39-jährige Hamburgerin gebar ein gesundes Mädchen, nachdem ihr Anfang 2007 ein Eierstock ihrer Zwillingsschwester implantiert wurde.

Die kleine süße Maja ist erst seit sechs Tagen auf der Welt. Warum ihre Eltern ihr ausgerechnet den Namen der römischen Fruchtbarkeitsgöttin Maja gaben, wird sie erst später verstehen können. Aber der Name passt. Denn eigentlich hätte ihre Mutter, die 39 Jahre alte Hamburgerin Susanne Butscher, die seit sechs Jahren in London lebt, nie Kinder zur Welt bringen können. Sie war unfruchtbar. Ihre Eierstöcke waren nicht funktionsfähig. Die kleine Maja verdankt ihre Existenz einem außergewöhnlichen medizinischen Eingriff. Ihre Mutter bekam als eine der weltweit ersten Patientinnen einen Eierstock transplantiert - von ihrer Zwillingsschwester Dorothee. Die überglückliche Mutter sagte der Nachrichtenagentur AP über ihre Tochter: "Als ich sie das erste Mal gesehen habe, habe ich geweint. Sie ist wirklich ein kleines Wunder."

Das Wunder hat der amerikanische Mediziner Dr. Sherman Silber (65) ermöglicht. Am Infertility Centre von St. Louis hatte er Anfang 2007 den seltenen Eingriff vorgenommen, wie er im Kollegenkreis auf dem Kongress der amerikanischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin in San Francisco kürzlich berichtete. Dabei stand bei der Behandlung der Hamburgerin, die mit ihrem englischen Mann in London lebt, nicht das Ziel der Fruchtbarkeit im Vordergrund. Vielmehr sollte ein intakter Eierstock bei ihr der Knochenkrankheit Osteoporose entgegenwirken, unter der die Frau wegen ihres gestörten Hormonhaushalts litt. Nach der Transplantation hatte die Patientin erstmals wieder einen Eisprung und wurde schwanger. Die gesunde Tochter kam per Kaiserschnitt zur Welt und wog bei der Geburt 3600 Gramm.

Der US-Mediziner Silber hatte bereits vor drei Jahren für Furore gesorgt, als er einer 24-jährigen Amerikanerin, die seit ihrem 14. Lebensjahr keine Regelblutung mehr hatte, ebenfalls einen Eierstock eingepflanzt hatte. Auch diese Frau hatte das Glück, eine Zwillingsschwester zu haben, die ihr das Organ spendete. Der Eingriff machte es ebenfalls möglich, dass die bis dahin unfruchtbare Frau schwanger wurde und im Jahr darauf eine gesunde Tochter zur Welt brachte.

Der Hamburger Geburtsmediziner Prof. Dr. Bernhard-Joachim Hackelöer verweist auf den Ausnahmecharakter dieser Eingriffe: "Eine Eileiter-Transplantation kommt nur für eine sehr geringe Zahl von Patientinnen infrage." Die Operationen seien eher für die Forschung als für den medizinischen Bedarf von Bedeutung.

Weltweit suchen Reproduktionsmediziner nach Wegen, bei Frauen die Fruchtbarkeit wiederherzustellen, zum Beispiel nach einer aggressiven Chemotherapie bei Krebserkrankungen. Die lebensrettenden Infusionen ebenso wie Bestrahlungen zerstören nämlich das empfindliche Gewebe in den Eierstöcken, in denen die Eizellen sowie Geschlechtshormone produziert werden. Eine Möglichkeit wäre es, vor der belastenden Therapie einen Eierstock zu entnehmen, um ihn nach erfolgreicher Krebsbehandlung wieder einzupflanzen. Eine Abstoßungsreaktion ist dann nicht zu erwarten, ebenso wie bei dem Gewebe genetisch identischer Zwillinge.

Das generelle Problem ist allerdings die monatelange Konservierung von Organen. Bisher ist es nur kanadischen Forschern gelungen, die Eierstöcke von Ratten tiefgekühlt zu erhalten und sie den Tieren später wieder einzusetzen. Normalerweise werden Blutgefäße wie auch Gewebe zerstört, wenn man sie tiefkühlt. Die dabei entstehenden Eiskristalle schädigen die Zellen.

Deshalb haben zum Beispiel niederländische Chirurgen einer Frau einen Eierstock mit den Blutgefäßen ihres Armes verbunden, um das Organ trotz einer Bestrahlung während der Krebstherapie funktionsfähig zu erhalten. Auch andere Versuche sind schon gelungen, zum Beispiel die Übertragung vor der Krebstherapie entnommenen gesunden Eierstocksgewebes auf einen zuvor nicht mehr funktionstüchtigen Eierstock. Aber auch diese Gewebeübertragungen haben bisher noch Experimentalcharakter.

Sollte sich aus all diesen Möglichkeiten irgendwann ein medizinischer Weg herausbilden, der auch im medizinischen Alltag umgesetzt werden kann, könnte man damit auch Frauen helfen, die darunter leiden, dass sie zu früh in die Wechseljahre kommen.