Endspurt: Am Sonntag wählt Italien

Hamburg. Giovanni Pollices Wahlkreis ist ein Kontinent: Europa. Wenn an diesem Sonntag und Montag in Italien gewählt wird, möchte auch der 52jährige, Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Italiens (Democratici di Sinistra) und in Hannover lebend, für das Unionsbündnis des ehemaligen EU-Kommissionspräsidenten Romano Prodi ins Parlament einziehen. 1,65 Millionen Wahlberechtigte muß er überzeugen: die in Europa lebenden Italiener.

Vor fünf Jahren wurden unter der Mitte-Links-Regierung D'Alema die italienische Verfassung und das Wahlrecht verändert. Jetzt haben die Italiener im Ausland zum ersten Mal die Gelegenheit, eigene Abgeordnete zu wählen, die ihre Interessen im Heimatland vertreten. "Ich möchte als Brückenkopf zwischen Italien und seinen Bürgern, die in ganz Europa leben, fungieren", sagt Giovanni Pollice. Immerhin leben etwa vier Millionen italienische Staatsbürger und fast 60 Millionen italienischstämmige Menschen außerhalb der Landesgrenze. Zahlen, die die besondere Geschichte Italiens als Auswandererland unterstreichen.

Zwölf Abgeordnete und sechs Senatoren stehen weltweit zur Wahl. Neben Europa gibt es die Wahlkreise Südamerika, Nordamerika, Afrika und Asien. Nicht nur, weil er selbst hier schon seit 40 Jahren lebt, sondern auch, weil 500 000 Wahlberechtigte es tun, konzentriert sich Pollice auf Deutschland. "Die Situation meiner Landsleute in Deutschland ist schlechter, als man denkt", sagt er. Pollice. "Viele Jugendliche haben keinen Schulabschluß oder keine Ausbildung. Die älteren Menschen fühlen sich nicht integriert, unter anderem, weil Altenheime nur monokulturell ausgerichtet sind."

Um dies zu ändern, wird er im Falle eines Wahlsiegs einen weiten Weg auf sich nehmen müssen, denn in Hannover leitet Pollice die Abteilung Ausländische Arbeitnehmer/Migration der IG Bergbau, Chemie und Energie. Das Parlament aber sitzt in Rom. "Ich werde wohl hin- und herpendeln müssen", sagt der Kandidat. "Und wenn es beispielsweise aus Frankreich eine Anfrage gibt, muß ich eben auch dort hin."