Elektroroller erleben derzeit einen Boom. Jetzt steigen auch Hersteller wie Daimler und BMW in das Geschäft ein

Hamburg. Weltweit tüfteln Forscher und Entwickler an umweltschonenden Elektroantrieben. Für die Autobranche ist das ein Megathema, doch die Hürden auf dem Weg hin zu leistungsstarken und erschwinglichen E-Autos sind hoch. Als einfacher gilt die Entwicklung von Elektrorollern und -fahrrädern. Experten sehen dafür vor allem in den Metropolen großes Potenzial. Das lockt auch die Autobauer.

"Wir werden bald einen E-Roller präsentieren", kündigte Daimler-Chef Dieter Zetsche jüngst an. Die Stuttgarter wollen das Projekt schon im September auf dem Pariser Autosalon präsentieren. Und BMW soll ebenfalls an einem elektrischen Zweirad arbeiten.

"Elektroroller sind für die Autohersteller die Möglichkeit, frühzeitig in den Markt mit Elektrofahrzeugen einzusteigen und sich zu positionieren. Mit dem Auto wird das noch eine Weile dauern", sagt der Sprecher des Industrie-Verbands Motorrad, Achim Marten. Weltweit arbeiteten vor allem viele kleine Hersteller an E-Rollern. "Die experimentieren an ganz unterschiedlichen Elektrobikes vom elektrounterstützten Fahrrad bis hin zum E-Sportmotorrad."

"Elektrobikes sind für allem für die Stadt gedacht, um damit zum Einkaufen oder zur Arbeit zu fahren", sagt Marten. Wie beim Auto hinge alles von der Batterie ab. Genau dort verbucht das Zweirad ein Plus: "Elektrozweiräder sind leichter als strombetriebene Autos. Die Batterie ist kleiner, damit ist der Anschaffungspreis auch deutlich niedriger als bei Elektroautos." Außerdem erwarten die Käufer bei Zweirädern keine so große Reichweite. Doch auch beim Roller sind noch nicht alle Hürden überwunden: Die öffentliche Infrastruktur zum Laden der Flitzer muss erst noch wachsen. Bis dahin muss meist die Steckdose in der Garage reichen.

Ob für etablierte Autobauer die surrenden Zweiräder ein echtes Geschäft werden, ist offen. "Das dient eher dem Abrunden ihres Profils als Mobilitätsdienstleister", sagt Autoexperte Gregor Matthies. Automobilhersteller böten im Rahmen ihres Zubehörgeschäftes bereits Fahrräder unter ihrer Marke an.

"So ein Zweirad kann deshalb ein Lifestyleprodukt sein, das die Markenwerte unterstützt. Zu einem großen Geschäft dürfte es sich aber nicht entwickeln", sagt Matthies. Dies würden eher die schon etablierten Zweiradproduzenten machen, und auch in China wachse Konkurrenz heran. Dort verkaufen E-Bike-Hersteller bereits Millionen elektrischer Fahrräder. "Hierzu in Konkurrenz zu treten ist wenig sinnvoll", sagt Matthies. Für die Premium-Hersteller böten sich eher Paketlösungen an. "So könnten die Kunden ein E-Bike oder einen Scooter zu einem Geländewagen dazu kaufen, um auch in der Stadt mobil zu sein."

Wer heute ein E-Fahrrad kauft, muss etwa doppelt so viel Geld wie für ein vergleichbares Rad ohne Elektromotor auf den Tisch legen. "Die Preise sind sehr unterschiedlich und reichen derzeit von rund 2000 Euro für ein elektrounterstütztes Fahrrad bis hin zu 10 000 Euro für einen großen Elektroroller", sagt Marten. "Es kann für die Autohersteller durchaus zu einem guten Geschäft werden."

2009 wurden rund 150 000 E-Bikes bundesweit verkauft, Tendenz steigend. Gemessen am gesamten Fahrradmarkt haben die innovativen Zweiräder einen Marktanteil von rund vier Prozent. Das Image des Hilfsmittels für ältere Herrschaften verschwindet zusehends. Auch die Elektroroller dürften vor allem junge Käufer anlocken.