Der umstrittene Limburger Kirchenmann Franz-Peter Tebartz-van Elst muss sich wegen seines überteuerten Amtssitzes nicht nur scharfer Kritik aussetzen, sondern auch jeder Menge Hohn und Spott im Internet.

Limburg/Wiesbaden. Die Kritik an Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst wegen der Kostenexplosion beim Bau des Limburger Bischofssitzes reißt nicht ab. Der Kirchenrechtler Thomas Schüller forderte jetzt den Papst auf, eine Amtsenthebung gegen Tebartz-van Elst einzuleiten. „Der Bischof wird vermutlich an seinem Stuhl kleben, da gibt es nur noch einen Weg: die Amtsenthebung durch den Papst. Das ist eindeutig“, sagte der Münsteraner Professor dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Mittwoch). Den Bischof bezeichnete Schüller als „unfähig, uneinsichtig und offensichtlich krank“.

Auch Jochen Riebel, Mitglied im Vermögensverwaltungsrat des Bischöflichen Stuhls in Limburg, sagte: „Ich kann es mir nur so erklären, dass der Bischof von Limburg entweder ein raffinierter Betrüger oder krank ist.“ Auf die Frage, welche Konsequenzen Tebartz-van Elst ziehen sollte, antwortete Riebel: „Wenn der Bischof ein Ehrenmann wäre, wäre die Entscheidung klar.“

Obwohl er mehrfach dazu aufgefordert worden sei, habe der Bischof weder Haushalte für 2012 und 2013 noch Einzelprojekte zur Genehmigung vorgelegt, wie es seine Pflicht gewesen wäre, sagte Riebel, ehemals Leiter der hessischen Staatskanzlei, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Mittwoch). Das umstrittene Bauprojekt auf dem Limburger Domberg sei daher bis auf eine Anfinanzierung von 600.000 oder allenfalls 800.000 Euro nicht genehmigt gewesen.

Am Montagabend war bekannt geworden, dass sich die Baukosten für den neuen Bischofssitz auf dem Limburger Domberg vervielfachen werden. Nach einer verwaltungsinternen Kostenrechnung wird derzeit mit rund 31 Millionen Euro gerechnet.

Tebartz-van Elst will Bischofskonferenz abwarten

Der Kirchenrechtler Schüller empfahl auch den drei Mitgliedern des Vermögensverwaltungsrates, der für die Kostenüberwachung in Limburg zuständig ist, den Rücktritt. „Sie haben sich über Jahre hinweg Haushaltspläne vorenthalten lassen. Wie sollen sie da ihre Kontrollfunktion wahrnehmen?“, sagte Schüller dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Auch die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ geht hart mit dem Kirchenmann ins Gericht: „Er hat es so weit gebracht, dass es äußerst schwierig für ihn sein wird zu bleiben“, sagte Jiri Georg Kohl von der Reformbewegung „Wir sind Kirche“ in Hessen der Nachrichtenagentur dpa. Er rechne mit dem Rücktritt von Tebartz-van Elst, wenngleich dieser zu dem Schritt nicht gezwungen werden könne.

Der Bischof will sich bislang nicht äußern. Er kündigte an, auf die Prüfung durch die Deutsche Bischofskonferenz zu warten. Wegen der andauernden Kritik an dem teuren Bau soll eine Kommission der Bischofskonferenz die Finanzierung prüfen.

Tebartz-van Elst steht seit längerem wegen seiner Amtsführung in der Kritik, ihm werden nicht nur der teure Bau, sondern auch ein autoritärer Stil und Verschwendung vorgeworfen. Die Situation in seinem Bistum wurde auch vom Vatikan als problematisch eingeschätzt. Papst Franziskus, der für Bescheidenheit und Hinwendung zu den Armen steht, hatte deshalb im September eigens einen Gesandten nach Limburg geschickt.

Lichtkünstler attackiert Limburger Bischof

In Anspielung auf die zehn Gebote projizierte der Lichtkünstler Oliver Bienkowski am Dienstagabend die Worte „Du sollst nicht stehlen“ und eine Karikatur des Bischofs auf das Domportal. Er habe in der Zeitung von den hohen Mehrkosten für den neuen Bischofssitz gelesen und angesichts der Ungerechtigkeit ein Zeichen setzen wollen, sagte Bienkowski. In Afrika hungerten die Menschen - in Limburg hingegen würden 31 Millionen Euro für einen Privatbau ausgegeben.

Der Geschäftsführer einer Marketingfirma hatte zuletzt mit einer Lichtprojektion auf das Gebäude der US-Botschaft in Berlin für Schlagzeilen gesorgt. Er projizierte den Schriftzug „United Stasi of America“ auf die Rückseite der Botschaft, um gegen die umstrittenen US-Spähprogramme zu protestieren.

Hohn und Spott im Netz

Auch im Internet erntet Limburgs Bischof seit Dienstag nur noch Spott und Häme. Unter anderem wird das wenig ernst gemeinte Gerücht gestreut, Tebartz-van Elst ziehe in den Limburger Dom. Dieser werde wegen der Kirchenaustritte ja eh kaum genutzt, außerdem sei der neue Bischofssitz zu klein trotz der Kosten von 31 Millionen Euro.

Wenig Gedanken müsste sich der Kirchenmann nach Überzeugung der Twitter-Fans über einen neuen Job machen, sollte er seinen alten nicht behalten dürfen: „Tebartz qualifiziert sich als Leiter Bahnhofs-Mission S21, Flughafen-Seelsorger beim BER und Chorleiter in der Elbphilharmonie“, schlägt das Twitter-Team der NDR-Satire-Sendung „extra 3“ vor - „anschließend mit Papst Franziskus Eröffnung einer Herrenboutique in Wuppertal“, ergänzt Twitter-Nutzer @wystrach.

Auch um einen neuen Spitznamen für sich oder für sein geplantes Zuhause auf dem Domberg muss sich Tebartz-van Elst keine Sorgen machen, ginge es nach den Twitter-Fans: Der Nutzer mit dem Namen @Promovator schlägt vor: „der bischofssitz von tebartz-van elst wird mittlerweile so teuer, die leute wollen ihn jetzt „tebartz 21“ nennen“, andere sprechen nach dem kostspieligen Bahnprojekt „Stuttgart 21“ bereits von „Limburg 31“.

Twitterer @springfrog zieht einen Vergleich zur aktuellen TV-Serie über das ausschweifende Leben des spanisch-italienischen Borgia-Clans vor 500 Jahren: „... nach einigen „Borgia“-Folgen im TV wollte Herr Tebartz-van Elst halt einfach auch mal wirklich Schönes zum Wohnen...“, schreibt er. Dagegen zeigt sich Nutzer @Ekynos enttäuscht: „31 Mio und nicht mal eine Achterbahn für die Messdiener #tebartz #ResidenzRacer“. @hronline hätte die Millionen für den Bau anders investiert: „Mit der Hälfte davon hätte #Tebartz den OFC sanieren können!“, erinnert der Sender an den klammen Fußballclub aus Offenbach.