Die Bewegung hatte ihre Kundgebung wegen einer Gegenveranstaltung am Montag auf Sonntag vorverlegt. Auch in Niedersachsen, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern wollen wieder Menschen auf die Straße gehen.

Dresden/Hannover/Schwerin. Begleitet von Gegenprotesten haben sich am Sonntag in Dresden tausende Anhänger der islamkritischen Bewegung „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida). Die Teilnehmer strömten zur Kundgebung am Theaterplatz, viele von ihnen schwenkten Deutschlandfahnen. Zu der Gegendemonstration am nahegelenen Schlossplatz kamen ebenfalls hunderte Menschen. Die Veranstalter der Pegida-Demonstration hatten 25.000 erwartete Teilnehmer angemeldet, die Gegner 1500.

Die neuerliche Pegida-Demonstration hatte ursprünglich am Montag stattfinden sollen, war dann aber um einen Tag vorverlegt worden. Zur Begründung verwiesen die Veranstalter unter anderem auf das für Montag geplanteBürgerfest für Weltoffenheit, bei dem Künstler wie Herbert Grönemeyer und Silly auftreten wollen.

Die Kundgebung am Sonntag wurde erstmals seit dem Rücktritt von Pegida-Chef Lutz Bachmann von Mitbegrüdnerin Kathrin Oertel angeleitet.Die neue Frontfrau hatte zuvor in ironisch klingendem Ton erklärt, zur Demonstrations-Verlegung habe man sich entschlossen, damit die eigenen Anhänger „sich dieses kostenlose kulturelle Großerlebnis nicht entgehen lassen müssen“.

Bachmann, der mehrfach vorbestrafte bundesweite Cheforganisator der seit Wochen andauernden Demonstrationen gegen vermeintliche „Überfremdung“, war am Mittwoch nach einer Welle der Empörung über ein „Hitler-Foto“ und ausländerfeindliche Äußerungen zurückgetreten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Volksverhetzung.

Proteste gegen Pegida in Niedersachsen

Derweil wollen am Montag auch in Hannover und Braunschweig erneut Pegida-Anhänger auf die Straße gehen. Gewerkschaften, Kirchen und Initiativen meldeten wieder Gegenkundgebungen an, die der ausländerfeindlichen Gruppierung ihren ersten Auftritt in den beiden Städten bereits schwer gemacht hatten.

In Bremen ist für Montagabend eine Kundgebung für eine bunte und tolerante Stadt geplant und auch in Verden wollen Initiativen am Nachmittag gegen Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhass demonstrieren.

In Hannover werden zu der Kundgebung des örtlichen Pegida-Ablegers Hagida 500 bis 1000 Teilnehmern erwartet, bei den Gegenveranstaltungen rechnet die Polizei mit rund 3500 Demonstranten. Bei der ersten niedersächsischen Pegida-Demo am 12. Januar in Hannover hatten fast 19 000 Menschen für Toleranz und Religionsfreiheit demonstriert und die rund 200 Pegida-Anhänger ausgebremst. Acht Menschen waren vorläufig festgenommen worden.

Erneut riefen linke Gruppen zusammen mit Gewerkschaften und studentischen Initiativen dazu auf, den Demonstrationszug der Pegida-Anhänger zu blockieren. Die gemeinsame Parole solle lauten: „Hagida läuft keinen Meter.“

In Braunschweig treffen Pegida-Befürworter und Gegner am Abend auf demSchlossplatz aufeinander. Unter dem Motto „Kein Platz für Rassismus, Nationalismus und Hetze gegen Flüchtlinge“ will erneut ein breites Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Vereinen rund 4000 Menschen auf dieStraße bringen. Die Polizei will beide Gruppen durch einen Sicherheitskorridor trennen.

Die Behörde rechnet mit Ermüdungserscheinungen auf beiden Seiten und erwartet weniger Demonstranten als vergangene Woche. Mehrere Tausend Menschen waren gegen einige Hundert Pegida-Anhänger auf die Straße gegangen und hatten einen Umzug der Islamkritiker verhindert. Am Ende des weitgehend friedlichen Abends war es nach Angaben der Polizei zu Flaschen- und Böllerwürfen gekommen. Sie stellte neunStrafanzeigen wegen schweren Landfriedensbruchs.

Demo gegen MVgida in Schwerin

In Schwerin will am Montag auch der Pegida-Ableger MVgida demonstrieren. Nach Angaben der Organisatoren im Internet richtet sich der „dritte Abendspaziergang“ der Gruppierung unter anderem gegen religiösen Fanatismus und Krieg. Die Versammlung an der Siegessäule nahe dem Alten Garten im Stadtzentrum sei mit 200 bis 300 Teilnehmern angemeldet worden, sagte eine Sprecherin der Stadtverwaltung Schwerin.

Zu einer Gegendemonstration unter dem Motto „Für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit“ auf dem Alten Garten würden rund 500 Teilnehmer erwartet. Dort will unter anderem Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD)sprechen. Auch Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider will teilnehmen.

MVgida warf dem Verfassungsschutz vor, die Bewegung zu bespitzeln. Eine junge Frau sei angerufen und gebeten worden, Verfassungsschützern Informationen über Hintermänner der abendlichen Demonstrationen in Deutschland zu liefern. Das Innenministerium in Schwerin kommentierte dies nicht.

MVgida hat bislang zweimal montags in Mecklenburg-Vorpommern demonstriert:einmal in Schwerin und einmal in Stralsund. Zu der Mvgida-Demonstration am vergangenen Montag in Stralsund waren nach Polizeiangaben rund 600 Menschen gekommen. An Gegendemonstrationen beteiligten sich rund 600 bis 800 Teilnehmer.

Eine besondere Sicherheitslage nach der Morddrohung gegen einen Pegida-Organisator in Dresden sieht die Polizei in Schwerin nach Auskunft eines Sprechers nicht. Die MVgida-Bewegung in Mecklenburg-Vorpommern ist nach Einschätzung von Rechtsextremismus-Experten stark von Rechten und Kameradschaften dominiert.

„Pegida ist deutschlandweit eine sehr diffuse und heterogene Bewegung. Was aber Mecklenburg-Vorpommern unterscheidet, ist, dass das rechtsextremistische Umfeld von NPD und freien Kameradschaften hier eine große Dominanz hat“, hatte der Anklamer Extremismus-Experte Günther Hoffmann gesagt.