Während die Bewohner von San Francisco auch vor dem Jahr 1906 von Erdbeben in der Region immer wieder gehört hatten, wußten Wissenschaftler damals praktisch noch nichts darüber, wie und warum sie entstehen. Das änderte sich, als kurz nach dem großen Beben in San Francisco einige Geologen unter der Führung von Andrew Lawson aufbrachen, um das Geheimnis zu ergründen. Sie fanden den San-Andreas-Graben, der das Beben ausgelöst hatte.

Die San-Andreas-Verwerfung oder auch San-Andreas-Störung zieht sich über 900 Kilometer Länge von Mexiko bis Nordkalifornien. Der US-Staat erstreckt sich damit über zwei Kontinentalplatten, wobei San Francisco auf der Nordamerikanischen Platte und Los Angeles auf der Pazifischen Platte liegt. Nur der Teil der Verwerfung, der durch Kalifornien führt, wird San-Andreas-Graben genannt.

Die Pazifische Platte bewegt sich mit durchschnittlich fünf Zentimetern pro Jahr in horizontaler Richtung gegen die Nordamerikanische Platte. Daneben treten auch vertikale Verschiebungen auf. Auf diese Weise entstehen Spannungen in der Erdkruste, die - wenn sie sich plötzlich lösen - heftige Erdbeben auslösen können.

Einige Kilometer östlich von San Francisco, jenseits der großen Bucht, verläuft der Hayward-Graben; er ist sehr viel kürzer als die Andreas-Spalte, aber nicht weniger gefährlich. In diesem Hayward-Graben entstand das Loma-Prieta-Erdbeben, das mit Stärke 6,9 im Jahre 1989 rund um die San Francisco Bay für massive Zerstörungen in Milliardenhöhe sorgte und 67 Todesopfer hinterließ.

Heute kennen die Seismologen ungefähr 300 verschiedene Erdbebengräben in Kalifornien, die jährlich rund 20 000 kleinere und größere Erdstöße produzieren. Kalifornien und erdbebensicher - beides läßt sich nicht unter einen Hut bringen, denn kein Einwohner lebt weiter als 16 Kilometer von einem dieser Gräben entfernt.