HIV-Infizierte in Deutschland leben immer länger. Bessere Medikamente stoppen die Viren-Vermehrung und halten die Krankheit auf. Doch manche Patienten kämpfen mit starken Nebenwirkungen und Komplikationen. Einige Langzeitfolgen zeigen sich erst mit zunehmendem Alter. Betroffene, Mediziner, Wissenschaftler und Pfleger stehen vor vielen Fragen - die neuen Herausforderungen sind von heute an ein Thema der 12. Europäischen Aids-Konferenz in Köln mit 4000 Experten.

"Die HIV-Infektion ist heute eine gut behandelbare chronische Erkrankung", sagte der Hamburger Infektiologe Prof. Dr. Hans-Jürgen Stellbrink vom Infektionsmedizinischen Centrum Hamburg, kürzlich bei den "7. Hamburger Facharztgesprächen". Die Lebenserwartung liege derzeit 24 Jahre über der im Vergleich zu den 1990er-Jahren.

"Nach grober Schätzung ist derzeit ein Drittel aller HIV- Infizierten über 50 Jahre alt", sagt der Immunologe Prof. Georg Behrens aus Hannover. HIV-Infizierte könnten dank wirksamer Medikamenten-Kombinationen 60, 70 Jahre alt werden. "Vor 15 Jahren wäre kaum jemand über 50 Jahre alt geworden, heute gibt es bei früher Diagnose und Behandlung seltener Todesfälle." Ende 2008 lebten bundesweit 63 500 Menschen mit HIV, bei 1100 Patienten waren die Viren so stark, dass die Betroffenen an Aids erkrankten. 650 HIV-Infizierte starben laut Robert-Koch-Institut im vergangenen Jahr.

Die Altersstruktur der Infizierten werde sich rasch und drastisch verändern, meint Behrens: "2005 waren 25 Prozent der HIV-Infizierten über 50 Jahre alt, 2015 werden es weit über 50 Prozent sein." Wichtig: ein früher Therapiebeginn.