Phobos-Grunt treibt unkontrolliert um die Erde. Nun lösen sich erste Teile von der Sonde. Absturz auf die Erde wird für Ende des Monats erwartet.

Berlin/Moskau. Die außer Kontrolle geratene russische Marssonde Phobos-Grunt ist angeblich in Auflösung begriffen. Von der Sonde hätten sich am 29. November „zwei unbekannte Objekte“ abgetrennt, berichtete die Moskauer Nachrichtenagentur Interfax am Montag unter Berufung auf Beobachtungen des kanadischen Experten Ted Molczan. Die beiden Objekte seien vom US-Luft- und Raumfahrtüberwachungskommando unter den Nummern 11065H / 37947 und 11065G / 37940 registriert worden.

Der Kommentator der Moskauer Raumfahrtzeitschrift „Nowosti komonawtiki“, Igor Lissow, geht indes davon aus, dass sich nur ein Teil von der Sonde gelöst habe und am 30. November verglüht sei. Es habe sich dabei um ein Objekt von 15 Zentimetern Durchmesser und einer Masse von 700 Gramm gehandelt. Die Differenz zum kanadischen Experten könne auf einem Beobachtungsfehler beruhen. Beide Angaben sind aber nach Angaben der Agentur bislang von der offiziellen Weltraumagentur Roskosmos nicht bestätigt worden.

Versuche der Russen und der Europäischen Weltraumorganisation Esa , mit dem Havaristen Kontakt aufzunehmen, sind in den vergangenen Wochen fehlgeschlagen. Jetzt wollten russische Experten mit Direktbefehlen die Triebwerke der Sonde starten, um diese „blind“ auf eine höhere Umlaufbahn zu bringen, sagte der Esa-Manager Wolfgang Hell in einer Fernsehkonferenz. Auf diese Weise will man Zeit für die Suche nach Rettungslösungen gewinnen.

Phobos-Grunt umkreist die Erde derzeit auf einer Bahn zwischen 299 und 207 Kilometern. Seit ihrem Start hat der Apparat fast 50 Kilometer Höhe verloren und könnte nach Schätzungen von Experten zwischen dem 6. und 31. Dezember abstürzen.

Die Sonde war am 9. November auf eine Erdumlaufbahn gebracht worden. Doch dann zündete offenbar wegen eines Programmierfehlers das Marschtriebwerk für den Weiterflug zum Mars nicht. Die 13,5 Tonnen schwere und 120 Millionen Euro teure automatische Station sollte zum Mars-Mond Phobos fliegen, dort Bodenproben nehmen und diese im August 2014 zur Erde bringen.