Eine Darmspiegelung bringt Klarheit und kann sofort Vorstufen des Krebses beseitigen. Durch rechtzeitige Untersuchungen ließen sich viele Tumor- Erkrankungen verhindern, sagt Prof. Peter Layer vom Israelitischen Krankenhaus.

Darmkrebs verhindern ist das Ziel der Felix-Burda-Stiftung. Sie hat vor einigen Monaten erklärt, dass sie mit einer umfangreichen Aufklärungskampagne die Sterblichkeitsrate bei Darmkrebs in den nächsten fünf Jahren halbieren will. Denn dieser Tumor bildet sich meist aus gutartigen Vorstufen, den Darmpolypen. Werden sie rechtzeitig entdeckt und beseitigt, kann der Krebs gar nicht erst entstehen.

Manche Polypen machen sich durch kleine Blutungen bemerkbar. "Diese lassen sich durch einen Stuhltest nachweisen. Deswegen nimmt der Test auf verborgenes Blut im Stuhl, der bei der Vorsorgeuntersuchung durchgeführt wird, einen so hohen Stellenwert ein", betont Prof. Peter Layer, Ärztlicher Direktor des Israelitischen Krankenhauses. "Diesen Test sollten Frauen und Männer ab dem 45. Lebensjahr einmal pro Jahr durchführen lassen", rät der Magen-Darm-Spezialist. "Wird bei diesem Test Blut gefunden, muss eine komplette Darmspiegelung durchgeführt werden", sagt Prof. Carsten Zornig, Chefarzt der Chirurgie am Israelitischen Krankenhaus. Viele Polypen machen keine Symptome. Deshalb haben die Krankenkassen Darmspiegelungen in das Vorsorgeprogramm aufgenommen. Seit Oktober übernehmen die Krankenkassen ab dem 56. Lebensjahr zweimal im Abstand von zehn Jahren die Kosten einer Darmspiegelung.

"Die Darmspiegelung ist weitaus aussagekräftiger als der Stuhltest. Denn Studien haben gezeigt, dass nur 30 Prozent der Tumoren durch den Stuhltest nachweisbar sind. Die Darmspiegelung hat außerdem den Vorteil, dass wir gutartige Polypen gleich durch das Endoskop abtragen können", erklärt Layer. Diese gutartigen Polypen brauchen in der Regel zehn Jahre, bis sie zum bösartigen Dickdarmkrebs werden. "Deswegen ist die wichtigste Vorsorge die Darmspiegelung, und zwar ab dem Alter von 50 Jahren alle fünf Jahre, auch ohne Blut im Stuhl", betont der Internist. Denn das sei die einzige Chance, einen Tumor noch in einem so frühen Stadium zu finden, dass er gute Heilungschancen hat.

So ließen sich viele Darmkrebse verhindern, eine der häufigsten Tumorerkrankungen in Deutschland. In der Bundesrepublik erkranken jährlich 24 000 Männer und 28 000 Frauen an diesem Krebs. Bei Frauen ist es die zweithäufigste und bei Männern die dritthäufigste Krebserkrankung.

Bei der Entstehung dieses Krebses spielt der Lebensstil eine große Rolle. "Alkohol und eine fettreiche Ernährung fördern Polypen und Darmkrebs. Vor dem Krebs schützen kann eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse, besonders Kohl, Knoblauch und Zwiebeln", so Layer. Auch Bewegungsmangel ist ein Risikofaktor. "Das hängt damit zusammen, wie schnell der Darminhalt weiterbefördert wird. Bewegungsmangel verlangsamt die Geschwindigkeit der Darmpassage, und so können giftige, Krebs erregende Substanzen länger auf die Schleimhaut einwirken", erklärt Layer. Auch bei Darmkrebs in der Verwandtschaft ist erhöhte Vorsicht geboten. "Bei Verwandten ersten Grades, die an diesem Krebs erkrankt sind, verdreifacht sich das Risiko", so Layer. Weitere Risikofaktoren sind chronische Entzündungen des Darmes wie zum Beispiel Morbus Crohn oder Kolitis ulcerosa.

Ist die Diagnose Darmkrebs gestellt, übernimmt zunächst der Chirurg die Behandlung. "Der von dem Tumor befallene Darmabschnitt wird zusammen mit den betroffenen Lymphknoten entfernt. Wie viel Darm entfernt werden muss, hängt von der Lage des Tumors ab", so Zornig. Viele Menschen haben dabei Angst vor einem künstlichen Darmausgang. Doch ein solcher Anus praeter muss heute viel seltener angelegt werden als früher, beruhigt Zornig. "Ein dauernder Anus praeter kommt immer dann in die Diskussion, wenn der Tumor direkt am Schließmuskel sitzt und man diesen wegen des Sicherheitsabstandes mitentfernen muss. Ein vorübergehender Anus praeter wird angelegt, wenn wir tief liegende Tumoren operieren, um diesen Darmteil für die Heilungszeit stillzulegen. Ist die Heilung abgeschlossen, wird der Darm wieder zurückverlegt", erklärt der Chirurg, der in seiner Abteilung jährlich etwa 300 Patienten an einem Dickdarmkrebs operiert. Die Operation dauert ein bis drei Stunden, und der Patient muss etwa 14 Tage im Krankenhaus bleiben.

Nach der Operation schließt sich oft eine intensive Nachbehandlung an, die ungefähr sechs Monate dauert. "Ab einer bestimmten Größe des Tumors zum Zeitpunkt der Operation empfiehlt sich eine anschließende Chemotherapie und zwar auch dann, wenn der Chirurg davon ausgeht, dass der Tumor komplett entfernt ist und es keine Metastasen gibt. Mit dieser Therapie wollen wir eventuelle Mikrometastasen zerstören, die so noch nicht zu erkennen sind. Sitzt der Krebs im Enddarm, wird die Chemotherapie mit einer Strahlentherapie kombiniert", erklärt Layer.

Doch nicht immer lässt sich durch diese radikalen Methoden der Krebs besiegen, und es treten später wieder Metastasen auf, meistens in der Leber, beim Krebs des Enddarmes auch in der Lunge.

In der Behandlung dieser Metastasen hat sich einiges geändert. "War früher die Chemotherapie das Mittel der Wahl, können wir heutzutage einzelne Metastasen in der Leber und manchmal auch in der Lunge chirurgisch entfernen", berichtet Zornig. "Und bei Lebermetastasen, die chirurgisch nicht zu behandeln sind, haben wir die Möglichkeit der lokalen Therapie mit der Radiofrequenzablation. Dabei führen wir unter Ultraschall eine Nadel mit Hochfrequenzstrom in den Tumor hinein und können diesen durch die Hitze zerstören", fügt Prof. Layer hinzu. In seiner internistischen Abteilung des Krankenhauses werden 300 bis 400 Darmkrebspatienten pro Jahr behandelt.

Die wichtigste Aufgabe für die Zukunft bleibt für die beiden Spezialisten, mehr Menschen von der Notwendigkeit der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen zu überzeugen. "Denn ist der Tumor nur auf die Schleimhaut beschränkt, können wir mit 90-prozentiger Sicherheit sagen, dass der Patient geheilt ist, wenn der Krebs mit ausreichendem Sicherheitsabstand entfernt wurde", betont Prof. Zornig.