brasilianischen 20-Millionen-Metropole São Paulo, einer der größten Städte und zugleich dynamischsten Wirtschaftsregionen der Welt. Auf dem Programm stehen dort Besuche des größten lateinamerikanischen Hafens Santos und der Eliteuniversität für Raumfahrtechnik ITA und ein Treffen mit dem Bürgermeister Fernando Haddad. In der uruguayischen Hauptstadt Montevideo trifft Scholz am Mittwoch mit dem uruguayischen Präsidenten Mujica zusammen.

Am Donnerstag geht es mit dem Schiff über den La-Plata nach Buenos Aires, wo ein Gespräch mit der Industrieministerin und eine Diskussion zum Thema "Smart Cities" auf der Agenda stehen. Hinzu kommen auf allen drei Stationen der Reise viele Veranstaltungen zur Pflege der wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Kontakte Hamburgs in diese aufstrebende Weltregion.

"Wir haben Bürgermeister Scholz sehr darin bestärkt, in diesem Jahr mit einer Delegation nach Lateinamerika zu fahren", sagte der Vizepräses der Handelskammer, Thomas M. Schünemann, dem Abendblatt. "Die von uns vertretene Hamburger Wirtschaft ist seit weit über 100 Jahren eng mit dieser faszinierenden Weltregion verbunden. Und wir sprechen hier über eine Region, die im letzten Jahr mit 3,1 Prozent stärker gewachsen ist als die Weltwirtschaft." Die Kammer sei zuversichtlich, dass das Wachstum anhalte, sagte Schünemann. "Wer sich rechtzeitig etabliert und sich direkt vor Ort um das Geschäft kümmert, wird an diesem Wachstum teilnehmen." Gute Beziehungen würden nur dann noch besser, wenn man sie pflege. "Die Länderauswahl ist richtig: Wir wissen von 700 Hamburger Firmen, die schon heute Geschäftspartner in Brasilien haben, knapp 600 sind es im Falle Argentiniens, immerhin fast 300 in Uruguay, einem Land mit nur 3,2 Millionen Einwohnern."

Auch Bürgermeister Scholz selbst betont die Bedeutung Lateinamerikas für die Hamburger Wirtschaft. "Wichtige Themen stehen in Lateinamerika und Europa gleichermaßen auf der Tagesordnung. Das betrifft etwa den Ausbau der erneuerbaren Energien oder die Themen Ökologie und Nachhaltigkeit", sagte Scholz. "Hier lassen sich für die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen aus Hamburg und Südamerika sicher Anknüpfungspunkte finden." Hamburg sei eng mit Lateinamerika verbunden. "Die Europäische Union-Lateinamerika/Karibik-Stiftung hat in Hamburg ihren Sitz. Der Lateinamerika-Tag findet immer wieder hier statt. Hamburg hat eine traditionelle Lateinamerika-Kompetenz. Die wollen wir ausbauen", sagte Scholz. Passend dazu hat Hamburg am Dienstag gerade den Zuschlag des Bundesverbands der Deutschen Industrie zur Ausrichtung der Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage 2014 erhalten - dem wichtigsten bilateralen Wirtschaftstreffen, zu dem bis zu 1000 hochrangige Vertreter aus Wirtschaft und Politik erwartet werden. Mit Brasilien besucht Scholz auf seiner dritten großen Reise bereits den dritten BRICS-Staat. BRICS steht für die Vereinigung der Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, denen eine besonders dynamische Entwicklung vorhergesagt wird.

Auch wenn Politiker-Reisen gelegentlich kritisiert werden und mancher die konkreten Ergebnisse vermisst - die Wirtschaft unterstreicht immer wieder die Bedeutung solcher Besuche. "Es ist wichtig, dass der Regierungschef eines international so stark vernetzten Standorts wie Hamburg regelmäßig Reisen zu den wichtigsten Kooperationspartnern unternimmt", sagte etwa Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz. "Nur wenn Beziehungen auf hochrangiger Ebene gepflegt werden, bleiben sie auf Dauer erhalten." Die Kammer danke Scholz auch für die politische Unterstützung ihres Vorhabens, enge Verbindungen zur Fundação Getulio Vargas in São Paulo aufzubauen, einem der wichtigsten Think tanks der Welt. Während des Besuchs soll ein "Letter of Intent" für eine intensive Hochschulkooperation unterzeichnet werden.

Rund 40 Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien begleiten Scholz. Mit dabei sind etwa HHLA-Chef Klaus-Dieter Peters, Messechef Bernd Aufderheide, Norddeutschlands Vattenfall-Chef Pieter Wasmuth und der Präsident des renommierten Hamburger GIGA-Instituts für Globale und Regionale Studien, Prof. Detlef Nolte. Am Sonntag in einer Woche werden sie in Hamburg zurückerwartet. Das Abendblatt wird täglich über die Reise berichten.