Forscher warnen: Die einzigartige Tierwelt der Galápagos-Inseln ist in Gefahr. Insektengift in Schiffen und Flugzeugen soll die Arten schützen.

Galápagos-Inseln. Die Tierwelt der einzigartigen Galápagos-Inseln hat in den vergangenen Jahrhunderten schon viele Tiefschläge hinnehmen müssen - nun zeichnet sich eine neue Gefahr ab. Sie geht von den Moskitos aus. Denn diese saugen außer dem Blut von Säugetieren auch jenes der einzigartigen Echsen und Riesenschildkröten und könnten damit neue Krankheiten und Erreger auf die seltenen Lebewesen übertragen, zum Beispiel das West-Nil-Virus, das sich auf dem amerikanischen Kontinent bereits weiträumig ausbreitet.

Forscher um Simon Goodman von der britischen Universität Leeds verlangen daher strenge Kontrollen von Schiffen und Flugzeugen. Denn mit den modernen Transportmitteln kommen infizierte Moskitos ebenso wie zahlreiche Krankheitserreger im Gefolge der Besucher auf das abgelegene Pazifik-Archipel vor der Küste Ecuadors. Vor allem importierte Stechmücken finden Gefallen am Reptilienblut.

Goodman und seine Kollegen berichten in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften ("PNAS") von dieser neuen Gefahr.

Sie hatten zunächst herausgefunden, dass die sowohl in den Salzmarschen als auch im Inneren der Inseln lebenden Moskitos (Aedestaeniorhynchus) nicht wie bislang vermutet vom Menschen eingeschleppt wurden, sondern die Inseln schon vor rund 200 000 Jahren besiedelt haben. Genetische Untersuchungen zeigten, dass es bereits große Unterschiede zu den Moskitos auf dem Festland gibt. Im Lauf der Jahre entwickelten die Insekten auch eine Vorliebe für Reptilienblut - schließlich gab es bis zur Ankunft des Menschen kaum Säugetiere auf Galápagos.

Die Wissenschaftler fürchten nun, dass die Moskitos vom Menschen eingeschleppte Krankheitserreger auf die ohnehin gefährdeten und nur auf Galápagos lebenden Reptilien übertragen könnten. Dabei haben sie besonders das West-Nil-Virus im Auge. Dieser Erreger wurde einst nach New York eingeschleppt und hat sich seither auf große Teile Nord- und Südamerikas ausgebreitet. Das West-Nil-Virus ruft beim Menschen in vielen Fällen keine Symptome hervor. Kommt es aber zu einer Ansteckung, erinnern die Symptome an die einer Grippe. In schweren Fällen kann es zu Entzündungen des Hirns oder der Hirnhäute kommen.

Derzeit gibt es nach Angaben der Forscher zwar keine Hinweise, dass sich der Erreger bereits auf den Inseln befindet - aber der zunehmende Tourismus erhöhe das Risiko. In Flugzeugen wird vor dem Abflug Insektengift verspritzt, diese Vorschrift gebe es für Schiffe noch nicht, kritisieren die Forscher in einer Erklärung.

Immer wieder müssen Naturschützer für die exotischen Tiere und Pflanzen der Inselwelt kämpfen. Rund 150 000 Touristen kommen jedes Jahr auf das Archipel, das aus mehr als 130 Inseln besteht. Hier leben Riesenschildkröten und Leguane, aber auch Pinguine und Kormorane, gut 1000 Kilometer vor der Küste von Ecuador.