Bluthochdruck führt die Top-Ten-Liste an, Rückenschmerzen sind auf Platz 3. Auf Position neun finden sich depressive Episoden, die infolge akuter Belastung auftreten können, oft aber Zeichen einer psychischen Erkrankung sind.

Hamburg. Die Arztpraxen sind voll. Obwohl sich die meisten Deutschen gesund fühlen, wie die „Studie zur Gesundheit Erwachsener“ zeigt, suchen sie andererseits laut Versichertendaten der Barmer GEK weit häufiger einen Arzt auf als alle anderen Europäer.

Was führt die Deutschen zum Arzt? Zu den häufigsten Diagnosen wurde vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland ein Ranking für 2012 veröffentlicht. Ausgewertet wurde eine Stichprobe anonymisierter Behandlungsdaten von Allgemeinärzten und hausärztlichen Internisten, die der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein angehören.

Chronische Erkrankungen – Volkskrankheiten – dominieren das vordere Feld. Und gleich vier davon sind Krankheiten, die das kardiovaskuläre Risiko in die Höhe treiben, also eine Gefahr für Herz und Kreislauf bedeuten: Bluthochdruck auf Platz eins, gleich dahinter Fettstoffwechselstörungen, Typ-2- Diabetes an vierter Position und Übergewicht auf Platz sechs. Alle vier sind mit einer beschleunigten Arteriosklerose verbunden, einer gefäßverengenden Verdickung der Arterieninnenwände, die in den westlichen Industrienationen für die meisten Todesfälle verantwortlich zeichnet. Durchblutungsstörungen des Herzens infolge Arteriosklerose der Herzkranzgefäße stellen hierzulande die häufigste aller Todesursachen dar.

Das erhöhte kardiovaskuläre Risiko macht den eigentlichen Krankheitswert des Bluthochdrucks aus, den alle Statistiken übereinstimmend auf Platz eins der häufigsten Diagnosen führen. Beschwerden verursacht eine leichte bis mittelschwere Hypertonie in aller Regel nicht – und das ist das Tückische: Man fühlt sich nicht krank, lebt aber mit einem erhöhten Risiko. Dasselbe gilt für Fettstoffwechselstörungen. Besonders gefährlich wird es für Herz und Gefäße, wenn mehrere Risikofaktoren zusammenkommen – und das ist zunehmend häufig der Fall. Überernährung und Bewegungsmangel können zu komplexen Entgleisungen führen. Menschen mit bauchbetontem Übergewicht leiden oft gleichzeitig an Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen; als Letzter im Bunde gesellt sich später nicht selten noch Typ-2-Diabetes hinzu. Der hat sich in den letzten Jahren epidemieartig ausgebreitet und stellt inzwischen bereits die vierthäufigste Diagnose dar. Das kardiovaskuläre Risiko von Typ-2-Diabetikern ist exzessiv erhöht, und zwar schon lange bevor die Blutzuckerwerte ansteigen.

Es gibt in der Bevölkerung offenbar drei Gruppierungen: erstens die – oft noch bis ins Alter – recht Gesunden, zweitens das gesunde Mittelfeld mit der einen oder anderen Erkrankung und drittens eine Gruppe von Risikopersonen, bei denen sich Krankheiten häufen. Starkes Übergewicht, das heute als eigenständige Krankheit klassifiziert wird, ist eine treibende Kraft für solche Hochrisikokonstellationen. Nicht nur das Herz ist in Gefahr, auch die Gesundheit tragender Gelenke und der Wirbelsäule steht auf dem Spiel. Rückenschmerzen rangieren auf Platz drei der häufigsten Diagnosen in der Allgemeinarztpraxis. Und auf Position neun finden sich depressive Episoden, die infolge akuter Belastung auftreten können, oft aber Zeichen einer psychischen Erkrankung sind. Depressionen, das wird durch das Ranking untermauert, haben inzwischen ebenfalls die Dimension von Volkskrankheiten erreicht.

Das Ranking in der Zusammenfassung: 1. Bluthochdruck 36,6%, 2. Fettstoffwechselstörungen 25,7%, 3. Rückenschmerzen 14,6%, 4. Typ-2-Diabetes 13,2%, 5. Koronare Herzkrankheit 10,7%, 6. Schilddrüsenvergrößerung 10,3%, 7. Übergewicht 8,9%, 8. Lebererkrankungen 7,8%, 9. Depressive Episode 7,8%, 10. Krampfadern der unteren Extremitäten 7,3%