Etiketteberaterin Meike Slaby-Sandte über Rituale zu Weihnachten

Welches ist das bisher schlimmste Weihnachtsgeschenk, das Sie erhalten haben? Meine Sammlung wird gekrönt durch die Holzminiaturausgabe der Kölner Domspitze. Das Geschenk hat mittlerweile Kultstatus in unserem Haus angenommen. Schon deshalb stellt sich uns nicht die Frage, ob wir es weiterverschenken wollen und können. Doch wie gehe ich ernsthaft mit unliebsamen Geschenken um? Darf ich sie tatsächlich weiterverschenken? Nein, unter keinen Umständen.

\* Schauspielern

Der verunsicherte Schenkende fügt gerne ein: "Wenn es dir nicht gefällt, kannst du es umtauschen" an. Das fordert manchmal unser ganzes schauspielerisches Talent. Zum einen kann diese Unsicherheit dadurch verringert werden, dass der Schenkende das Präsent mit Sorgfalt auswählt und eventuell in der Vergangenheit zwischen den Zeilen herausgehört hat, dass man das eine oder andere zu gerne hätte oder gut gebrauchen kann. Zum anderen gehört die gezeigte und ab und an auch gespielte Freude mit zum Ritual des Schenkens, denn der Schenkende möchte Ihnen doch eine Freude bereiten.

\* Nicht einfach umtauschen

Innerhalb des engen Familien- oder Freundeskreises sagt Ihnen Ihr Einfühlungsvermögen, ob Sie höflich, aber ehrlich das Präsent ablehnen können. Denn nur wenn Sie auch einmal ehrlich äußern, dass Ihnen etwas nicht so gut gefällt, kann sich Ihr Gegenüber sicher sein, dass es auch wirklich ernst gemeint ist, wenn Sie sich über das nächste Geschenk freuen.

Ein Tipp noch: Nehmen Sie nicht einfach nur die Quittung entgegen und tauschen zwischen den Feiertagen um. Verabreden Sie sich doch zu einem gemeinsamen Bummel durch die City oder ein Einkaufszentrum. Laden Sie den Schenkenden zum Kaffeetrinken ein und suchen Sie sich in seinem Beisein etwas nach Ihrem Geschmack aus. Der materielle Wert des Geschenkes ist eine Sache. Aber viel schöner ist es doch für einen anderen, Zeit mit Ihnen zu verbringen.