Innerhalb der Europäischen Union sperrten sich besonders Dänemark, Frankreich und Spanien gegen einen besseren Schutz der Tiere.

Es war für viele Anwesende eine große Überraschung: Bei der Artenschutzkonferenz in Doha (Emirat Katar) ist der Antrag der USA, die Eisbären künftig besser zu schützen, auch durch die Ablehnung der EU-Staaten gescheitert. Dabei hatte es noch vor zwei Wochen aus dem Bundesumweltministerium geheißen, dass das Anliegen "von Deutschland und der EU-Kommission unterstützt" würde.

Gegen ein generelles Handelsverbot für Eisbären sprachen sich auf der 15. Vertragsstaatenkonferenz des Washingtoner Artenschutz- übereinkommens (WA; engl. CITES - Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) vor allem die Vertreter Kanadas und Grönlands aus. "Während Deutschland den Antrag der USA tatsächlich unterstützt hat, waren innerhalb der EU-Staaten vor allem Dänemark, Frankreich und Spanien absolut dagegen", sagte Jeffrey Flocken vom International Fund for Animal Welfare (IFAW) auf Abendblatt-Nachfrage. Da die EU-Staaten gemeinsam abstimmen müssen, hatte es im Vorwege der Abstimmung starke Diskussionen gegeben, bei denen sich Deutschland schließlich der Mehrheit beugen musste, hieß es.

Tierschützer sprachen von einem "schwarzen Tag für den Eisbären". "Wenn von rund 20 000 Eisbären jährlich 1000 gejagt werden, ist das sicherlich nicht nachhaltig", sagte Daniela Freyer von der Organisation Pro Wildlife. Der EU gehe es jedoch gar nicht nur um die Jagd. "Man möchte die USA abstrafen, weil sie bei Klimakonferenzen keine Zugeständnisse machte", erklärte Freyer. "Der Eisbär ist das Bauernopfer für die Klimadiskussion geworden."

Nach offiziellen Angaben werden jedes Jahr rund 300 Eisbären auf dem internationalen Markt verkauft, davon stammen 210 aus Kanada. Die US-Delegationsleiterin in Katar, Jane Lyder, geht dagegen davon aus, dass bis zu 700 der Tiere jährlich illegal getötet werden, die meisten in Russland. In den USA ist die Jagd auf den Eis- oder Polarbären (Ursus maritimus) generell verboten. In Grönland und Kanada ist die Jagd jedoch in einigen Regionen erlaubt.

Doch nicht alle Stimmen im Naturschutz sprachen gegen die Entscheidung: "Es gibt keine fachliche Begründung, warum man den Eisbären vom Anhang 2 des Washingtoner Artenschutzabkommens in den Anhang 1 hochstufen sollte", sagt Roland Gramling, Sprecher des WWF Deutschland. "Es würde das Abkommen schwächen, wenn so etwas nur aus moralischen und nicht aus fachlichen Gründen geschähe." Der beste Schutz für die Eisbären, so Gramling, sei ein effektives Klimaschutzabkommen.

Auch um andere Tierarten gab es auf der Konferenz ein zähes Ringen: Der Vorstoß der EU-Staaten zum Schutz des von Sushi-Liebhabern begehrten Blauflossenthunfischs blieb erfolglos. Die Europäische Union hatte ein Handelsverbot für den rotfleischigen Fisch angestrebt, allerdings nur, falls der Verband der Fischereiindustrie die Überfischung auch künftig nicht verhindern sollte. Auch ein Vorschlag Monacos, den internationalen Handel mit dem Blauflossenthunfisch sofort zu verbieten, fiel durch. Die Kampagne gegen den Schutz des Blauflossenthunfischs hatte Japan angeführt, das seine "Esskultur" bedroht sah. In Japan zahlen Fischhändler teilweise mehr als 100 000 Euro für ein großes Exemplar dieses Thunfischs.

Abgelehnt wurde in Doha auch ein Antrag Ägyptens, den internationalen Handel mit den einst vom Aussterben bedrohten Nilkrokodilen wieder zu erlauben. Von den Tieren soll es in Ägypten wieder mehrere Tausend Exemplare geben. Doch nach Angaben von Tierschützern sind die Schätzungen zur Zahl der Tiere, die in Oberägypten im Nasser-See leben, sehr ungenau.