Die Aussickerungen sollen nicht im Zusammenhang mit der Abdichtkappe stehen. Die US-Regierung verlängerte die Testphase um einen Tag.

New Orleans. Nach Befürchtungen weiterer Ölaustritte im Golf von Mexiko haben die US-Behörden Entwarnung gegeben. Die entdeckten Aussickerungen stünden nicht im Zusammenhang mit der Abdichtkappe über dem lecken Bohrloch des Ölkonzerns BP, sagte der Einsatzleiter der US-Regierung, Admiral Thad Allen, am Montag. Er verlängerte die Belastungstests am Bohrloch erneut um 24 Stunden, die Ölquelle blieb damit vorerst weiter geschlossen . Die US-Regierung trug dem britischen Energiekonzern BP allerdings auf, den Meeresgrund um die Bohrstelle weiter genau zu kontrollieren. Die in der vergangenen Woche angebrachte Abdichtvorrichtung hatte zum ersten Mal seit dem Beginn der Katastrophe vor drei Monaten das Auslaufen des Öls gestoppt. Allerdings birgt der steigende Druck in dem vier Kilometer tiefen Förderschacht das Risiko, dass sich das Öl einen neuen Weg durch den Meeresboden bahnt.

Die US-Behörden hatten am Sonntag von „Unregelmäßigkeiten“ in der Umgebung des lecken Bohrlochs berichtet. So sickerte drei Kilometer von der Stelle Öl aus dem Grund, aus der Abdichtkappe entwichen Gasblasen. Allen sagte nun, dass es keine Anzeichen für ein schweres Problem an der Quelle gebe. Seit Beginn der Belastungstests sei der Druck stetig gestiegen. Das sei ein „positiver Trend“, der zeige, dass das Öl nicht an anderer Stelle austrete. Über eine Verlängerung der Testphase will die US-Regierung aber weiter nur im Rhythmus von 24 Stunden entscheiden. BP hatte die Hoffnung geäußert, die Abdichtkappe bis zur endgültigen Versiegelung der Ölquelle verschlossen zu halten. Eine Entlastungsbohrung soll nach BP-Angaben bis zum 29. Juli die Ölquelle erreichen, anschließend will der Konzern bis Mitte August das lecke Bohrloch zunächst mit schwerem Bohrschlamm und dann mit Zement verschließen.

Unterdessen arbeitete BP an einem neuen Plan, der an die im Mai gescheiterte „Top Kill“-Methode erinnert. Dabei sollte die Quelle direkt über das lecke Bohrloch mit Schlamm und Zement verschlossen werden, noch bevor die Entlastungsbohrung fertig ist. BP-Vizepräsident Ken Wells sagte, im Laufe der nächsten Tage solle entschieden werden, ob der „Static Kill“ getaufte Versuch gestartet werde. Die Bohrinsel „Deepwater Horizon“ des britischen Ölkonzerns BP war im April nach einer Explosion gesunken und hatte die größte Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA ausgelöst. Bislang strömten Schätzungen der Internationalen Energieagentur zufolge aus dem Bohrloch zwischen 2,3 und 4,5 Millionen Barrel Öl ins Meer. In den US-Bundesstaaten Texas, Louisiana, Mississippi, Alabama und Florida sind Küsten verschmutzt, das Ökosystem des Golf von Mexiko wurde schwer beschädigt.

Auf Druck von Obama hatte BP im Juni für die Einrichtung eines Entschädigungsfonds die Bereitstellung von 20 Milliarden Dollar (15,4 Milliarden Euro) zugesagt. Der von der US-Regierung eingesetzte Verwalter Kenneth Feinberg sagte am Montag, ein endgültiges Verschließen der Ölquelle werde die Abwicklung der Entschädigungen beschleunigen. Feinberg rief Fischer und andere betroffene Unternehmer an der Golfküste auf, ihre Schadenersatzforderungen zu stellen. Der britische Premierminister David Cameron wurde am Dienstag zum ersten Besuch seit seiner Amtsübernahme bei US-Präsident Barack Obama in Washington erwartet. Bei den Gesprächen sollte es auch um die Ölpest im Golf von Mexiko und die Verantwortung des britischen BP-Konzerns gehen.