Der internationale Handel bedroht Tiere und Pflanzen. Viele Länder halten sich nicht an frühere Schutzabkommen.

Haie und Elefanten, Roter Thunfisch und Eisbär gehören zu den Tierarten, über deren Schicksal in den kommenden Tagen entschieden wird: Am Sonnabend beginnt in Doha (Emirat Katar) die Konferenz zum Washingtoner Artenschutzabkommen. 175 Staaten beraten über internationale Handelsbeschränkungen für bedrohte Tier- und Pflanzenarten.

Auf der Tagesordnung steht auch ein Tier, das in aller Munde ist, der Rote Thun, auch Blauflossenthun. Der Thunfisch wird vor allem in Japan hoch gehandelt, landet in Sushi und Sashimi. Das lässt die Bestände in den Weltmeeren schrumpfen - im Atlantik ist die Anzahl der Tiere seit Beginn der Fischerei um mehr als 85 Prozent gesunken. Für Artenschützerin Daniela Freyer von der Organisation Pro Wildlife ist dies ein deutliches Zeichen, dass das Fischereimanagement versagt hat. "Seit 30 Jahren überwacht eine Kommission den Bestand, trotzdem steht er jetzt fast vor dem Aussterben."

Monaco hat für den Blauflossenthun in Doha ein absolutes Handelsverbot beantragt - und traf damit in den Nachbarländern auf Skepsis. Zwar rang die EU sich durch, den Antrag zu befürworten - sie bildet mit 27 Mitgliedern des Schutzabkommens einen starken Stimmenblock und ist der Hauptexporteur der Fischart. Aber das größte Fangland Frankreich setzte in der internen Diskussion durch, dass die EU in Doha ein Verbot an Bedingungen knüpfen will. Es soll nur in Kraft treten, wenn die zuständigen Fischereimanager auf ihrer Herbstsitzung keine konsequenten Maßnahmen zum Schutz der Thunfische beschließen. Artenschützer wittern hier eine Hintertür.

Sie hoffen, dass sich das Artenschutzabkommen zum Rettungsanker für überfischte Meeresbewohner entwickeln könnte. Dies zeichnete sich bereits auf der jüngsten Artenschutzkonferenz 2007 in Den Haag ab und setzt sich nun in Doha fort. So sieht es auch Gerhard Adams, Referatsleiter Artenschutz im Bundesumweltministerium: "In vielen Ecken der Welt gibt es überhaupt kein Fischereimanagement, in anderen ein schlecht funktionierendes, und dazu kommt noch die illegale Fischerei."

Allerdings sind die bedrohten Fische auch beim Artenschutzgipfel nicht auf der sicheren Seite. So scheiterte 2007 der deutsche Anlauf, Dorn- und Heringshai besser zu schützen. In diesem Jahr steht der Antrag erneut auf der Tagesordnung. Die Haie kommen auch in deutschen Gewässern vor, landen als Schillerlocke, Fish and Chips oder Hai-Steak auf den Tellern. Nach dem Willen Deutschlands sollen sie nur aus größeren Beständen gefangen werden, die die Entnahme verkraften können. Gleiches beantragten die USA für sechs weitere Haiarten. "Jetzt werden die Weichen gestellt, wie sich die Ökosysteme im Meer entwickeln", betont Ralf Sonntag vom Internationalen Tierschutz-Fonds (IFAW).

Doch auch an Land gibt es Streitpotenzial um den Artenschutz, etwa beim Elfenbein. Derzeit darf das Produkt des Afrikanischen Elefanten nicht verkauft werden, aber Tansania und Sambia wollen ihre Lagerbestände von insgesamt gut 110 Tonnen versilbern und beantragen, das Verbot zu lockern. "Gerade in diesen beiden Ländern sind Elefantenwilderei und Elfenbeinschmuggel völlig außer Kontrolle", warnt Daniela Freyer. Auch Kenia, Ghana, Ruanda und vier weitere afrikanische Länder fürchten ein Wiederaufflammen der Wilderei und möchten den Verkauf für weitere 20 Jahre total verbieten.

Neben den grauen Riesen wird über die weißen Riesen verhandelt, über die vom Klimawandel gebeutelten Eisbären. Heute gelten bereits Handelsbeschränkungen, die USA wollen nun aber ein Verbot. "Allein in Kanada werden jährlich 500 bis 600 Eisbären legal getötet", so Pro Wildlife. Auch Grönland genehmige den Abschuss von 130 Bären pro Jahr; Hauptabnehmer seien Pelzhändler in Japan und europäische Großwildjäger, die 40 000 Euro für einen Abschuss bezahlten. Die EU ist sich uneinig, ob sie dem Verbot zustimmt. Deutschland ist dafür, andere Länder wollen das Verhältnis zu Kanada nicht belasten, und Dänemark verteidigt die grönländischen Bärenjäger.

Delikat ist ein Europäischer Vorstoß mit dem Ziel, dass in China keine Tigerprodukte mehr verkauft werden. Der Handel ist zwar offiziell verboten, Verstöße werden aber kaum geahndet. Doch hier handelt es sich nicht um den internationalen Warenverkehr; deshalb fällt der innerchinesische Umgang mit Tigerprodukten nicht unter das Washingtoner Artenschutzabkommen. Dennoch gab es auch schon in der Vergangenheit Resolutionen der Konferenzteilnehmer an einzelne Staaten, den Schutz bestimmter Arten innerhalb ihrer Landesgrenzen zu verbessern.

Die EU appelliert angesichts "intensiver Zuchttätigkeit" an China, "sicherzustellen, dass die Zucht von asiatischen Großkatzen in Gefangenschaft ausschließlich der Arterhaltung dient" und nicht etwa dem Verkauf von Ingredienzen der Traditionellen Chinesischen Medizin. 5000 bis 10 000 Tiger leben nach IFAW-Schätzung in Farmen - offiziell zur Auswilderung. Doch hätten Tigerfarm-Investoren bereits eine Petition an die chinesische Regierung gerichtet, die Knochen von gezüchteten Tigern auf den chinesischen Markt bringen zu dürfen, berichtet der WWF.

Neben den großen Tieren stehen auch weniger beachtete Arten und viele seltene Pflanzen auf der Antragsliste des Artenschutzgipfels. Dazu gehören Rotaugenfrösche, Rosenholz und mehr als 30 rote und rosa Korallen. Sie könnten den Beitrag der Konferenz zum Schutz der Meeresbewohner komplettieren.