Herabhängende Schlupflider lassen sich relativ unkompliziert operieren. Aber es sollte ein Facharzt für plastische Chirurgie sein, der einen behandelt.

Hildegard G., 72 Jahre alt, musste nicht lange überlegen. "Ab meinem 60. Lebensjahr bin ich im Gesicht rasant gealtert", erzählt sie. Als sie eine an den Oberlidern operierte Freundin traf, stand ihr Entschluss fest, den sie bis heute kein einziges Mal bereut hat. Vor rund zehn Jahren hat der Facharzt für plastische Chirurgie, Dr. Oliver Meyer-Walters, ihr die Schlupflider korrigiert, und noch immer freut sie sich täglich über das Ergebnis. Ihr heute 75-jähriger Mann Siegmar kam sich damals neben seiner optisch derart verjüngten Gattin uralt vor und ließ sich ebenfalls die überschüssige Haut an seinen Oberlidern entfernen. Komplimente über das frische Aussehen erhielt das Paar daraufhin von allen Seiten. Inzwischen ist Dr. Meyer-Walters fast schon ein Familienarzt geworden: auch Tochter Petra, 48, legte sich bei ihm vor einem Jahr aus demselben Grund unters Messer. Und Cousine Margit, 51, kam dazu sogar extra aus Stuttgart angereist.

Die Blepharoplastik, der medizinische Ausdruck dieser Korrektur, sei eine relativ unkomplizierte Operation mit stark verjüngendem Ergebnis, sagt Prof. Peter Vogt, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie (DGPRÄC). Unter einem Schlupflid versteht man die Erschlaffung der Oberlidhaut, die herabsinkt und in der Lidfalte einen Hautwulst bildet. Dadurch werden die Augen optisch verkleinert, der Blick wirkt oft müde und traurig, obwohl man hellwach und guter Dinge ist.

Die Anlage zu Bindegewebsschwäche ist angeboren. Durch den normalen und natürlichen Alterungsprozess verliert jede Haut ab dem 30. Lebensjahr an Elastizität, was durch Rauchen, Schlafmangel und exzessives Sonnenbaden beschleunigt wird, erklärt Meyer-Walters. Keine noch so gute Creme kann eine Falte entfernen.

Obwohl die Operation der Schlupflider sehr risikoarm ist, wie Prof. Vogt betont, sollte man im Vorfeld unbedingt darauf achten, dass sie von einem Facharzt für plastische Chirurgie vorgenommen wird. Das können neben Chirurgen mit sechsjähriger Weiterbildung auch HNO-Ärzte, Augenärzte oder Kieferchirurgen sein, die eine zweijährige Weiterbildung absolviert haben. Noch besser: ein Arzt, der der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC) angehört, einer Untergruppe der DGPRÄC. Diese Ärzte arbeiten ausschließlich im ästhetischen Bereich.

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Der Begriff "Schönheitschirurg" am Türschild weist dagegen keinerlei chirurgische Qualifikation nach und ist nicht geschützt. Meyer-Walters hat sich vor zwölf Jahren in Hamburg mit seiner Klinik in Rotherbaum selbstständig gemacht und seitdem mehrere Hundert Schlupflider operiert. Ungefähr drei Viertel der Patienten sind weiblich. Sie finden, dass sie älter wirken, als sie sind, ständig müde aussehen und sich nicht mehr richtig die Augen schminken können. Die Männer wollen fit und wach aussehen - und sei es nur für den Job.

Petra G. hat die Operation in angenehmer Erinnerung. Bei Meyer-Walters wurde sie zuerst nach Vorerkrankungen gefragt, dann wurde eine Blutprobe untersucht. Blutverdünnende Medikamente wie Aspirin und Marcumar müssen nach Absprache des Arztes ein paar Wochen vor dem Eingriff abgesetzt werden. Vor der OP wurden ihr eine Angst lösende Beruhigungstablette sowie eine Kombination aus Schlaf- und Schmerzmitteln über eine Kanüle verabreicht. Erst jetzt, im entspannten Dämmerzustand, wurde lokal mit ein bis zwei Spritzen das Lid betäubt. Petra G. spürte diese sonst sehr schmerzhaften Einstiche in der dünnsten Haut, die der Mensch hat, nicht. Mit einem sehr feinen Stift zeichnete der Mediziner die zu schneidende Linie über dem Auge an. Die 48-Jährige musste mehrere Male das Auge öffnen und wieder schließen. Bei der schlafenden Patientin schnitt Meyer-Walters mit dem Skalpell entlang seiner gezeichneten, halbmondförmigen Linie überschüssige Haut und auch etwas Fettgewebe in der Lidfalte und an der Augeninnenseite heraus. Der Vorgang dauerte insgesamt knapp eine Stunde, dann wurde die Wunde exakt in der Lidfalte vernäht. Nun mussten die geschwollenen Augen mit einer Eisbrille einige Tage sitzend gekühlt werden. Nachts sollten zwei Tage lang Augentropfen genommen werden, da durch die starke Schwellung die Lider noch nicht richtig schlossen. Nach einer knappen Woche wurden die Fäden gezogen, und die Verjüngung um zehn Jahre war vollbracht.

"Ein Vierteljahr lang waren meine Augen morgens noch leicht geschwollen", erzählt Petra G., "doch schon nach dem Duschen war alles wieder glatt." Die Narbe sieht man nur beim Schlafen als haarfeine Linie. "Endlich kommt mein Lidschatten wieder zu Geltung", freut sie sich.

Risiken gibt es jedoch wie bei jeder Operation: Ein unerfahrener Arzt kann Narben verursachen. Wird zu wenig Haut entfernt, muss nach kurzer Zeit wieder operiert werden. Wird jedoch zu viel Haut entfernt, kann das Auge nicht mehr schließen, und die Hornhaut nimmt Schaden. Wenn zu viel Fettgewebe an der Nasenseite herausgenommen wird, drohen Hohlaugen. Völlig sinnlos ist eine Operation der Lider, wenn die Ursache im Absinken der Augenbrauen liegt. Bei mangelnder Hygiene können auch Infektionen am Auge entstehen. Schlimmstenfalls droht Erblindung. Bei diesem ausgesprochen seltenen Fall läuft bei der Entfernung des Fettgewebes Blut in die Augenhöhle und übt Druck auf den Sehnerv aus.

Der DGPRÄC schätzt die Zahl der von seinen Fachärzten vorgenommenen Schlupflid-Operationen hierzulande im letzten Jahr auf 20 000. Wie viele zusätzlich von Nicht-Fachärzten durchgeführt werden, ist nicht bekannt. Die jüngsten Patienten sind Anfang 40, die ältesten über 80. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen die Operation nur aus medizinischen Gründen: Liegt die Sichtfeldeinschränkung bei über 60 Prozent, hängt also das Lid über mehr als die Hälfte des Auges, werden die Kosten übernommen. Das war vergangenes Jahr in Hamburg bei 30 Patienten der Fall, die bei der AOK versichert waren. Die AOK weist darauf hin, dass die gesetzlichen Kassen bei "Entstellung" und beispielsweise nach einem Schlaganfall die Kosten für die Schlupflidoperation übernehmen.