Fällt das Wort Magenspiegelung, haben viele Menschen gleich ein deutliches Bild vor Augen: Sie mussten einen Schlauch schlucken, und der Arzt betrachtete durch das Endoskop die Magenschleimhaut. Wenn sich dort ein kleines Loch in der Schleimhaut, ein Magengeschwür, fand, wurden Gewebeproben entnommen. Der Grund dafür ist, dass sich hinter einem Geschwür auch mal ein Magenkrebs verbergen kann. "Die Tumorzellen sind nicht so resistent gegen Magensäure wie normale Schleimhautzellen. Deswegen wird die Schleimhaut von der Magensäure angefressen, und es bildet sich ein Geschwür. Daher gilt jedes Magengeschwür zunächst als suspekt und wird regelmäßig kontrolliert, bis es abgeheilt ist", erklärt Prof. Peter Layer. Denn Beschwerden wie Schmerzen im Oberbauch, Appetitlosigkeit oder Gewichtsverlust treten erst auf, wenn der Krebs weiter fortgeschritten ist. "Dann gilt auch als klassisches Zeichen eine plötzliche Abneigung gegen Fleisch", so Layer weiter.

Am Magenkrebs erkranken in Deutschland etwa 18 000 Menschen pro Jahr. "Besonders Tumoren am Mageneingang nehmen zu. Statistisch ist dieses so genannte Cardiakarzinom einer der am schnellsten zunehmenden Tumoren überhaupt", so Layer. "Diese Zunahme hängt mit einem chronischen Reflux zusammen, bei dem ständig Magensäure in die Speiseröhre zurückfließt", fügt Prof. Carsten Zornig hinzu.

Der klassische Magenkrebs hingegen, im mittleren Magen und am Magenausgang, nimmt ab. "Man vermutet, dass diese Abnahme mit der Änderung der Haltbarkeitsmachung der Nahrung zu tun hat. Denn gepökelte, geräucherte oder gesalzene Speisen, wie sie früher üblich waren, gelten für diesen Krebs als Risikofaktoren", so Prof. Layer. Weitere Risikofaktoren sind erbliche Veranlagung, eine bestimmte Gastritis, bei der zu wenig Magensäure gebildet wird, und eine chronische Infektion mit dem Magenkeim Helicobacter pylori.

Bei der Behandlung des Tumors steht an erster Stelle die Operation: "Bei fast allen Patienten werden der Magen und die regionalen Lymphknoten komplett entfernt und der Dünndarm direkt an die Speiseröhre angeschlossen", erklärt Zornig. Anschließend sollen die Patienten zunächst statt drei großer Mahlzeiten sechs kleine Portionen am Tag essen, weil der Magen als Reservoir fehlt und sich der Dünndarm erst an die neue Aufgabe gewöhnen muss. "Aber nach einigen Monaten hat sich das Essverhalten bei vielen Patienten wieder normalisiert", beruhigt Zornig. Wenn ein Tumor bereits so fortgeschritten ist, dass eine Operation nicht mehr möglich ist, werden die Patienten mit einer Chemotherapie behandelt.

"Die Überlebenschancen beim Magenkrebs sind sehr davon abhängig, in welchem Stadium wir ihn entdecken", sagt Prof. Zornig. "Frühstadien haben eine 90-prozentige dauerhafte Überlebenswahrscheinlichkeit." Allerdings ist bei vielen Patienten, die mit einem solchen Tumor zu ihm in die Behandlung kommen, der Krebs schon weiter fortgeschritten. "Insgesamt liegt die Überlebensrate beim Magenkrebs nach fünf Jahren bei 50 Prozent", so Prof. Zornig.