Mehr als 350 Gäste kamen ins Albertinen-Krankenhaus zum 37. Hamburger Gesundheits-Forum von Hamburger Abendblatt, NDR 90,3 und Hamburg Journal. Hier lesen Sie eine Zusammenfassung der wichtigsten Fragen und Antworten.

Warum ist die Früherkennung bei Brustkrebs so wichtig? Große Erfolge können wir erreichen, wenn wir den Brustkrebs möglichst in einem Vor- oder Früheststadium erkennen. Das geht nur mit Mammographie und Ultraschall. Für gesunde Frauen ohne besonderes Risiko ist vorgesehen, dass vom 50. bis zum 69. Lebensjahr jährlich bis zweijährlich eine Mammographie durchgeführt wird. Das ist noch nicht gesetzlich, aber ich hoffe, dass es im nächsten Jahr durchgesetzt wird. Studien zeigen, dass eine Mammographie ab dem 40. Lebensjahr sinnvoll ist. Vor dem 40. Lebensjahr ist sie nur angezeigt, wenn ein besonderes Risiko besteht. Prof. Martin Carstensen, Chefarzt der Gynäkologie am Albertinen-Krankenhaus

Wann muss bei Brustkrebs eine Strahlentherapie durchgeführt werden? Wenn man sich für eine Brust erhaltende Operation entscheidet, trifft man auch schon die Entscheidung für die nachfolgende Strahlentherapie, denn beide hängen untrennbar zusammen. Die Bestrahlung wird nach der Operation durchgeführt. Es sei denn, es wird zusätzlich eine Chemotherapie eingesetzt. In diesem Fall folgt zunächst die Chemotherapie, später die Strahlentherapie. Prof. Winfried Alberti, Direktor der Abteilung für Strahlentherapie am UKE

Hat die Ernährung Einfluss auf die Entstehung von Brustkrebs? Frauen mit Übergewicht haben ein etwas erhöhtes Risiko. Mein Rat ist, das Normalgewicht zu halten. Eine große Bedeutung hat Übergewicht bei jungen Mädchen. Das wissen wir aus Studien über Frauen, die in der Nachkriegszeit aufgewachsen sind. Sie hatten in der Zeit wenig zu essen, in der ihre Brustdrüsenentwicklung begann, und im späteren Alter ein niedrigeres Risiko, an Brustdrüsenkrebs zu erkranken. Das bedeutet: Wir sollten unsere Töchter in der Phase, in der sich die Brustdrüsen entwickeln, davor hüten, übergewichtig zu sein. Übergewicht in dieser Lebensphase bedeutet ein höheres Risiko, später nach 30, 40, 50 Jahren an Brustkrebs zu erkranken. Prof. Carstensen

Wie sieht es mit der Vorsorge beim Gebärmutterhalskrebs aus? Bei dieser Vorsorgeuntersuchung können wir Vorstufen erkennen, bevor daraus ein richtiger Krebs entsteht. Deswegen sollten Frauen ab dem 20. Lebensjahr regelmäßig einmal im Jahr zu ihrem Frauenarzt gehen. Prof. Carstensen

Was sagt der PSA-Bluttest bei der Früherkennung des Prostatakrebses aus? Wenn dieser Wert erhöht ist, heißt das nicht unbedingt, dass man Krebs hat, aber es muss näher untersucht werden. Im Moment sagen wir, der Mann sollte sich zwischen dem 50. und 75. Lebensjahr jährlich untersuchen lassen. Er müsste häufiger untersucht werden, wenn der Krebs in der Familie vorkommt. Allerdings wird die Untersuchung im Rahmen der Vorsorge nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Dr. Rudolf Osieka,niedergelassener Urologe

Können Tomaten vor Prostatakrebs schützen? Viele Pflanzen, gerade Tomaten, enthalten sekundäre Pflanzenstoffe, die offensichtlich die Entstehung von Krebs beeinflussen. Es müssen viele Stadien durchlaufen werden, bevor ein Tumor entsteht. Offensichtlich können diese sekundäre Pflanzenstoffe zusammen mit bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen dafür sorgen, dass immer wieder eine Schutzbarriere eingezogen wird, dass zum Beispiel Schadstoffe abgefangen werden können und Zellteilungen, die ungünstig verlaufen würden, gestoppt werden. Aber wie viel von diesen Stoffen gebraucht wird, ist noch unklar. Katharina Titzck, Ernährungsberaterin bei der AOK Hamburg

Wie oft und ab welchem Alter ist eine Darmspiegelung sinnvoll? Was die Kassen jetzt als Vorsorgeleistung vorsehen, ist ein vernünftiger Kompromiss. Für den Patienten mit einem durchschnittlichen Risiko bedeutet das, mit 55 Jahren zur Darmspiegelung zu gehen und dann noch einmal mit 65. Das empfehlen wir auch. Wenn ein bestimmtes Familienrisiko oder ein individuelles Risiko in der Vorgeschichte bestehen, muss man davon abweichen. Prof. Friedrich Hagenmüller, Leiter der Gastroenterologie am AK Altona

Ist Darmkrebs heilbar? Wenn man sie früh entdeckt, kann man die meisten Darmkrebse heilen. Der Darmkrebs tut uns biologisch einen Gefallen: Er hat in den meisten Fällen Vorläufer, gutartige Polypen, die ganz langsam wachsen. Die machen uns aufmerksam, wo der Krebs eines Tages entstehen kann. Wenn wir sie entfernen, können wir diese Entwicklung unterbrechen. Prof. Hagenmüller

Auf welchem Stand ist die Schmerztherapie bei Tumorerkrankungen? Die Schmerzen sind ein großes Problem für die meisten Krebspatienten. Es gibt Untersuchungen, nach denen 49 Prozent aller Krebspatienten zur Zeit der Diagnosestellung bereits Schmerzen haben. Schmerzen sind der häufigste Anlass einer Krankenhauseinweisung bei Krebspatienten. Das müsste nicht so sein. Die wissenschaftlichen Möglichkeiten haben sich in den vergangenen Jahren so rasant entwickelt, dass die Kenntnisse darum nicht weit genug verbreitet sind. Es wird mit vielen Medikamenten einerseits zu zögerlich umgegangen, besonders mit Opiaten, andererseits manchmal unbedacht. Dr. Maja Falckenberg, Schmerztherapeutin am Krankenhaus Alten Eichen

Wie kommt es, dass Metastasen gefunden werden, der Primärtumor aber unentdeckt bleibt? Diese Situation ist nicht sehr selten. Entweder wird der Ausgangskrebs nie festgestellt, weil er möglicherweise so klein ist, dass er sich nie zu erkennen gibt, oder "ausgebrannt" ist, seinen Betrieb also eingestellt hat. Aber die Metastasen leben weiter. Entscheidend für die Behandlung ist, zu erkennen, um welche Tumorart es sich handelt. Für die Therapie muss man nicht unbedingt wissen, wo er entstanden ist, sollte aber trotzdem danach suchen. Dr. Ulrich Müllerleile, Leiter der Onkologie am AK Barmbek

Kann Angst ein Krebsleiden beeinflussen? Es gibt Menschen, die haben schon zu gesunden Zeiten chronische Angst vor Krebs oder davor, krank zu werden. Diese trifft eine Krebserkrankung mit ähnlicher Häufigkeit wie Menschen, die bei der Diagnose Krebs sagen: Das es mich trifft, hätte ich nie gedacht. Dass, wer einmal Krebs hatte, immer mit einer Portion Angst leben wird, kann gar nicht anders sein. Denn eine hundertprozentige Sicherheit, ich bekomme das nie wieder, ist unwahrscheinlich. Dr. Anna Staufenbiel-Wandschneider, niedergel. Psychoonkologin und Internistin

Angst, Trauer, Depression, Pessimismus sind normale menschliche Regungen. Und es ist mit keiner Untersuchung bewiesen, dass Pessimisten öfter Krebs bekommen als Optimisten. Dr. Müllerleile

Welche Rolle spielt die Ernährung bei Magen- und Darmkrebs? Es werden immer wieder die Ballaststoffe diskutiert, die für ein gutes Stuhlvolumen sorgen und dafür, dass Schadstoffe abgefangen werden können und schneller den Darm passieren. Für den Magen sind bestimmte Stoffe sehr ungesund, zum Beispiel Schadstoffe, die durch das Grillen entstehen (Nitrosamine). Wenn man bei der Ernährung darauf achtet, also beim Grillen und beim Pökelfleisch vorsichtig ist, kann man viel für sich tun. Katharina Titzck

Ist der Bauchspeicheldrüsenkrebs erblich? Er ist erblich, und es gibt diagnostische Methoden, mit denen man die Erblichkeit belegen kann. Aber auch alles, was zu einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse führt, wie Alkohol im Übermaß oder Rauchen, erhöht das Risiko, an diesem Krebs zu erkranken. Wir fürchten ihn besonders, weil er sehr tückisch ist und sehr schwer im frühen Stadium zu erfassen ist. Wer eine Häufung in der Familie hat, sollte einen Experten um Rat fragen. Prof. Hagenmüller

Ist das Hodgkin-Lymphom heilbar? Der Lymphdrüsenkrebs Morbus Hodgkin zeigt Unterschiede zwischen wenig und sehr bösartig. Aber wenn man ihn nicht behandelt, führt er immer zum Tode. Glücklicherweise können wir heute etwa drei von vier Patienten sicher heilen. Einer von den vieren bekommt einen Rückfall. Früherkennungsuntersuchungen bei bösartigen Lymphdrüsenerkrankungen stehen uns nicht zur Verfügung. Prof. Ulrich Kleeberg, Vorsitzender der Hamburger Krebsgesellschaft und niedergelassener Onkologe

Wie wird Blasenkrebs behandelt? Die Behandlung richtet sich danach, wie weit der Krebs ausgebreitet ist und welche Wachstumspotenz er hat. Blasenkrebs ist heilbar, wann man ihn früh findet und man kann ihn gut entfernen. Es gibt aber auch sehr kleine Blasentumoren, die sehr schwer heilbar sind. Aber beim Blasenkrebs sitzt der Tumor häufig nicht nur an einer Stelle, sondern kann an anderen Stellen nach einiger Zeit wieder aufblühen. Deshalb ist die Nachsorge beim Blasenkrebs lebenslang. Die Vorsorge ist die Untersuchung des Urins auf rote Blutkörperchen. Dr. Osieka

Zusammenfassung:

CORNELIA WERNER/ DANIELA SCHMIDT