Muscheln rührt Jonas Schmidt-Chanasit nicht mehr an, seitdem er sich auf einer Fernreise eine Muschelvergiftung geholt hat. Von Tropenkrankheiten ist er bis jetzt jedoch verschont worden - obwohl er sich täglich damit beschäftigt.

Der 33-Jährige ist Leiter der virologischen Diagnostik am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Aktuell befasst er sich mit Usutu-Viren, die 2011 für ein Amselsterben im süddeutschen Raum gesorgt haben. Wenn Schmidt-Chanasit abends das Labor verlässt, hat er es nicht weit: Unter der Woche wohnt er im Institut, direkt über dem Labor, in einem Zimmer mit Hafenblick: "Das ist schon sehr beeindruckend." Die Wochenenden verbringt er in seiner Heimat Berlin, wo auch seine Familie wohnt.

Während seines Studiums und seiner Doktorarbeit hat er viel Zeit in Thailand verbracht, doch nicht als Tourist, sondern im Dienste der Forschung. Im vergangenen Jahr war er wieder dort und sammelte Mückenspeichel aus eigens gebauten Fallen ein. Die Mücken wurden mit Lampen angelockt, leckten Honig ab und hinterließen so den Speichel in den Fallen. "Wir wollten sehen, welche Viren darin vorkommen."

Nun also die Usutu-Viren. Sie stammen eigentlich aus Afrika und haben in deutschen Stechmücken überwintert. Daher die Sorge: Auch in diesem Jahr könnten der Infektion massenweise Vögel zum Opfer fallen.