Die neue Technik soll bei der Operation von Hand geführte Schnitte überflüssig machen und damit die Sicherheit des Eingriffs erhöhen.

Hamburg. Das Sehen wird immer verschwommener. Betroffene haben das Gefühl, sie blicken durch einen Schleier und fühlen sich durch helles Licht immer stärker geblendet. Das sind typische Symptome einer Trübung der Augenlinse, im Volksmund bekannt als Grauer Star. Die Operation eines Grauen Stars ist der häufigste Eingriff in der Augenchirurgie: Pro Jahr werden laut dem Berufsverband der Augenärzte in Deutschland etwa 600 000 Eingriffe wegen einer Linsentrübung (Katarakt) durchgeführt.

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Jetzt soll ein neuer Laser die Behandlungsmöglichkeiten dieser Augenerkrankung verbessern. Erstmals in Hamburg wird im EuroEyes-Augenlaserzentrum der Graue Star mit einem sogenannten Femtosekunden-Infrarotlaser operiert. Dabei handelt es sich um ein Gerät, von dem bisher in Europa erst fünf im Einsatz sind.

"Bis jetzt wurde der Graue Star immer operiert, indem man das Auge und die Kapsel der Linse mit einem Messer öffnen und mit dem Ultraschall die Linse zertrümmern musste. Nach dem Absaugen dieses Gewebes wurde die Kunstlinse eingesetzt. Das war etwas sehr Erprobtes", sagt Dr. Jørn Slot Jørgensen, Gründer und ärztlicher Leiter der EuroEyes-Augenlaserzentren.

"Aber jetzt ist die Lasertechnologie so weit fortgeschritten, dass ein Femtosekundenlaser die Arbeit des Skalpells übernimmt. Er lässt sich programmieren und führt sehr präzise den Schnitt im Auge und die Öffnung der Linsenkapsel aus und zertrümmert die Linse. Nur das Absaugen und das Einsetzen der neuen Linse muss der Operateur noch mit der Hand durchführen. Die Schnitte am Auge mit dem Laser sind so präzise, wie man es von Hand nicht machen kann", sagt der Augenchirurg, der bis jetzt zehn Patienten mit dem neuen Laser operiert hat. Für die präzise Steuerung des Lasers sorgt auch ein integrierter Scanner, der - ähnlich wie ein Computertomogramm - Schnittbilder vom Innern des Auges aufnimmt.

Der entscheidende Vorteil des Lasers, so Jørgensen, liege darin, dass man nicht mehr mit dem Skalpell arbeiten muss: "Um die Linse zu entfernen, müssen wir in die Vorderseite der Linsenkapsel ein Loch schneiden, und diese Öffnung muss immer kreisrund sein. Ist sie das nicht, dann reißt die Kapsel leicht ein. Das kann dazu führen, dass der Glaskörper, der hinter der Linse liegt, nach vorne fällt. Dadurch kann es zu einer Netzhautablösung kommen. Dieses Risiko ist mit dem Laser viel geringer, weil er immer präzise diese kreisrunde Öffnung in die Linsenkapsel schneidet", sagt Jørgensen. Einen weiteren Vorteil sieht der Augenchirurg darin, dass die Patienten durch die kleineren Schnitte weniger Schmerzen haben und es seltener zu Hornhautverkrümmungen komme, die das Tragen einer Brille erforderlich machen.

Mit dem Einsetzen der neuen Linse kann eventuell auch gleich eine Alterssichtigkeit behoben werden. "Dann setzen wir den Patienten eine Linse mit zwei Brennpunkten, eine sogenannte Bifokallinse, ein. Das bedeutet, sie können damit in die Ferne schauen und ohne Brille lesen."

Es kämen deshalb auch Patienten zu ihm, die keinen Grauen Star hätten, meist im Alter zwischen 48 und 70 Jahren, und die nur ihre Altersichtigkeit beheben lassen wollen. "Auch bei diesen Patienten können wir die noch klare Linse mithilfe des Femtosekundenlasers gegen eine Bifokallinse austauschen und ihnen damit für den Rest ihres Lebens eine Lesebrille ersparen", sagt Jørgensen.

Doch die neue Technik hat ihren Preis: Die Operation des Grauen Stars mit dem Femtosekundenlaser kostet pro Auge rund 2500 Euro, mit dem Einsetzen einer Bifokallinse rund 3000 Euro pro Auge. Private Krankenkassen übernehmen die Kosten eventuell nach einem Kostenvoranschlag, gesetzliche Kassen bezahlen den Eingriff nicht.

Dr. Detlef Rose, Chefarzt der Augenklinik an der Asklepios-Klinik Altona, begegnet der neuen Technik mit vorsichtiger Skepsis. Nach seiner Ansicht ist das Verfahren kein entscheidender Umbruch. "Diese Methode muss sich erst einmal an den bewährten Methoden messen lassen, sodass man feststellen kann, ob die Patienten davon wirklich einen Vorteil haben", sagt Rose. Er sehe auch keinen Sicherheitsvorteil durch die Tatsache, dass kein Skalpell mehr nötig sei. "Denn es müssen noch immer Instrumente zum Absaugen des Linsenmaterials und zur Politur der Linsenkapsel eingesetzt werden."