Der erste Patient wird in Europa behandelt. Spanien lässt den Geistlichen Miguel Pajares aus Liberia in sein Heimatland zurückbringen.

Madrid/Abuja. Erstmals wird ein mit dem Ebola-Virus infizierter Patient nach Europa geflogen. Die spanische Regierung lässt den Geistlichen Miguel Pajares, 75, aus Westafrika in sein Heimatland zurückbringen. Er hatte in Monrovia Ebola-Kranke betreut. Spanien ist damit nach den USA der zweite westliche Staat, der bei der Epidemie in Westafrika einen mit Ebola infizierten Staatsbürger heimholt.

Nach dem US-Arzt Kent Brantly soll es auch der Helferin Nancy Writebol etwas besser gehen. Beide hatten das experimentelle Mittel „Zmapp“ erhalten. „Nancy ist immer noch sehr, sehr schwach. Aber sie zeigt Zeichen des Fortschritts und bewegt sich in die richtige Richtung“, sagte Bruce Johnson, Chef der Hilfsorganisation, für die beide Helfer gearbeitet hatten. Brantly und Writebol waren aus Liberia in die USA geflogen worden.

Das auf Antikörpern basierende Mittel ZMapp war bisher nur an Affen getestet worden. Nach der anscheinend erfolgreichen Behandlung von Brantly reagieren Experten zurückhaltend auf das Mittel. „Ich denke, wir sollten sehr vorsichtig sein und keine Schlüsse über die Rolle von ZMapp ziehen, bis wir mehr Details erfahren“, sagte der US-Mikrobiologe Thomas Geisbert von der University of Texas in Galveston. Brantly könne auch zu jenen rund 40 Prozent der Patienten gehören, die die Erkrankung ohne Behandlung überleben. „Ich denke, wir benötigen mehr Daten, um eine definitive Aussage zu treffen“, sagte Geisbert.

Nachdem Brantly das Mittel erhalten hatte, habe sich sein Zustand binnen einer Stunde gebessert, hatte der Sender CNN berichtet. Geisbert zweifelte das an. „Es ist nicht realistisch zu erwarten, dass ernste klinische Symptome in einer Stunde verschwinden“, betonte er. „Wir müssen sehr vorsichtig sein“, sagte auch der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. „Wir brauchen noch mehr Daten. Ich würde nicht sagen, dass das Serum die Lösung ist, um alle Ebola-Patienten zu retten. Vielleicht kann es jedoch unterstützend sein.“ Roman Wölfel vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München schließt Nebenwirkungen nicht aus. „ZMapp ist bisher rein experimentell“, sagte er. Das Immunsystem könne stark auf die Antikörper reagieren. „Da es bislang noch keine Daten oder Tests an Menschen gibt, sind die Aussagen über Nebenwirkungen von ZMapp schwierig. Theoretisch reicht die Bandbreite von leichtem Fieber bis hin zu Schockzuständen.“

Aus Nigeria wurden unterdessen sieben bestätigte Fälle gemeldet, darunter zwei Todesfälle. Alle Infektionen gehen auf einen Berater der liberianischen Regierung zurück, der nach der Landung in Lagos zusammengebrochen und später gestorben war. An die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden bereits mehr als 1700 bestätigte und Verdachtsfälle gemeldet, bis zum 4. August starben mehr als 930 Menschen. Vor allem Sierra Leone, Liberia und Guinea sind betroffen. Aus Saudi-Arabien wurde ein erster Verdachtsfall gemeldet. Das Auswärtige Amt rät inzwischen „dringend“ von Reisen nach Sierra Leone, Liberia und Guinea ab.

Biologe Tobias Deschner sagte zu der aktuellen Ebola-Epidemie und der möglichen Übertragung des Virus durch Affen: „Menschen und Menschenaffen können sich mit verschiedenen Krankheiten gegenseitig anstecken, weil wir so nah verwandt sind. Zwar ist der jetzige Ausbruch von Ebola in Westafrika wohl ziemlich sicher nicht von Menschenaffen ausgegangen. Aber wir hatten vor einigen Jahren eine riesige Ebola-Epidemie in Zentralafrika, bei der nicht so viele Menschen gestorben sind, dafür aber sehr viele Menschenaffen – Schimpansen und Tausende Gorillas. Da ist es zu einer Übertragung von Menschenaffen auf den Menschen gekommen – durch Wilderer, die das Fleisch von an Ebola verendeten Affen verkauft haben. Noch ein Grund mehr, die Tiere nicht zu töten, sondern zu schützen. Die Menschenaffen selbst können übrigens nicht das Reservoir des Erregers sein, weil sie sehr anfällig für die Erkrankung sind und schnell daran sterben. Man sucht immer noch nach dem Reservoir, nach dem Ursprung der Erkrankung.“