Berlin. Eine Solaranlage fürs Eigenheim? Wer eine Anschaffung überlegt, sollte wissen: Beim Angebotsvergleich hilft eine wichtige Daumenregel.

Eine Million neue Solaranlagen sind 2023 in Betrieb gegangen, diese Rekordzahl vermeldete der Bundesverband der Solarwirtschaft (BSW). Vor allem die klassische PV-Anlage auf dem privaten Hausdach boomt. Der erzeugte Strom kann direkt im Haushalt genutzt werden. Je mehr Strom vom eigenen Dach kommt, desto weniger muss vom Stromanbieter zugekauft werden, erklärt der Geldratgeber Finanztip.

Ein Beispiel: Zu einem Haushalt mit einem Strombedarf von 5000 Kilowattstunden (kWh) passt eine PV-Anlage mit mindestens fünf Kilowatt-Peak (kWp) Leistung. Bei optimaler Ausrichtung nach Süden erzeugt so eine Anlage im Jahr auch rund 5000 kWh. Allerdings im Sommer mehr, als der Haushalt verbrauchen kann, im Winter deutlich weniger. Zudem kann der Strom nur tagsüber genutzt werden.

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Photovoltaikanlage: Wie viel lässt sich durch Solaranlagen sparen?

Der Unabhängigkeitsrechner der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin errechnet für dieses Szenario einen Eigenverbrauch von 30 Prozent. Das entspricht 1500 kWh, die dann nicht mehr auf der Stromrechnung des Haushalts auftauchen. Beim aktuellen Strompreis von 31 Cent/kWh für günstige Neuverträge ergibt das eine jährliche Ersparnis von 465 Euro bei den Stromkosten. Höhere Strompreise lassen die Ersparnis steigen.

Die überschüssigen 3500 kWh, die nicht sofort im Haushalt verbraucht werden können, werden ins Stromnetz gespeist. Der Strom wird praktisch verkauft. Dafür bekommt man 20 Jahre lang eine Einspeisevergütung in fester Höhe. Für die Beispielanlage liegt sie bei 8,11 Cent/kWh. Das ergibt für den Haushalt zusätzliche Einkünfte von 284 Euro pro Jahr.

Eine Solaranlage für das Eigenheim kann den eigenen Strombedarf decken und zusätzlich Rendite bringen.
Eine Solaranlage für das Eigenheim kann den eigenen Strombedarf decken und zusätzlich Rendite bringen. © iStock | anatoliy_gleb

Doch eine Photovoltaikanlage verursacht auch Kosten. Einplanen sollte man etwa eine Photovoltaikversicherung, die auch in einer Wohngebäudeversicherung enthalten sein kann. Und der Wechselrichter, der aus dem Sonnenstrom nutzbaren Haushaltsstrom macht, muss oft nach rund 15 Jahren ausgetauscht werden. Deshalb sollten jährlich 1,5 Prozent der Anschaffungskosten als Betriebskosten eingeplant werden.

Kosten: Wie teuer darf die Photovoltaikanlage sein?

Dafür hat Finanztip eine einfache Daumenregel aufgestellt: 1800 Euro pro kWp Leistung. Wer pro Leistungseinheit diesen Preis bezahlt oder darunterbleibt, kann davon ausgehen, dass sich die Investition in die Photovoltaikanlage auszahlen wird. Einzige Voraussetzung: Ein sonniges Dach ohne Schatten, auf dem die Solarmodule nach Süden oder nach Ost und West ausgerichtet werden können.

Die Fünf-kWp-Anlage aus dem Beispiel sollte nach der Daumenregel nicht viel mehr als 9000 Euro kosten. Dann hätte sie nach knapp 15 Jahren ihre Kosten wieder hereingespielt. Da die Garantie auf die Solarmodule oft 20 Jahre beträgt und auch die Einspeisevergütung nur so lange garantiert ist, rät Finanztip, mit dieser Zeitspanne zu planen. Die Beispielanlage würde innerhalb der 20 Jahre eine jährliche Rendite von gut drei Prozent erwirtschaften. Viele Solaranlagen halten aber noch zehn weitere Jahre – jedes zusätzliche Jahr macht die Investition noch lohnender.

Für größere PV-Anlagen findet man oft deutlich günstigere Preise. Laut Finanztip kostet eine doppelt so große Solaranlage mit zehn kWp derzeit oft zwischen 12.000 und 18.000 Euro. Günstige Anlagen haben ihre Kosten oft schon nach zehn Jahren wieder eingespielt.

Stromspeicher für die Solaranlage: Wann lohnt sich der Aufpreis?

Wer den Strom besonders abends benötigt, kann zusätzlich über einen Stromspeicher nachdenken. Gespeicherter Strom lässt sich auch dann nutzen, wenn die Sonne nicht scheint. Das verdoppelt oft die Quote des Eigenverbrauchs und auch die Autarkie, also die Unabhängigkeit vom Stromanbieter.

Andererseits kostet ein Stromspeicher mehrere Tausend Euro zusätzlich und muss nach rund 15 Jahren ersetzt werden. Sind eine Wärmepumpe oder ein E-Auto, die beide viel Strom benötigen, vorhanden oder für die Zukunft geplant, zahlt sich eine große PV-Anlage mit Speicher aber in vielen Fällen aus.

Finanztip rät, beim Angebotsvergleich kritisch zu bleiben und stets mehrere Angebote einzuholen, um vergleichen zu können. Besonders einfach geht das mithilfe von Plattformen im Internet. Aber auch die Solarfirma um die Ecke sollte dafür angefragt werden.

Wer ein großes Dach hat, aber nur wenig Strom braucht, kann auch den gesamten Strom einspeisen. Solange man nicht mehr als 1800 Euro pro kWp bezahlt, lohnt sich das bei geeigneten Dächern praktisch immer. Denn für die Volleinspeisung gibt es eine höhere Einspeisevergütung. Wenn der eigene Haushalt weniger als 3000 kWh pro Jahr an Strom benötigt, ist die Volleinspeisung deshalb eine attraktive Alternative. Oder man wählt eine Mini-Solaranlage, die gerade zu hunderttausenden die deutschen Balkone erobern – auch von Mietwohnungen. Sie produzieren deutlich weniger Strom, kosten dafür aber nur wenige hundert Euro.

Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Der Geld-Ratgeber für Verbraucher ist Teil der gemeinnützigen Finanztip-Stiftung.