Am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf wurde der Einsatz von Smartphones getestet. Werden bald die Herztöne mit dem iPhone abgehört?

Hamburg. Wenn ein Arzt Sie das nächste Mal auffordert, den Oberkörper frei zu machen, könnte es sein, dass er für das Abhören zum iPhone statt zum Stethoskop greift. Eine dementsprechende Applikation (App) wurde unlängst entwickelt.

Der Entwickler des " iStethoscope ", Peter Bentley vom University College London, zeigt sich in der britischen Tageszeitung "The Guardian" überzeugt von den Möglichkeiten der Smartphones. Drei Millionen Doktoren haben seinen Angaben nach die ursprüngliche, 59 pence teure Applikation heruntergeladen; die kostenlose Version sollen 500 Menschen täglich auf ihr iPhone ziehen. Mit dem App kann man via Kopfhörer den Herzschlag kontrollieren und die Frequenz auf dem Display ablesen.

Am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) wurden im Juli 2010 bereits Ärzte mit iPhone und iPad ausgestattet, wie Dr. Peter Gocke, Leiter des Bereichs IT am UKE dem Abendblatt sagte. Fünf Geräte wurden an interessierte Mediziner ausgegeben. Das "iStethoscope" wurde dabei aber nicht getestet. Vielmehr ging es darum, beispielsweise die Patientenakte zur Hand zu haben.

Die Versuche mit den Geräten wurden nach einer Woche abgebrochen. Gocke: "Die Ärzte fanden das iPhone zu klein, um Daten ansehen zu können, und das iPad zu groß für die Kitteltasche." Abgesehen von der Größe der Geräte bliebe die Sicherheit problematisch, "da für Medizingeräte die strengen Qualitätsvorschriften des Medizinprodukte-Gesetzes gelten. Für die Datenübertragung von Medizingeräten auf das iPhone gibt es noch keine zertifizierten Schnittstellen. Diese sind für die Anwendung im UKE aber Voraussetzung, damit wir die Sicherheit der Patientendaten garantieren können."

Sinniger erscheinen ihm derzeit andere Applikationen wie der Body Mass Index (BMI)-Rechner oder der Med-Calc, der u. a. bei der Wahl der Tubusgröße behilflich sein kann. Manche Ärzte am UKE nutzen diese Apps bereits; die Smartphones wurden in diesen Fällen privat angeschafft.

"Ich bin gegenüber solcher Medizin-Apps skeptisch", sagte Wolfgang Loos, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin aus Berlin. Die Sprecherin der Ärztekammer Hamburg, Dorthe Kieckbusch, hält die Entwicklungen in der Telemedizin an sich für sinnvoll, aber: "Die Sicherheit des Patienten und der Nutzen müssen im Vordergrund stehen."