Schlafforscher haben herausgefunden, dass die Umstellung bei vielen Menschen zu Schlafproblemen führt. Doch es gibt Gegenmittel.

Münster/Koblenz. In der Nacht von Sonnabend auf Sonntag wird die Uhr von 2 auf 3 wieder um eine Stunde vorgestellt. Die Sommerzeit beginnt. Die sichtbaren Folgen: Morgens ist es noch dunkel, abends länger hell. Die Auswirkungen auf die innere Uhr sind weniger sichtbar - und doch spürbar.

„Die Umstellung zur Sommerzeit geht komplett gegen die innere Uhr“, erklärte der Psychologe Tilmann Müller vom Schlaflabor des Universitätsklinikums Münster. Schlechte Schläfer reagierten darauf mit stärker und länger anhaltenden Beschwerden. Nach einer Untersuchung der Krankenkasse KKH-Allianz hat fast jeder Zweite nach der Zeitumstellung Schlafprobleme, wie die KKH in Koblenz mitteilte. Das habe eine repräsentative Umfrage unter mehr als 1.000 Menschen ergeben.

Nach Untersuchungen des Schlaflabors der Uni Münster brauchen Menschen nach der Uhrumstellung im Durchschnitt vier Minuten länger, bis sie einschlafen. Innerhalb der ersten drei bis vier Tage gleiche sich der Körper aber dem neuen Rhythmus an, erläuterte Müller. Weniger problematisch sei die Verlängerung um eine Stunde im Herbst.

Andere Forscher wollen die Sommerzeit gleich ganz abschaffen. „Ich halte sie nicht nur für überflüssig, sondern auch für schädlich“, sagte der Regensburger Psychologe Jürgen Zulley der Wochenzeitung „Die Zeit“. Sein Münchner Kollege Till Roenneberg nennt die Sommerzeit einen „von oben diktierten Eingriff in unser biologisches Zeitsystem“.

Neue Untersuchungen zeigten, dass sich die Zeitumstellung nicht nur kurzfristig negativ auf die Gesundheit auswirkt, etwa in Form von Schlafstörungen oder vermehrten Herzinfarkten. Vielmehr störe sie sieben Monate lang bis zum Anfang der Winterzeit die innere Uhr einer Mehrheit der Bevölkerung. Das könne zu Schlafmangel führen, der generell als ungesund gilt.

„Richtig gewöhnen wir uns daran nie“, sagte der Chronobiologe Roenneberg und bezog sich dabei auf seine Forschungen über den Schlaf-Wach-Rhythmus. Auch die österreichische Neurologin Birgit Högl sieht laut Bericht „einfach keinen überzeugenden Grund, die Sommerzeit zu behalten“. Schlafforscher Zulley forderte sogar die Abschaffung: „Es würde unserer Biologie eher entsprechen, in der Winterzeit zu bleiben.“

Der Wissenschaftler Horst-Werner Korf vom neu gegründeten Chronomedizinischen Institut der Universität in Frankfurt am Main sagte im Deutschlandradio Kultur, dass insbesondere die sogenannten Eulen-Typen, also eher nachtaktive Menschen, in ihrer biologischen Uhr durch die Umstellung auf die Sommerzeit gestört seien. Diese Eulen-Typen müssten durch den Verlust einer Stunde am Tag der Umstellung noch früher aufstehen, was ihnen ohnehin besonders schwer falle. „Wenn sie im Arbeitsleben sind, müssen sie sich ja an den Rhythmus der Gesellschaft anpassen“, erklärte Korf. Das bedeute auch, dass die Nahrungsaufnahme sich verändere und der permanente Wechsel zu Funktionsstörungen führe. Insbesondere die Leber benötige relativ lange, etwa sechs bis sieben Tage, um sich an diese Funktionsveränderungen anzupassen.

Wer Probleme mit der Zeitumstellung habe, solle auf eine lange Partynacht verzichten und nicht zu spät ins Bett gehen, rät der Leiter des KKH-Allianz Servicezentrums in Koblenz, Bernd Sauerbrey. Auch sollten die Vorhänge offen bleiben, Helligkeit sei ein „natürlicher Wachmacher“. Schlaforscher Müller empfiehlt einen Morgenspaziergang im Freien. Bereits eine halbe Stunde verstelle die innere Uhr in die gewünschte Richtung.