Berlin. Ein Vitamin D-Mangel kann die Gesundheit von Kindern stark beeinflussen. Lesen Sie hier, wie Sie das Risiko eines Mangels vermeiden.

Es ist ein Thema, das gerade bei Kindern häufig unterschätzt wird: der Vitamin D-Mangel. Vitamin D spielt eine entscheidende Rolle für das Wachstum und die Gesundheit der Kinder. Es wird in erster Linie durch die Einwirkung von Sonnenlicht auf die Haut gebildet. Das Vitamin trägt wesentlich zur Aufnahme von Calcium und Phosphor bei, beides ist für die Bildung und Erhaltung gesunder Knochen und Zähne unerlässlich. Lesen Sie hier, wie Sie einem Vitamin D-Mangel bei Ihrem Kind vorbeugen.

Darum ist Vitamin D so wichtig für den Körper

Ursprünglich wurde Vitamin D hauptsächlich mit dem Wachstum der Knochen in Verbindung gebracht. Heute wissen wir, dass es vielfältigere Auswirkungen auf den Körper hat, wie es Kinder- und Jugendärzte im Netz der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. auf ihrer Website erklären. So wirkt Vitamin D auf den Körper:

  • Stärkung der Knochen, Kräftigung der Muskulatur
  • Zahnbildung
  • Stärkung des Immunsystems sowohl bei der Abwehr von Erregern als auch Hemmung überschießender Immunreaktionen und dadurch Mäßigung von Autoimmunerkrankungen wie Diabetes Typ 1, Multiple Sklerose usw.
  • Schutzfunktion für die Nervenzellen des Gehirns
  • Positiver Einfluss auf das Herz-Kreislaufsystem, Senkung des Blutdrucks
  • Verringerung von Gefäßerkrankungen
  • Schützende Wirkung vor Krebserkrankungen

So kann ein Vitamin D-Mangel entstehen

Wegen der vielfältigen Auswirkungen auf den Körper ist es umso wichtiger, einen Vitamin D-Mangel zu vermeiden. Bei Kindern sei das Risiko, unter einem solchen Mangel zu leiden, besonders hoch, wie Sara Jansen, Wissenschaftlerin am Institut für Kinderernährung am Max Rubner-Institut (MRI), Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, auf Anfrage dieser Redaktion erklärt. "In Phasen mit erhöhten Wachstumsraten, sprich in den ersten Lebensjahren und in der Pubertät, hat man einen höheren Vitamin D-Bedarf. Und den zu decken, ist natürlich schwieriger als das bei einem geringeren Bedarf im Erwachsenenalter der Fall ist", so die Wissenschaftlerin.

Eine der Hauptursachen, wieso dieser erhöhte Bedarf bei einem Kind möglicherweise nicht gedeckt wird, ist der verminderte Aufenthalt im Freien, insbesondere bei Kindern, die überwiegend in Innenräumen spielen oder sich in Regionen mit wenig Sonnenlicht aufhalten. Das kann gerade während der Wintermonate ein Problem darstellen, wenn die Sonneneinstrahlung geringer ist und die Tage kürzer sind.

Auch die Verwendung von Sonnenschutzmitteln kann die Vitamin D-Synthese in der Haut beeinträchtigen. Die Diskussion über steigende Hautkrebsraten in Verbindung mit zunehmend aggressiver UV-Strahlung führt dazu, dass die Menschen ihre Haut immer mehr unter Kleidung und Sonnencreme verstecken. Präparate mit einem Sonnenschutzfaktor blockieren jedoch die Vitamin D-Produktion bereits zu 99 Prozent, wie Kinder- & Jugendärtze im Netz erklären. Angela Clausen von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (VZ) erklärt auf Anfrage dieser Redaktion, dass sogar "jeder Lichtschutzfaktor, auch in Tagescremes" die Vitamin D-Synthese der Haut beeinträchtige.

Vitamin D-Mangel: Auf diese Anzeichen sollten Sie achten

Die Symptome eines Vitamin D-Mangels können vielfältig sein. Neben einer erhöhten Anfälligkeit für Knochenbrüche und Wachstumsstörungen wurden auch Zusammenhänge mit einem schwächeren Immunsystem, einem erhöhten Risiko für Infektionen und sogar mit einer Beeinträchtigung der kognitiven Entwicklung und Stimmungsschwankungen festgestellt. Doch schon vorher lassen sich Symptome ausmachen, die auf einen Vitamin D-Mangel hindeuten:

  • starke Müdigkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Schwindel
  • Laufschwierigkeiten
  • Gelenkprobleme
  • Gliederschmerzen
  • schwaches Immunssystem bzw. erhöhte Infektanfälligkeit

Ganz eindeutig ließe sich ein Vitamin D-Mangel laut Jansen jedoch mit Hilfe einer Blutabnahme festellen. "Wenn die Blut-Serumwerte von 25-Hydroxyvitamin-D kleiner als 50 Nanomol pro Liter sind, dann liegt ein Vitamin D-Mangel vor", so die Wissenschaftlerin. Bei bestimmten Risikogruppen sei eine Nahrungsergänzung zur Prävention eines Vitamin D-Mangels sogar schon bei Werten unter 75 Nanomol pro Liter sinnvoll, wie Jansen unter Berufung auf eine Stellungnahme der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Endokrinologie (APE) erklärt.

Wird solch ein Vitamin D-Mangel nicht behandelt, kann das vor allem für Kinder gravierende Folgen haben. Im schlimmsten Fall erkranke das Kind dadurch an der Knochenerkrankung Rachitis, wie Clausen erklärt. "Hinsichtlich der Folge ist ein Vitamin D-Mangel für Kleinkinder ein besonderes Problem, weil in dieser Zeit das Knochengerüst verfestigt wird und eine Rachitis mit einer Verformung des Skeletts lebenslange Folgen hat. Außerdem verfügt diese Altersgruppe noch nicht über einen Körperspeicher von Vitamin D", so Clausen.

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Vitamin D-Mangel: Das können Sie dagegen tun

Um einem Vitamin D-Mangel vorzubeugen, ist ausreichendes Spielen in der Sonne wichtig. Kinder sollten täglich mindestens 15 Minuten ungeschützt in der Sonne verbringen, um genügend Vitamin D zu produzieren. Das gelte laut Jansen jedoch nicht für Säuglinge. "Wegen der Hautkrebsprävention sollte man Säuglinge nicht ungeschützt der direkten Sonne aussetzen", so die Wissenschaftlerin des Instituts für Kinderernährung.

Da das Vitamin D somit also nicht vom Körper selbst hergestellt werden kann, sei es wichtig, Kindern in dem Alter das Vitamin D in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zuzuführen. "Wie vom Netzwerk Gesund ins Leben, einem Zusammenschluss von Fachorganisationen und Institutionen, die Empfehlungen zu Ernährung und Bewegung im Säuglings- und Kleinkindalter herausgegeben, angesiedelt am Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) und der DGKJ empfohlen, sollte jedes Kind von Geburt an bis zum zweiten Frühsommer, den das Kind erlebt, Nahrungsergänzungsmittel für Vitamin D bekommen", so Jansen

Außerdem kann eine ausgewogene Ernährung dazu beitragen, den Vitamin D-Bedarf von Kindern anzureichern. Fisch wie Lachs oder Hering, Avocado und Milch sind gute Quellen für Vitamin D.Die Ernährung spielt zwar eine Rolle bei der Vitamin D-Versorgung, sie trägt jedoch nur zu einem geschätzten Anteil von etwa 10 bis 20 Prozent bei. Etwa 90 Prozent des benötigten Vitamin D werden laut Jansen vom Körper selbst hergestellt.

Haben Sie die Vermutung, Ihr Kind könnte unter einem Vitamin D-Mangel leiden, sollten sie einen Arzt aufsuchen. Er oder sie kann den Vitamin D-Spiegel im Blut messen und feststellen, ob ein Mangel vorliegt. Bei einem diagnostizierten Vitamin D-Mangel können Präparate oder Supplemente verschrieben werden. Diese ersetzen laut Clausen vollständig das vom Körper natürlich hergestellte Vitamin D und gleichen den Mangel somit aus. Es ist jedoch wichtig, die Dosierung gemäß den ärztlichen Anweisungen einzuhalten, da eine falsche Einnahme zu einer Überdosierung führen kann. (soj/cla)