Berlin. Wie lange hält der Immunschutz bei Geimpften nach einer Corona-Erkrankung? Forscher haben jetzt eine Antwort auf diese Frage gefunden.

Die Kombination aus Impfung und Erkrankung schützt länger vor einer weiteren Infektion als eine Booster-Impfung. Das belegen mehrere Studien, die jüngst in der Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht wurden. Demnach schütze die sogenannte "hybride Immunität", das Ergebnis aus Impfung und Erkrankung, wenigstens acht Monate vor einer erneuten Infektion mit dem Coronavirus.

Zu 95 Prozent schütze die Kombination vor einem schweren Verlauf oder einer Krankenhauseinweisung innerhalb der folgenden sechs bis zwölf Monate. Das geht aus einer weiteren Metastudie zum Thema hervor. Die Immunität nach einer Booster-Impfung schwinde demnach etwas schneller.

Corona: Omikron-Variante konnte Schutz nicht umgehen

Allerdings warnen Experten davor, dass die Immunität auch immer davon abhänge, wie sich das Virus weiterentwickelt. Wenn eine Virusvariante entsteht, die die Reaktion des Immunsystems umgeht, schütze auch die Kombination aus Impfung und Erkrankung nicht vor einer weiteren Ansteckung.

In einer Studie zur Immunitätsdauer sahen sich Forscher Zahlen zu Corona-Erkrankungen von geimpften Personen in Portugal an. Ende 2021 und zu Beginn 2022 waren dort vor allem die Omikron-Varianten BA.1 und BA.2 verbeitet. Dann breitete sich BA.5 nach und nach aus. Die Studie kam zu dem Schluss, dass geimpfte Personen, die sich mit BA.1 oder BA.2 ansteckten, danach eine hohe Immunität vorwiesen – auch gegen BA.5. Geimpfte Personen ohne Erst-Infektion hatten ein sechszehn Mal höheres Risiko sich mit BA.5 anzustecken als geimpfte, BA.1/BA.2 Erkrankte. Deren Immunität war auch nach acht Monaten – der Dauer der Studie – noch sehr hoch.

Immunsystem: Besser geschützt nach Erkrankung als nach Booster

Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine Studie aus Schweden unter medizinischem Personal. Auch hier zeigte sich eine Immunität von mindestens acht Monaten bei geimpften Personen nach einer Ersterkrankung. Die Probanden wiesen zudem eine hohe Konzentration von Antikörpern in der Nasenschleimhaut nach. Diese lassen eine besseren Infektionsschutz vermuten als Antikörper im Blut.

Zusammengenommen legen die Studien nahe, dass die "hybride Immunität" tatsächlich mindestens acht Monate vor einer erneuten Erkrankung schützt. Damit hält die so entstehende Immunität länger als nach einer Booster-Impfung. Eine israelische Studie unter medizinischen Angestellten, die mindestens dreimal geimpft waren, fand heraus, dass der Schutz nach einer vierten Impfung bereits nach vier Monaten nachlässt. Zwar infizierten sich einige Probanden nach drei Impfungen noch, es erkrankte jedoch niemand schwer.

Covid-Schutz: Boostern bei Vorerkrankten weiterhin sinnvoll

Sind Booster-Impfung also überflüssig? Nicht unbedingt. Zunächst sagt die Statistik nichts über das Infektionsrisiko jedes Einzelnen aus. Denn das Infektionsrisiko hängt von weiteren Faktoren wie Alter, Geschlecht und Genetik ab. Zudem entwickelt sich das Virus weiter und es ist nicht ausgeschlossen, dass sich Mutationen bilden, die auch den "hybriden" Immunschutz umgehen.

Insbesondere für Menschen mit Vorerkrankungen kann es also weiterhin sinnvoll sein, den Immunschutz durch Booster-Impfungen aufrecht zu erhalten. Für junge Menschen, die dem Virus bereits ausgesetzt waren, kann das derzeit überflüssig sein. (lro)