Die Krankheit hatte im vergangenen Sommer im Südwesten Deutschlands zu Massensterben geführt. Ausbreitung auf weitere Bundesländer befürchtet.

Hamburg. Das für Vögel tödliche Usutu-Virus ist jetzt erstmals auch bei einer toten Amsel in Siegen in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen worden. Das teilte das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) in Hamburg am Freitag mit. Die Krankheit hatte im vergangenen Sommer im Südwesten Deutschlands zu einem Massensterben von Amseln geführt.

Der Ausbruch der Infektion könne weitere Bundesländer erfassen, sagte BNI-Virologe Jonas Schmidt-Chanasit. Das Virus sei zudem erneut in sechs toten Amseln aus Rheinland-Pfalz gefunden worden, sodass es hier wieder zu einem Massensterben kommen könnte. Im vergangenen Sommer waren im Dreiländereck Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg Hunderttausende Amseln erkrankt und verendet.

Der Befund in Nordrhein-Westfalen zeige, dass sich das Usutu-Virus nicht vorwiegend in Flusstälern ausbreite, sondern durch normale Stechmücken in Ballungsgebieten, erklärte Norbert Becker von der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Schnakenbekämpfung im pfälzischen Waldsee. Deren Mitarbeiter hatten in dieser Woche rund 20 tote Amseln zur Untersuchung nach Hamburg geschickt.

In der Pfalz bei Landau, rund um Neustadt/Weinstraße und bei Bad Dürkheim seien in diesem Jahr bisher insgesamt 95 tote Vögel gemeldet worden, sagte Becker. Die Forscher rufen dazu auf, infizierte Vögel zu melden. Sie hätten ein zerzaustes Gefieder, könnten kaum noch fliegen und taumelten auffällig, weil das Virus auch das Gehirn befällt. Tot aufgefundene Vögel sollten möglichst rasch an das BNI in Hamburg geschickt werden.

+++ Amseln schützen +++

Deutsche Forscher hatten bereits im Frühjahr ein Amselsterben durch afrikanische Usutu-Viren vorhergesagt. Zwar seien die Erreger bislang nicht bei toten Vögeln nachgewiesen worden, wohl aber in überwinternden Stechmücken. Die durch Mücken übertragene Infektion hatte 2011 zahlreiche Vögel in der Rheinebene und angrenzenden Gebieten befallen und getötet.

Usutu-Viren wurden bereits 2010 in deutschen Stechmücken (Culex pipiens) gefunden und können auf den Menschen übertragen werden. Wie gefährlich eine Infektion für Menschen ist, ist noch nicht eindeutig geklärt. Im Jahr 2009 erkrankten zwei immungeschwächte Patienten in Italien daran. Die Infektion gehe mit Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschlägen einher und könne im schlimmsten Fall eine Gehirnentzündung auslösen, hieß es bereits im vergangenen Jahr.

Im vergangenen Juni hatten sich Meldungen über Funde toter Vögel vermehrt, vor allem in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Den Angaben zufolge waren daraufhin 223 Vögel aus 19 Arten untersucht worden. Davon waren 86 mit den Viren infiziert, darunter 72 Amseln. Außerhalb von Afrika waren die Viren erstmals 2001 in und um Wien aufgetreten. Infizierte Vögel zeigen oftmals ein zerzaustes Gefieder und Verhaltensauffälligkeiten und sollten gemeldet werden. Tote Vögel sollten an das BNI, die Aktionsgemeinschaft oder ein örtliches Veterinäramt geschickt werden. Der Nabu stellt dazu Informationen und Adressen auf der Website www.nabu.de zusammen. Die Institutionen weisen darauf hin, dass Finder ihre Hände mit Handschuhen oder Plastiktüten schützen und anschließend reinigen sollten.

Mit Material von dpa