Christa Stewens, 67, ersetzt den wegen der Gehaltsaffäre abgetretenen Georg Schmid

München. Die ehemalige bayerische Sozialministerin Christa Stewens ist bis zur Landtagswahl im September neue Vorsitzende der CSU-Landtagsfraktion. Die 67-Jährige wurde am Freitag bei einer Sondersitzung der Fraktion zur Nachfolgerin des zurückgetretenen Georg Schmid gewählt. Sie erhielt 79 von 80 Stimmen. Schmid war am Donnerstag über die üppig entlohnte Beschäftigung seiner Ehefrau als Büromitarbeiterin gestürzt. Stewens kandidiert im September nicht wieder für den Landtag. Ministerpräsident Horst Seehofer kann damit sein Personaltableau nach der Wahl völlig neu sortieren. Eine Kabinettsumbildung nach dem Rücktritt Schmids hatte Seehofer klipp und klar ausgeschlossen.

Vor allem Finanzminister Markus Söder waren immer wieder Ambitionen auf den Posten des Fraktionschefs nachgesagt worden. Aber auch für Bundesagrarministerin Ilse Aigner, die im Herbst nach Bayern wechselt, wird es einen Spitzenposten geben. Schmid hatte seine Frau seit 23 Jahren als Mitarbeiterin in seinem Heimatstimmkreis engagiert und sie aus der Landtagskasse bezahlt – zuletzt mit bis zu 5500 Euro im Monat. Rechtlich war das zulässig, weil Schmid wie 16 weitere CSU-Abgeordnete ein Schlupfloch im Abgeordnetengesetz nutzte. Wegen der hohen Summe hatte Schmid aber schnell an Rückhalt in der CSU verloren.

Georg Schmids Ehefrau erhielt netto viel weniger Geld als gedacht

Unter dem Strich aber blieb von dem Geld für Schmids Frau ein vergleichsweise moderater Betrag übrig. Laut einer Musterrechnung der „Augsburger Allgemeinen“ von Schmids Steuerberater erhielt das „Schreibbüro Schmid“ vom Landtagsabgeordneten Schmid inklusive Mehrwertsteuer 6545 Euro im Monat. Gertrud Schmid zahlte von diesem Betrag Gehälter, Sozialabgaben, Umsatzsteuer, Gewerbesteuer, Kirchensteuer und Einkommenssteuer. Netto blieben ihr 2292 Euro übrig.

Für die sechsfache Mutter und 22-fache Oma Christa Stewens ist das Amt ein spätes Comeback. Über ihre plötzliche Berufung ist sie überrascht: „Wenn Sie mich das vor zwei Tagen gefragt hätten, hätte ich das brüsk von mir gewiesen“, sagte Stewens nach der Wahl. Ministerpräsident Horst Seehofer weiß um die Stärken seiner neuen Fraktionschefin und lobte: „Sie verbindet Menschen.“ Stewens habe aber auch ihren eigenen Kopf, das habe er auch schon erfahren müssen. Seehofer hatte sie bei der Regierungsbildung im Herbst 2008 aus Altersgründen nicht mehr ins Kabinett berufen.