Bernhard-Nocht-Institut findet Erreger des Amselsterbens im Blut eines Mannes. Virus wird von Stechmücken auf Menschen übertragen.

Hamburg. Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) hat erstmals bei einem Menschen in Deutschland eine Infektion mit dem für Vögel tödlichen Usutu-Virus nachgewiesen. Das Virus hatte im Sommer 2011 im Südwesten Deutschlands Tausende Amseln getötet und grassiert derzeit in einem ähnlich hohen Ausmaß.

Das tropische Virus wird von Stechmücken auch auf Menschen übertragen. Das zeigten Meldungen unter anderem aus Italien. Dort waren im Jahr 2009 zwei immungeschwächte Patienten durch das Virus an Gehirnentzündung erkrankt. "Nach dem Massensterben der Amseln 2011 wollten wir die medizinische Relevanz für die deutsche Bevölkerung überprüfen", sagt Dr. Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter der virologischen Diagnostik am BNI. "In Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz untersuchten wir im Winter die Seren von 4200 Blutspendern und entdeckten im Blut eines Spenders Antikörper, die auf eine Infektion im August/September 2011 hinwiesen, dem Höhepunkt des Ausbruchs."

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Der Mann aus Hessen habe keine Krankheitssymptome gezeigt. Generell verlaufe die Infektion eher unauffällig: Leichtes Fieber, Ausschlag und Gelenkschmerzen ähnelten einer Sommergrippe, so der Virologe. Er hofft auf eine erhöhte Aufmerksamkeit bei deutschen Hausärzten: "Wenn wir mehr Proben untersuchen könnten, würden wir mehr Infektionsfälle finden."

Das aus Afrika stammende Usutu-Virus wird von Stechmücken (Culex pipiens) übertragen. Auch die Eier und damit die Nachkommen der Mücken sind infiziert. Die Zahl der toten Amseln sei ein verlässlicher Indikator für die Aktivität und die Ausbreitung des Virus, sagt Schmidt-Chanasit. Sein nächstes Ziel ist, das Virus nicht nur indirekt über Antikörper im Blut, sondern direkt nachweisen zu können.