Berlin. Landschaftsarchitekten entwickeln die grüne Infrastruktur von Städten. Das Studium ist facettenreich, beinhaltet Kunst und Philosophie.

„Ich habe immer wieder mit unterschiedlichen Menschen und neuen Projekten zu tun“, sagt Amélie Kohla. „Und ich bin auch mal draußen.“ Das sind nur drei der Gründe, warum sie Landschaftsarchitektur studiert.

Die 23-Jährige ist im 7. Semester an der Beuth Hochschule für Technik. Zurzeit schreibt sie gerade an ihrer Bachelorarbeit. Es gehe darin um die Planung eines privaten Gartens, erklärt sie.

Vom ersten Gespräch mit dem Besitzer über die Gestaltung der Entwürfe bis hin zu konkreten Plänen für die Ausführung ist Kohla für alle Schritte zuständig. Das Schöne sei, dass es sich um ein echtes Projekt handele, findet sie.

Landschaftsarchitektur-Studium ist praxisnah

„Unsere Studenten studieren und arbeiten sehr praxisnah“, sagt Beuth-Professorin Inés Maria Rohlfing, zuständig fürs Fachgebiet Bautechnik und Bauabwicklung im Studiengang Landschaftsarchitektur.

In zahlreichen Studienprojekten können die Studierenden ihr Wissen umgehend anwenden. Beispielsweise in Zusammenarbeit mit einer Berliner Schule: „Unsere Studenten haben für diese Schule einen neuen Schulhof geplant und gestaltet“, erzählt Rohlfing.

Studenten planen neuen Hof der Beuth Hochschule

In ihrem dritten Semester war auch Amélie Kohla mit dabei. „Wir haben das Projekt von der ersten Planung bis zur Fertigstellung bearbeitet. Es war spannend, den ganzen Weg zu gehen und schließlich das fertige Ergebnis zu sehen“, sagt sie.

Auch das ist es, was das Studium für sie reizvoll macht: „Am Ende habe ich etwas zum Besseren verändert.“

Hochwertige Grün- und Freiräume

Theodor Hoffjann, Professor für Landschafts- und Umweltplanung an der Beuth, formuliert das so: „Die Aufgabe eines Landschaftsarchitekten ist die Erhaltung der natürlichen Ressourcen sowie die Schaffung nachhaltiger, hochwertiger Grün- und Freiräume.“

Dementsprechend planen Landschaftsarchitekten nicht nur private Gärten, sondern auch im öffentlichen Raum. Man findet sie in Landschaftsarchitektur- und Planungsbüros, in der kommunalen Verwaltung, bei Garten- und Landschaftsbau-Unternehmen.

Umweltplanung und Bauökonomie

Der Bachelor-Studiengang an der Beuth Hochschule dauert sieben Semester. Die Studenten beschäftigen sich dabei mit den Fächern Gestaltung und Entwurf, Landschaftsplanung und Umweltplanung, Bautechnik und Bauökonomie.

„Man sollte keine Berührungsängste haben, sich in der Natur aufzuhalten“, sagt Rohlfing. „Denn wir gehen mit unseren Studenten viel raus.“

Der Studiengang startet an der Beuth jährlich zum Wintersemester. „Wir haben stets an die 350 Bewerbungen und können nur etwa 50 Studenten aufnehmen“, erklärt die Professorin.

Absolventen sind gesucht

Dank der guten Auftragslage werden Landschaftsarchitekten derzeit händeringend gesucht. Viele finden schon vor ihrem Abschluss einen Arbeitgeber.

Die Bezahlung für einen Berufseinsteiger kann sich sehen lassen. „Bei einem Berufseinstieg als Ingenieur in einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb liegt der Tariflohn etwa bei 3000 Euro, bei einem Berufseinstieg als Ingenieur in einem Landschaftsarchitekturbüro etwa bei 3100 Euro“, sagt Maria Rohlfing.

Dominik Rose (28) hat den Bachelorabschluss der Beuth bereits in der Tasche. Er ist als Bauleiter bei Herold Garten- und Landschaftsbau fest angestellt und überlegt, noch ein Masterstudium zu absolvieren.

Ausbildung zum Gärtner als Basis

Rose hat den Beruf von der Pike auf gelernt: „Ich komme aus Bergisch Gladbach, habe dort eine Ausbildung als Gärtner gemacht und bin anschließend zum Studium nach Berlin gezogen“, erzählt er.

Er empfiehlt jedem Interessenten, ebenfalls mit einer Ausbildung zu starten, „um zu erfahren, was man da eigentlich macht“. Als Landschaftsarchitekt müsse man immer offen für Neues sein, kreativ und bereit, sich in viele Materien einzuarbeiten, sagt er.

Vom Konzept bis zur Ausführung

An der Technischen Universität (TU) liegt der Schwerpunkt des Studiums darin, landschaftsarchitektonische Entwürfe anzufertigen – vom Konzept bis zur Ausführung.

Auch an der TU werden theoretische Inhalte und praktische Anwendung miteinander verknüpft, auch dort beginnt das Bachelorstudium jedes Jahr im Herbst.

Kunst und Geisteswissenschaften

„Das Studium und der Beruf sind vielfältig, mit künstlerischem, aber auch naturwissenschaftlichem und geisteswissenschaftlichem Anteil“, fasst Diplom-Ingenieurin Sophie Holz zusammen.

Diplom-Ingenieurin Sophie Holz ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Technischen Universität Berlin.
Diplom-Ingenieurin Sophie Holz ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Technischen Universität Berlin. © Anna Klar | Anna Klar

Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung der TU.

„Der Beruf ist wichtig für die Lebensqualität in den Städten“, sagt sie. „Man ist hier richtig, wenn man inspirierende und nachhaltige Freiräume entwerfen möchte, sowohl im städtischen als auch im ländlichen Raum.“

Auch wichtig: Lebenserfahrung

Auch wenn man sich direkt nach dem Abitur einschreiben kann – vor allem die Studenten sind willkommen, die nach dem Schulabschluss bereits etwas anderes gemacht haben. Das kann eine Ausbildung sein, aber auch eine große Reise oder ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr.

„Lebenserfahrung ist wichtig, um zu den komplexen Aufgaben, mit denen Landschafsarchitekten sich beschäftigen, eine Haltung zu entwickeln“, sagt Sophie Holz.

Das Bachelorstudium an der TU dauert in der Regelstudienzeit drei Jahre, das Masterstudium weitere zwei Jahre. „Doch meistens studieren unsere Studenten länger“, sagt Professor Jürgen Weidinger, zuständig für das Fachgebiet „Entwerfen Objektplanung“. „Das ist durchaus gut für die eigene Entwicklung.“

„Ein Stück neben dem Mainstream“

Von seinen Studenten fordert er, „ein Stück neben dem Mainstream“ zu stehen. „Wer sich als junger Mensch für Kunst und Philosophie sowie ethische Themen interessiert, ist in dem breit gefächerten Spektrum der Landschaftsarchitektur richtig“, findet er.

Philipp Steinbacher ist Masterstudent an der TU Berlin.
Philipp Steinbacher ist Masterstudent an der TU Berlin. © Anna Klar | Anna Klar

„Gerne draußen sein und ein Interesse an gesellschaftlichen und natürlichen Phänomenen haben – das ist eine gute Voraussetzung für den Studiengang“, fasst Philipp Steinbacher (27) zusammen.

Er hat in München den Bachelorabschluss in Landschaftarchitektur gemacht und ist für das Masterstudium nach Berlin an die TU gewechselt. Der 27-Jährige bringt Berufserfahrung mit. Er hat zuvor in Wien als Landschaftsarchitekt gearbeitet.

Guter Ruf der TU Berlin

Steinbacher ist im fünften Semester seines Masterstudiums. Er ist froh, an der TU zu sein. Sie ist die älteste akademische Ausbildungsstätte für Land­schaftsarchitektur in Deutschland und hat einen sehr guten Ruf in der Branche.

Nach einem Studienaufenthalt in China bereitet sich Philipp Steinbacher gerade auf eine weitere Studienreise vor. Diesmal geht es in den Irak. Themen wie die globale Verstädterung beschäftigen ihn.

Wer sich für das Studium interessiert, dem rät er, sich mit globalen Themen gestalterisch auseinanderzusetzen. „Global denken und lokal handeln“ – das mache seinen Beruf aus.

Büro mit mehreren Angestellten

Konkreter geht es beim Landschaftsarchitekten Franz Reschke (36) zu. Reschke hat ebenfalls an der TU Landschaftsarchitektur studiert. Seit acht Jahren leitet er ein Planungsbüro in Kreuzberg und hat mehrere Angestellte.

Zuvor war er sieben Jahre selbst als Angestellter in Planungsbüros tätig. Projekte reichen von der Gestaltung einer Gedenkstätte in der Ukraine über die Planung von Schulhöfen in Berlin bis hin zu einer Parkanlage im Sauerland.

Für das Studium hat sich der 36-Jährige damals entschieden, weil ihn die gestalterische Tätigkeit reizte und er gleichzeitig an Naturschutz und Landschaft interessiert war. Er sieht Landschaftsarchitekten als Planer für die grüne Infrastruktur der Städte.

Zeichnen mit der Hand

„Zeichnen, besonders das Handzeichen, ist trotz der zahlreichen Computerprogramme, mit denen ein Architekt heute arbeitet, wichtig“, sagt Reschke. „So kann man am besten Ideen entwickeln und kommunizieren, bevor man diese mit dem Computer weiterbearbeitet.“

Nicht zu vergessen sei aber auch, dass es sich um ein Ingenieurstudium handelt. Außer dem Interesse für Kunst und Natur sind Akribie, Präzision und Strukturiertheit wichtig.

Der 36-Jährige rät Schulabsolventen, vor dem Studium ein Praktikum in einem Landschaftsarchitekturbüro zu machen. „Auch eine Lehre als Gärtner ist eine sehr gute Grundlage.“