Berlin. Bildungsexperte Jörg Friedrich vom Branchenverband VDMA rät Studienanfängern zu breitem Grundlagenwissen. Spezialisierung kommt später.

Maschinenbau-Ingenieure sind und bleiben in Berlin und bundesweit eine gefragte Spezies. Davon ist Jörg Friedrich vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) überzeugt. Mit dem Abteilungsleiter Bildung sprach Kirstin von Elm.

Herr Friedrich, der Maschinenbau gilt neben der Automobilindustrie als wichtigste deutsche Branche. Gute Berufsaussichten für Nachwuchsingenieure?

Jörg Friedrich: Der Maschinen- und Anlagenbau ist größter Ingenieurarbeitgeber in Deutschland und beschäftigt rund 190.000 Ingenieurinnen und Ingenieure. Wir gehen davon aus, dass der Trend anhalten und der Ingenieurbedarf weiter steigen wird.

Dr. Jörg Friedrich ist Abteilungsleiter Bildung beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau in Frankfurt.
Dr. Jörg Friedrich ist Abteilungsleiter Bildung beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau in Frankfurt. © VDMA | VDMA

In vielen Bereichen sucht der Maschinen- und Anlagenbau bereits sehr intensiv. In manchen Regionen herrscht sogar Ingenieurmangel. Wer gut ausgebildet und geografisch flexibel ist, sollte keine Probleme haben, einen Arbeitsplatz zu finden.

Die Fachkräftelücke ist im Maschinenbau also Realität?

Friedrich: Ja, es gibt sie, und sie wächst weiter. Die Arbeitskräftelücke ist von unter 20.000 Personen im Januar 2015 auf fast 70.000 Personen im Juli 2018 angestiegen.

So vielseitig ist das Studium der Landschaftsarchitektur.

Wenn man diese Entwicklung in der Maschinen- und Fahrzeugtechnik betrachtet, ist auch in Zukunft mit einer größer werdenden Kluft zwischen gesamtwirtschaftlichem Stellenangebot und arbeitslosen Maschinenbau-Ingenieuren zu rechnen.

Veränderung durch Digitalisierung

Wie wird die Digitalisierung den Maschinenbau verändern?

Friedrich: Ein prägendes Element der Digitalisierung ist, dass wir noch nicht so genau wissen, wohin die Reise geht. Fest steht nur, dass das Veränderungs- und Innovationstempo bei Technologien, Geschäftsmodellen und auch Organisationsformen immer höher wird.

Darauf müssen junge Ingenieure mit der Bereitschaft und auch Fähigkeit zur kontinuierlichen Fortbildung und Anpassung reagieren.

Was raten Sie Studienanfängern?

Friedrich: Ich denke, dass Kompetenzen an den Schnittstellen der einzelnen Wissenschaftsdisziplinen zunehmend wichtiger werden. Das heißt nicht, dass jeder Maschinenbau-Ingenieur zum Programmierer werden muss, aber er sollte beispielsweise so viel von Informatik verstehen, um seine Anforderungen und Bedarfe an einen Programmierer klar formulieren zu können.

Deutsche Hersteller sind auf der technischen Überholspur.

Ingenieure, die über ihre Disziplin hinausblicken und mit Personen aus anderen Bereichen kommunizieren können, werden zunehmend wichtiger. Studienanfängern empfehle ich deshalb, eher eine breite fachliche Ausbildung in den Grundlagen anzustreben, anstatt sich schon im Bachelor zu spezialisieren.

Maschinenbau-Standort Berlin

Bei Maschinenbau denken viele eher an Bayern oder Baden-Württemberg als an Berlin. Zu Unrecht?

Friedrich: Ja, Berlin ist durchaus ein attraktiver Arbeitsmarkt für Maschinenbau-Ingenieure. Mit mehr als 9000 Beschäftigten und einem Umsatz von mehr als zwei Milliarden Euro ist die Branche ein wichtiger Arbeitgeber und bietet durch die Möglichkeiten der interdisziplinären Zusammenarbeit Raum für zukunftsweisende Ideen.

Duales Studium: Doppelte Belastung, doppelter Erfolg.

Die Technische Universität Berlin oder das Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik beispielsweise sind in Forschung & Entwicklung starke Partner für die Wirtschaft. Nicht zu vergessen die Innovationskraft und Kreativität der jungen, dynamischen Gründerszene in Berlin.