Forscher aus Braunschweig nutzen genetisch veränderte Bakterien, die keine infektiöse Wirkung haben. So soll der Krebs bekämpft werden.

Braunschweig. Es klingt zunächst unglaublich: mit Salmonellen den Krebs bekämpfen. Die gefährlichen Bakterien, die beispielsweise schwere Lebensmittelinfektionen auslösen können, sind tatsächlich die Basis einer neuen Krebstherapie. Ein Forscherteam am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig arbeitet daran mit genetisch veränderten, entgifteten Salmonellenstämmen.

"Seit 150 Jahren ist bekannt, dass Bakterien Tumorzellen zerstören können", berichtet Siegfried Weiß, der am HZI die Arbeitsgruppe Molekulare Immunologie leitet. Doch sei es erst jetzt mit den Methoden der Molekular- und Infektionsbiologie möglich, beim Einsatz von Bakterien gegen Krebs die Infektionsgefahr in den Griff zu bekommen. Ein Forscherteam am HZI arbeitet seit sechs Jahren an dem Projekt und ist laut Weiß weltweit mit führend in diesem Bereich. Die Forscher nutzen das Bakterium Salmonella typhimurium und konzentrieren sich bisher auf Darmkrebs.

Intravenös übers Blut in den Körper gebrachte Salmonellen lösten im Immunsystem bestimmte Botenstoffe aus, die bewirkten, dass die Blutgefäße durchlässig werden, so Weiß. So können Salmonellen ins Tumorgewebe gelangen und den Tumor zerstören.

In Laborversuchen mit Mäusen sei das schon vielfach gelungen, berichtet Weiß. Derzeit werde daran gearbeitet, die Wirkkraft der Bakterien zu verbessern, ohne das Risiko einer gefährlichen Blutvergiftung zu erhöhen. In fünf Jahren beherrsche man möglicherweise den Prozess im Tierversuch. Erst dann könnte die mehrere Jahre dauernde klinische Erprobung beginnen. (dpa)