Dann sollte man frühzeitig viele Bodendecker setzen. Ich versuche erstmals Schneckenknöterich. Der kommt gut mit schattigen Orten klar.

Kann man als Gärtner einfach in Rente gehen? So mir nix, dir nix aufhören? Jim Webber aus der englischen Grafschaft Dorset hat mit 93 Jahren den Spaten in die Ecke gestellt – als selbstständiger Gärtner. Alle zehn Minuten, klagte der Mann, müsse er sich hinsetzen. Das könne er seinen Kunden nicht mehr zumuten. Arthritis, das Knie! Seinen eigenen Garten will Jim Webber weiter pflegen. Das Geheimnis seines ultralangen Gärtnerlebens? Frische Luft, nie Urlaub, täglich ein Whisky.

Ich mag keinen Whisky. Und obwohl unser kleiner Mühlenpark im Wendland durchaus ein kleines Paradies ist, besteht meine Frau Anke auf Urlaub. „Du kannst nicht immer in deinem Garten hocken“, sagt sie – und so fliegen wir im Frühjahr für knapp zwei Wochen nach Israel. Anke hat mir die Reise zu meinem 70. Geburtstag spendiert. Sie möchte die biblischen Stätten besuchen, ich ihr den Kibbuz zeigen, in dem ich als Student für Taschengeld, Kost und Logis Tomaten und Salat gepflanzt habe.

Höchste Glücksquote im Gartenhandwerk

Das war harte Gartenarbeit und für mich die moralische Verpflichtung, beim Aufbau eines Judenstaates zu helfen – nach Auschwitz, nach den Verbrechen der Hitler-Deutschen an den Juden.

Glücksgefühle? Weniger. Dabei haben nach einer Studie, über die ich jetzt gelesen habe, die Menschen im Gartenhandwerk mit 87 Prozent die höchste Glücksquote. Was nicht immer ausreichend gewürdigt wird. Beim Liedermacher Reinhard Mey ist der „Mörder immer der Gärtner“ – wogegen er ein Loblied auf das Sanitärgewerbe anstimmte: „Ich bin Klempner von Beruf. Ein dreifach Hoch dem, der dieses Handwerk schuf.“ Dabei kommt der Klempner in der Umfrage nur auf schlappe 76 Prozent, aber immer noch deutlich vor Ärzten (65), Lehrern (59) und Bankern (44).

"Einmal Gärtner, immer Gärtner"

Der Beruf des Schriftstellers konnte natürlich nicht abgefragt werden. Arthur Miller (1915–2005) war überzeugt: „Einmal Gärtner, immer Gärtner.“ Der Dramatiker („Hexenjagd“) fand auch, dass Gärtnern in schwierigen Lebenssituationen ausgesprochen hilfreich sei: „Immer wenn das Leben sinnlos oder unübersichtlich zu werden droht, kann man in den Garten gehen und was getan kriegen.“

Ich weiß nicht, wie Hollywood-Ikone Marylin Monroe darüber dachte, mit der Miller fünf Jahre verheiratet war. Ich kann mir die Diva allerdings auch nur schwer beim Unkrautjäten vorstellen. Ihre Nachfolgerin, die berühmte österreichische Fotografin Inge Morath, lebte mit dem Autor („Tod eines Handlungsreisenden“) 40 Jahre in dessen Farmhaus im beschaulichen Roxbury im US-Bundesstaat Connecticut.

Pflanzen gegen Unkraut

Nun bin ich weder ein berühmter Schriftsteller, noch ist Anke eine berühmte Fotografin. Aber wir sind auch bald 20 Jahre verheiratet. Und noch immer glücklich. Auch mit dem Gärtnern. Ich schreibe das, weil ich gleich mehrere Anfragen bekam, ob ich an Rückzug dächte – hatte ich doch neulich geschrieben, dass ich mit einer japanischen Tafeleibe in diesem Frühjahr zum 70. Geburtstag mein vielleicht letztes Gehölz pflanzen würde. Natürlich höre ich nicht auf. Wir haben nur keinen Platz mehr für größere Gehölze. Ich wüsste auch gar nicht, und da bin ich mit dem großen Arthur Miller einig, „wozu der April gut wäre, wenn ich ihn nicht dazu benutzte, im Garten zu hacken und zu säen“.

Karl Günther Bart
Karl Günther Bart © Klaus Bodig | Klaus Bodig

Weil speziell das Jäten nicht zu meinen Lieblingsarbeiten zählt, bin ich früh zu einem Freund von Bodendeckern geworden – Pflanzen, die erst gar kein Unkraut durchkommen lassen. Vinca minor, das kleinblättrige Immergrün, hat sich hervorragend in schattigen Lagen bewährt. Mein Favorit für Flächen unter Nadelbäumen mit dichtem Wurzelfilz ist die Goldbeere.

Waldsteinia ternata hält auch großen Wurzeldruck aus. Wo sie sich zu weit vorwagt, wird sie im April gut zehn Zentimeter tief abgestochen und an anderer Stelle einfach wieder eingepflanzt. Im ersten Jahr gut gewässert, wächst sie problemlos an. Waldsteinia und Vinca eignen sich auch gut für die Grabbepflanzung. Erspart viel Arbeit.

Schneckenknöterich breitet sich langsam aus

Ausprobieren will ich jetzt erstmals Schneckenknöterich. Polygonum affine ist ebenfalls ein Bodendecker für dunklere Stellen etwa an Beet- und Gehölzrändern. Stammt ursprünglich aus dem Himalaja, ist genügsam und breitet sich langsam aus. Je nach Sorte blüht die Pflanze, auch unter der Bezeichnung Bistorta affinis im Handel bekannt, von Juli bis Oktober, in vielen Rot-Tönen.

Sie wird zehn bis 20 Zentimeter hoch und ist sehr winterhart. Wuchsfreude und Ausdehnungsdrang halten sich in Grenzen – anders als bei entfernteren Verwandten wie dem Schlingknöterich (Polygonum aubertii) oder dem Japanischen Flügelknöterich (Fallopia japonica), der meterhoch wird und nicht zu bändigen ist.

Bis zum nächsten Wochenende, herzlichst Ihr Karl Günther Barth