Der Bundesrat könnte das Gesetzt zur unterirdischen Speicherung des Klimakillers kippen. Vattenfalls Demo-Projekt in Brandenburg auf der Kippe.

Berlin/Potsdam. Sie soll das klimaschädigende Gas Co2 buchstäblich von der Oberfläche verschwinden lassen - die unterirdische Speicherung von Kohelenstoffdioxid. Nun steht das Projekt in Deutschland vor dem Aus. Zum einen könnte der Bundesrat das Gesetz am Freitag kippen, zum anderen droht das einzige Milliardenprojekt hierzu in Deutschland zu scheitern. Der Energiekonzern Vattenfall plant, im brandenburgischen Jänschwalde für 1,5 Milliarden Euro ein Demonstrationskraftwerk zu errichten. Die sich bisher abzeichnenden Rahmenbedingungen könnten eine solche Investition womöglich nicht zulassen, sagte Vattenfall-Sprecherin Katharina Bloemer am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.

Sie wies aber einen Bericht der „Mitteldeutschen Zeitung“ zurück, wonach bereits eine definitive Entscheidung gegen den Bau des Demonstrationskraftwerks gefallen sei. In der Anlage könnte bei der Kohleverbrennung Kohlendioxid (CO2) abgetrennt und per Pipeline in unterirdische Lager verpresst werden. Bloemer betonte, dass bei einem Scheitern des Gesetzes im Bundesrat das Projekt ohnehin nicht realisierbar sei.

Die Bundesregierung sieht die sogenannte CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage) als Hoffnung im Kampf gegen den Klimawandel und will die Technologie bis 2017 erproben lassen. Zwei bis drei Lager sollen auf Kapazitäten von maximal je drei Millionen Tonnen CO2 pro Jahr beschränkt werden. Bei CCS wird – etwa bei der Kohleverbrennung - CO2 abgetrennt und über Pipelines in unterirdische Lager verpresst.

Info: CCS-Verfahren verbannt Treibhausgas in die Tiefe

Im Kampf gegen die Klimaerwärmung soll das bei der Verbrennung entstehende Treibhausgas Kohlendioxid tief in der Erde versenkt werden. Das CO2 wird in großen Mengen beim Verbrennen von Braun- und Steinkohle in Kraftwerkskesseln sowie in der Stahl-, Papier- und Zementindustrie in die Luft ausgestoßen. Mit Hilfe des CCS-Verfahrens (Carbon Capture and Storage) soll das Gas etwa in modernen Kohlekraftwerken von anderen Abgasen getrennt werden, um es unter hohem Druck zu verflüssigen und transportfähig zu machen.

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Geplant ist, das CO2 in mehr als 1000 Meter tiefen, Salzwasser führenden Sandsteinschichten zu pressen und dort dauerhaft zu speichern. In Ostbrandenburg will der Stromkonzern Vattenfall Europe zwei CO2-Endlager schaffen. Dafür werden umstrittene Erkundungen in zwei Gebieten um Birkholz-Beeskow (Oder-Spree) und Neutrebbin (Märkisch-Oderland) vorbereitet. Dies stößt auf heftigen Protest in der Bevölkerung, die Angst vor Lecks und vor der Verschmutzung des Grundwassers hat.

Vattenfall erprobt die innovative Technik seit September 2008 in einer Pilotanlage im Spremberger Industriegebiet Schwarze Pumpe (Spree-Neiße). Diese hat eine Leistung von 30 Megawatt (MW). Das dort abgetrennte Gas wird bereits zu einem Versuchsspeicher bei Ketzin (Havelland) transportiert und dort unterirdisch eingelagert.

Die bei den Versuchen gewonnenen Erfahrungen sollen in den Bau einer CCS-Demonstrationsanlage mit einer Leistung von 300 MW auf dem Gelände des Großkraftwerkes Jänschwalde einfließen. Diese besteht den Plänen zufolge aus einem neuen 250-MW-Block und einer nachgerüsteten 50-MW-Anlage. Nach den bisherigen Planungen soll der Komplex bis Ende

2015 mit Investitionen von 1,5 Milliarden Euro errichtet werden, darunter 180 Millionen Euro EU-Fördermittel. Bis 2020 soll die CCS-Technik serienreif sein und dazu beitragen, in Brandenburg den CO2-Ausstoß um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken.