Mit Kranzniederlegungen und Andachten hat das politische Berlin gestern an die Opfer des Mauerbaus vor 47 Jahren erinnert. Bundestagspräsident...

Berlin. Mit Kranzniederlegungen und Andachten hat das politische Berlin gestern an die Opfer des Mauerbaus vor 47 Jahren erinnert. Bundestagspräsident Norbert Lammert und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit legten in der Gedenkstätte Bernauer Straße Kränze nieder. Kanzlerin Angela Merkel wies auf das Leid hin, das durch den Mauerbau ausgelöst wurde. Am 13. August 1961 hatte die DDR den Zugang zum Westteil Berlins abgeriegelt. Die Mauer fiel 28 Jahre später am 9. November 1989. An der Mauer wurden Studien zufolge mindestens 136 Menschen getötet.

Lammert bezeichnete die Mauer als "Symbol entsetzlicher politischer Verirrung und damit verbunden mit vielen menschlichen Tragödien". Er kritisierte, die nahezu vollständige Beseitigung des "monströsen Irrtums" habe nun "zur fragwürdigen Konsequenz" geführt, "dass im Herzen der Stadt ein authentischer Beleg über die Mauer und was sie bedeutet hat, fehlt".

Der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg sagte, die Kanzlerin habe im Kabinett an den 13. August 1961 und an die Mauer-Toten erinnert. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse sagte dem "Tagesspiegel": "Wir können die Untaten der SED nicht vergessen." Der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, Harald Ringstorff, warnte im Deutschlandradio vor Ostalgie. "Ich sehe das als ziemlich gefährlich an, wenn man bagatellisiert, dass die DDR eine Diktatur war, dass es keine Reisefreiheit, keine Pressefreiheit, keine Meinungsfreiheit gab", sagte der SPD-Politiker.

Derweil erklärte der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher, die geistige Einheit von Ost- und Westdeutschland sei 19 Jahre nach dem Mauerfall weit fortgeschritten. "Vor allem die junge Generation lebt im Bewusstsein, dass die Vergangenheit der Eltern und Großeltern Trennung bedeutete", sagte Genscher der Zeitschrift "P.M. History". Es gebe aber noch Probleme: "40 Jahre einer getrennten Entwicklung kann man nicht über Nacht ungeschehen machen." Das beweist auch eine Forsa-Umfrage: Nur 31 Prozent der Bundesbürger sagen, dass die Menschen in Ost und West heute zu einem Volk zusammengewachsen sind.