Auf dem Pariser Autosalon zeigen die beiden Hersteller als Beitrag zur Umweltdiskussion zwei Studien zu alternativen Elektro-Scootern.

Paris. Na, das hätte ja kaum besser laufen können: Gerade eben fordern die Grünen ein Verbot von benzingetriebenen Rollern - und schon zaubern Smart und Mini elektrische Scooter aus dem Hut. Zwar ist das tatsächlich ein Zufall, doch die Zweirad-Konzepte haben die beiden Trendmarken der deutschen Nobelriesen nicht umsonst vorbereitet. Der Pariser Autosalon, wo die Scooter-Studien derzeit ihre Premiere feiern, markiert für viele Experten die Abkehr vom konventionellen Auto und einen weiteren Schritt hin zur Elektromobilität .

Weil die auf vier Rädern noch sehr teuer ist und für die meisten Anwender noch in weiter Ferne liegt, könnten die Scooter eine intelligente Zwischenlösung sein. Außerdem haben die Zweiräder noch viele weitere Vorteile: Sie sind wendiger und damit nicht so anfällig für den Stau, sie brauchen weniger Platz und finden deshalb überall einen Parkplatz. Und vor allem können sie schon von Jugendlichen gefahren werden. Mini und Smart, beides betont junge Marken, die trotzdem mit einem nahezu geriatrischen Durchschnittsalter weit jenseits der 40 kämpfen, könnten so ihre Basis deutlich verbreitern und die Marke tatsächlich verjüngen.

Technisch sind die Scooter mit rund 5 PS, etwa 50 km/h Höchstgeschwindigkeit und rund 100 Kilometer Reichweite vergleichsweise schlicht und gewöhnlich - nicht umsonst kann man solche Fahrzeuge bereits für wenige Tausend Euro im Baumarkt kaufen. Allerdings setzen beide Konzepte auf eine pfiffige iPhone-Integration und nutzen das Designerhandy als Bordcomputer, Navigationssystem und sogar als Ersatz für den Zündschlüssel. Außerdem überträgt Daimler seinen Sicherheitsanspruch auch aufs Zweirad und rüstet den Scooter nicht nur mit ABS und Airbag, sondern auch mit LED-Scheinwerfern und einem Assistenzsystem für den toten Winkel aus.

Was die Scooter von Mini und Smart von den China-Importen unterscheidet, ist aber vor allem ihr Design. Denn auch wer auf schlankem Fuß in die Stadt rollert, fährt in der jeweiligen Markenwelt. Der Roller von Smart ist deshalb natürlich zweifarbig lackiert und hat eine auswechselbare Kunststoff-Karosse. Und am ersten Mini mit zwei Rädern finden sich selbstredend die kugelrunden Kulleraugen, der große Zentraltacho und die organisch weichen Formen mit den stark gewölbten Oberflächen wieder. "Wir haben auf einen engen Transfer der Formensprache geachtet", sagt Designchef Gerd Hildebrand über die Studien, die innerhalb weniger Monate gemeinsam mit den Entwicklern der Motorradsparte entstanden sind. Während Smart nur einen Roller für die Pariser Messe aufgebaut hat, gibt es bei Mini dabei gleich drei unterschiedliche Spielarten. Das Öko-Modell übernimmt dabei den Look des Mini E, der Ego-Roller ist ein edler Einsitzer für den ökologisch korrekten Snob. Und der "Mod" erinnert mit Union Jack und einer Batterie von Zusatzscheinwerfern an die wilden Vespas aus der Rock-Oper "Quadrophenia."

Offiziell gelten die Scooter noch als Studien, die allenfalls den Charakter eines Versuchsballons haben. Doch hinter den Kulissen sind erste Entscheidungen wohl schon gefallen. Smart könnte damit die Lücke füllen, die bis zum Start der neuen Generation in drei Jahren klafft. Und bei Mini wäre eine Serienfertigung ein Leichtes, ist Hildebrand überzeugt: "Nicht umsonst haben wir ja eine eigene Motorradsparte im Konzern." Und falls Schwaben und Bayern doch noch Entscheidungshilfe brauchen, dann können sie ja mal bei den Grünen nachfragen. Angesichts der aktuellen Verbotsdiskussion wäre ihnen der Applaus aus dieser Ecke gewiss.