Mit der kalten Jahreszeit beginnt auch wieder die Grippesaison. Ein Hamburger Mediziner beantwortet die wichtigsten Fragen zur Schutzimpfung.

Hamburg. Über die aktuellen Impfstoffe und darüber, wer sich impfen lassen sollte, sprach das Abendblatt mit Andreas Plettenberg, Leiter des ifi-Institus für Infektiologie auf dem Gelände der Asklepios-Klinik St. Georg.

Hamburger Abendblatt:

Gegen welche Grippeviren schützt die diesjährige Grippeschutzimpfung?

Andreas Plettenberg:

Es handelt sich um einen sogenannten trivalenten Impfstoff, das heißt, es sind Bestandteile von drei verschiedenen aktuell verbreiteten Influenza-Virustypen enthalten. Dies sind zwei Virustypen der Gruppe A (H1N1 und H3N2) und ein Virustyp der Gruppe B. Bei einem der beiden A-Virustypen handelt es sich um das Schweinegrippe-Virus, das die zurückliegende Influenza-Pandemie ausgelöst hat. Der Impfstoff schützt also sowohl vor der Schweinegrippe als auch vor zwei weiteren verbreiteten Virustypen. Bei der Impfstoffkomponente gegen Schweinegrippe handelt es sich jedoch nicht um den Impfstoff, der während der Pandemie im vergangenen Jahr verwendet wurde.

Wie lange dauert es, bis der Impfschutz aufgebaut ist?

Plettenberg:

Ein geringer Schutz ist schon nach wenigen Tagen vorhanden, bis zum vollen Impfschutz dauert es etwa zehn bis 14 Tage.

Sollten sich Menschen, die im letzten Jahr gegen Schweinegrippe geimpft wurden, jetzt wieder impfen lassen?

Plettenberg:

Ja, aufgrund der ständigen Veränderungen der Influenza-Viren muss jedes Jahr ein neuer Impfstoff mit veränderter Zusammensetzung hergestellt werden, und so ist auch jedes Jahr erneut eine Impfung erforderlich.

Wer sollte sich überhaupt gegen Grippe impfen lassen?

Plettenberg:

Das Robert-Koch-Institut empfiehlt die Impfung zunächst einmal für alle Menschen, die älter sind als 60 Jahre. Unabhängig vom Alter sollten sich alle Menschen (auch Kinder ab dem 6. Lebensmonat) mit erhöhter Gefährdung infolge von Grunderkrankungen impfen lassen. Gemeint sind damit chronische Erkrankungen der Atmungsorgane wie z.B. Asthma oder chronische Bronchitis, Herz-Kreislauferkrankungen, Leber- und Nierenerkrankungen, Diabetes und andere Stoffwechselerkrankungen. Weiter sollten sich Menschen mit geschwächtem Immunsystem impfen lassen, also Personen z. B. mit HIV-Infektion oder Tumorerkrankungen. Dies gilt auch für Menschen mit Therapien, die das Immunsystem schwächen, wie Chemotherapien oder Cortisonbehandlung. Auch für Patienten mit neurologischen Erkrankungen wie der multiplen Sklerose, bei denen durch Infekte neue Erkrankungsschübe ausgelöst werden können, gilt die Impfempfehlung. Weiter sollte sich Menschen mit erhöhter Gefährdung impfen lassen. Einerseits ist hiermit das medizinische Personal gemeint, darüber hinaus Menschen mit vielen Kontakten zu anderen Personen bzw. mit viel Publikumsverkehr, also z. B. Kindergärtner/-innen, Busfahrer/-innen oder Lehrer/-innen. Geimpft werden sollten weiter Menschen, die in Pflegeeinrichtungen leben bzw. Personen mit direktem Kontakt zu Geflügel oder Wildvögeln.

Neu ist, dass die Impfempfehlung auch auf Frauen ausgeweitet wurde, die während der Influenzasaison schwanger sind. Für gesunde Schwangere wird eine Impfung ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel empfohlen, für Schwangere mit Grunderkrankungen auch schon früher.

Warum wird die Impfung nun auch für Schwangere empfohlen?

Plettenberg:

Es wurden neue Daten gewonnen, die gezeigt haben, dass schwangere Frauen mit Influenzavirus-Infektion ein höheres Risiko für schwere Krankheitsverläufe bzw. Komplikationen haben. Dies ist darauf zurückzuführen, dass im Rahmen der Schwangerschaft immunologische Vorgänge stattfinden, die die Abwehr von Virusinfektionen schwächen. Ein weiterer Grund für die Impfempfehlung bei Schwangerschaft ist, dass auch die Neugeborenen von geimpften Frauen etwa während der ersten sechs Monate nach der Geburt vor einer Infektion geschützt sind.

Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Impfung?

Plettenberg:

Geimpft werden sollte vor Auftreten der Influenza-Welle, also üblicherweise im Herbst. Da der Impfstoff nun vorhanden ist, ist es sinnvoll, sich jetzt bzw. in den nächsten Wochen impfen zu lassen.

Welche Nebenwirkungen können bei der Impfung auftreten?

Plettenberg:

Einerseits sind dies lokale Nebenwirkungen an der Impfstelle wie Rötung, Schwellung und Überwärmung. Darüber hinaus können allgemeine Symptome auftreten wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden oder erhöhte Temperaturen. Meist sind diese Symptome nicht sehr stark ausgeprägt und klingen nach einem bis drei Tagen wieder ab.

Krankheitserreger verbreiten sich schneller als man denkt

Quelle: RKI