Hamburg. Wie man Cold Brew macht und warum das Getränk so bekömmlich ist. Was man bei der Zubereitung außerdem beachten sollte.

Vor einigen Jahren konnten Kaffeetrinker aufatmen. Der ganz gewöhnliche Filterkaffee war wieder angesagt. Die Bestellung des Heißgetränks artete nicht mehr aus in „tall vanilla latte, to go, without foam, half decaf, low-fat milk, kein Muffin“, sondern es hieß nur noch „einen Kaffee, bitte“. Mittlerweile ist das Angebot nun noch einmal erweitert worden: Der neueste Trend ist kalter Kaffee, der mit dem schicken englischen Namen Cold Brew zu einem der begehrtesten Getränke 2018 avancierte. Beliebt ist er nicht nur in szenigen Kaffeebars, auch die Industrie packt Cold-Brew-Kaffee inzwischen dosenweise ins Supermarktregal.

Nicht verwechselt werden darf Cold Brew mit dem Klassiker Eiskaffee, für den Kaffee heiß zubereitet und abgekühlt mit Vanilleeis serviert wird. Ein Cold-Brew-Kaffee wurde niemals erhitzt. Und für seine Herstellung braucht es auch keine Kaffeemaschine. Vielmehr wird grob gemahlener Kaffee mit kaltem Wasser verrührt und zieht dann acht, besser noch zwölf Stunden im Kühlschrank. Dann wird er durch ein feines Sieb abgegossen. Ein sehr schonendes Verfahren der Kaffeebereitung – dabei werden weniger Säuren und Bitterstoffe freigesetzt, aber mehr Röstaromen. Cold Brew besticht durch feine Nuancen und ein besonderes Aroma und ist besonders bekömmlich.

Im Fernen Osten als „Dutch Coffee“ bekannt

Kaltextraktion ist keine neue Erfindung: In Asien oder Südamerika trinkt man Kaffee schon seit Generationen so. Im Fernen Osten ist er seit dem 17. Jahrhundert als „Dutch Coffee“ bekannt – vermutlich, weil die Seefahrer der niederländischen Ostindien-Kompanie auf ihren Seepassagen viel Zeit, aber kein heißes Wasser hatten. So extrahierten sie die zerstoßenen Kaffeebohnen über Stunden kalt.

Wichtig für einen richtig guten Cold Brew, so Benedikt Heitmann von der Kaffeerösterei Neues Schwarz, seien zunächst zwei Dinge: „Eine möglichst fruchtige Röstung und davon relativ grob gemahlene Bohnen.“ Beides sorge dafür, dass letztendlich so wenig Bitterstoffe wie möglich im Kaffee landen. Das betont nicht nur den floralen, an Tees oder sogar Wein erinnernden Geschmack, sondern sorgt außerdem dafür, dass Cold Brews merklich magenschonender sind. Heitmann setzt auf einen relativ grün, also kurz gerösteten Rohkaffee aus Kenia: „Je gröber man die Bohnen dann mahlt, umso flüchtiger werden gerade die dunklen, bitteren Aromen herausgewaschen.“

Zubereitung des Cold Brews ist einfach

Zum Vergleich: Während das Wasser in einer Espressomaschine mit bis zu zwölf Bar durch den Siebträger schießt, wird das Kaffeepulver beim Cold Brew quasi in Zeitlupe ausgewaschen. In einer professionellen Apparatur, die an eine Sanduhr erinnert, dauert es bis zu zwölf Stunden, einen Liter Wasser über 100 Gramm Kaffee laufen zu lassen.

Wer sich an der Zubereitung des kalten Kaffees ohne viel Firlefanz ausprobieren möchte, gibt etwa 200 bis 250 Gramm grob gemahlenen Kaffee in etwa einen Liter Wasser, rührt alles gut um und lässt den Kaffee zwölf Stunden stehen. Danach wird das Wasser abgeseiht – dafür kann man ein grobmaschiges Leinentuch trichterförmig in ein Glasgefäß hängen. Heitmann: „Noch einfacher ist es, das Kaffeepulver über Nacht ins Wasser zu geben und am nächsten Morgen durch einen Porzellanfilter zu filtern.“ Allerdings schmeckt das Ergebnis dieser Methode nicht ganz so nuancenreich. Wer es nicht so stark mag – jeder Kaffeejeck ist anders –, kann es mit nur 80 Gramm Kaffee statt 200 Gramm ausprobieren.

Cold Brew ist vor an warmen Tagen ein Genuss

Cold Brew kann pur getrunken werden und ist an warmen Tagen ein Genuss. Doch er ist auch eine Basis für allerlei Getränkekreationen. So schmeckt er aufgegossen mit eisgekühltem Tonic Water oder schlicht auf Eis mit einer Scheibe Zitrone – wobei die Eiswürfel auch aus dem kalten Kaffee hergestellt werden können.

Auch Cocktails lassen sich mit dem Kaffee prima basteln. Der Renner aktuell ist Gin Tonic Coffee. Er sieht nicht nur schick aus, sondern macht auch wach: Eiswürfel in ein Glas füllen, 35 ml Gin und 10 ml Cold Brew darauf geben, mit Tonic Water auffüllen und mit einer Zitronenscheibe oder einer Zitronenzeste garnieren. Verfeinert mit Rum gibt es kalten Kaffee in einer karibisch-fruchtigen Variante: 6 Brombeeren in einen Becher geben und zerstoßen, Becher mit Crushed Ice auffüllen. 6 cl Cold Brew, 4 cl Rum, 3 cl Zitronensaft, Zuckersirup nach Geschmack und Minze hinzugeben. Und dann ist da noch der Coffee Sour: 6 cl Cold Brew, 4 cl Bourbon Whiskey, 2 cl Cognac, je 3 cl Orangen- und Zitronensaft sowie 1 EL Zuckersirup in einem Shaker geben. Alles mit Eiswürfeln auffüllen, kräftig durchschütteln, abseihen und mit einer Orangenzeste servieren.