Der Lungenkrebs wird meist mit einer Kombination mehrerer Therapieformen behandelt. Wird er frühzeitig entdeckt, kann er möglicherweise auch operativ entfernt werden.

Sein zerstörerisches Werk vollbringt er oft ganz im Stillen - der Lungenkrebs gehört zu den Tumoren, die am bösartigsten sind und in vielen Fällen nicht mehr heilbar. Jedes Jahr erkranken mehr als 40 000 Menschen in Deutschland an diesem bösartigen Tumor, und in der Statistik der Krebstodesfälle steht der Lungenkrebs ganz oben. "Mittlerweile erkranken schon fast genauso viele Frauen wie Männer, zum Teil schon im Alter von weniger als 40 Jahren", sagt Dr. Christian Kugler, Chefarzt der Thoraxchirurgie in der AK Harburg.

Die häufigste Form des Lungenkrebses ist das nicht kleinzellige Lungenkarzinom. Etwa 20 Prozent gehören zur Gruppe der kleinzelligen Lungentumoren, einer besonders bösartigen Form.

Auch wenn nur insgesamt 15 Prozent aller Lungenkrebspatienten die ersten fünf Jahre nach der Diagnosestellung und Behandlung überleben - es gilt wie bei fast allen Tumorleiden: "Die Überlebensrate hängt sehr davon ab, in welchem Stadium der Krebs entdeckt wird. Es gibt auch günstige Stadien, bei denen die Überlebensrate auf 70 Prozent ansteigt", so Kugler. Das Problem ist, dass der Krebs in frühen Stadien keine Symptome hervorruft, sodass er meist erst spät entdeckt wird. Husten und Auswurf, eventuell mit Blutbeimengungen, sind meist die ersten Zeichen, die auf den Krebs hinweisen.

"In frühen Stadien wird der Tumor meist nur durch Zufall entdeckt, wenn bei Patienten im Rahmen einer anderen Operation eine Röntgenaufnahme der Lunge angefertigt wird", sagt Kugler. Hauptrisikofaktor für den Lungenkrebs ist das Rauchen. "Man schätzt, dass 90 Prozent aller Lungenkarzinome dadurch bedingt sind, wobei das Passivrauchen noch gefährlicher ist. Denn der Passivrauch enthält mehr krebserregende Substanzen als der Hauptstrom des Rauches, den der Raucher aufnimmt. Und es ist auch erwiesen, dass eine generelle Schadstoffbelastung der Luft in Ballungsräumen oder Industriegebieten das Lungenkrebsrisiko verdoppelt."

Besteht der Verdacht auf einen Lungenkrebs, wird untersucht, um welche Form es sich handelt und wie weit er bereits fortgeschritten ist. "Mit dem sogenannten PET-Computertomogramm können wir feststellen, wie groß der Tumor ist und ob er bereits Lymphknoten befallen hat. Dann wird im Kernspintomogramm untersucht, ob Metastasen im Gehirn vorhanden sind, mit einem Computertomogramm oder einer Ultraschallaufnahme des Bauches, ob der Tumor in die Bauchorgane, insbesondere Leber und Nebennieren, gestreut hat. Mithilfe eines Knochenszintigramms wird geklärt, ob Knochenmetastasen vorhanden sind, und durch eine Spiegelung der Lunge wird die Art des Krebses bestimmt."

Anhand dieser Untersuchungsbefunde wird das Stadium des Krebses bestimmt. Die Stadien richten sich danach, wie groß der Tumor ist und ob er die Tendenz hat, in die Lymphknoten der Umgebung oder in andere Organe zu streuen.

Danach richtet sich die Therapie. "Die meisten Patienten werden interdisziplinär behandelt. Sie erhalten meist mehrere Therapien nacheinander. In den frühen Stadien würde man zuerst eine Operation planen. Wenn bereits Lymphknoten befallen sind, schließt sich daran eine Chemotherapie oder eine Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie an. In bestimmten Fällen wird diese Kombination auch vor einer Operation eingesetzt, zum Beispiel wenn der Tumor an der Lungenspitze sitzt und dort in die Nerven hineinwächst, die die Arme versorgen", so Kugler. Ist keine Operation mehr möglich, weil der Tumor bereits zu groß ist oder an einer ungünstigen Stelle sitzt, erhalten die Patienten eine Strahlen- oder Chemotherapie.

Eine Operation kommt nur bei 20 bis 25 Prozent aller Lungenkrebspatienten infrage.

Die OP dauert zwischen zwei und fünf Stunden. Dabei wird der Teil der Lunge, in dem der Tumor sitzt, entfernt. "Vor der Operation muss man untersuchen, wie gut die Lunge des Patienten funktioniert, um zu beurteilen, wie viel Lungengewebe man entfernen kann, sodass der Patienten anschließend noch ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird", betont der Lungenchirurg.

Für die Operation müssen die Patienten zwölf bis 15 Tage in der Klinik bleiben. "Wenn sich der Patient von der Operation erholt hat, sollte man nach höchstens sechs Wochen mit der Strahlen- oder Chemotherapie beginnen", empfiehlt Kugler.

Eine mögliche Komplikation einer Operation ist das Lungenversagen. "Die Ursache dafür kann sein, dass das Herz nicht mehr genug Reserven hat, um den Verlust des Lungengewebes auszugleichen, oder dass der Patient bereits vorher eine Bronchitis hatte, die sich nach der Operation zu einer gefährlichen Lungenentzündung entwickelt", sagt Kugler. Bei Chemo- und Strahlentherapie vor der Operation kann es passieren, dass die Tumoren so stark einschmelzen, dass in ihrem Inneren Gewebe zerfällt und sich entzündet. Daraus können Tumorabszesse entstehen.

Eine gute Behandlung des Lungenkrebses zeichnet sich durch mehrere Kriterien aus. "Für die operative Therapie ist es wichtig, vor dem Eingriff eine gute Risikoabschätzung vorzunehmen, wie viel Lungengewebe entfernt werden kann. Es gibt Patienten, die noch genügend Sauerstoff bekommen, wenn sie eine Hälfte der Lunge verloren haben. Für andere, insbesondere, wenn sie Herzerkrankungen haben, reicht das nicht aus", so Kugler. Ein weiteres Kriterium einer guten Therapie sei die interdisziplinäre Behandlung des Patienten, bei der alle beteiligten Spezialisten - Pneumologen, Lungenchirurgen, Nuklearmediziner, Pathologen und Strahlentherapeuten - eng zusammenarbeiten.