Beim Agrargipfel verständigten sich die Länder auf einen „Klima- Check“: Jedes Land soll Aktionen gegen den Klimawandel prüfen.

Berlin. Die Bauern sollen noch mehr zum Klimaschutz beitragen. Der internationale Agrarministergipfel in Berlin mit rund 50 Staaten gab den Startschuss für eine weltweite Klimaschutz- Initiative in der Landwirtschaft. Die Vertreter einigten sich bei der 75. Grünen Woche nicht auf verbindliche Ziele, aber auf konkrete Arbeitsaufträge – sie sollen auch in die Klimaschutzverhandlungen im Sommer in Bonn einfließen. Die Grünen Woche erwies sich am Wochenende trotz Wirtschaftskrise erneut als Publikumsmagnet. An den ersten drei Tagen strömten mehr als 120000 Besucher zum Messegelände am Berliner Funkturm.

Beim Agrargipfel verständigten sich die Länder auf einen „Klima- Check“: Jedes Land soll Aktionen gegen den Klimawandel prüfen. Geplant ist ein weltweites Netz, um sich bei der Anpassung an die Erderwärmung zu helfen. Außerdem sollen Projekte zur Speicherung von Kohlenstoff in den Böden gefördert werden. Die Landwirtschaft hat global nach Angaben des UN-Klimarats einen Anteil von etwa 12 Prozent am globalen Ausstoß von Treibhausgasen. An dem Gipfel nahmen doppelt so viele Länder wie 2009 teil, darunter Brasilien, China, Kongo, Mali, Mexiko und Russland.

„Wir Agrarminister wollen dort weitergehen, wo die Staatengemeinschaft in Kopenhagen vorerst Stopp gemacht hat“, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) am Samstag. Sie räumte einen Konflikt zwischen Ernährungssicherung und Klimaschutz ein. „Um im Jahr 2050 alle Menschen auf unserem Planeten mit Lebensmitteln zu versorgen, muss das verfügbare Angebot an Lebensmitteln um 70 Prozent gesteigert werden“, sagte sie. „Andererseits müssen wir aber auch alles daran setzen, die Klimabelastungen zu begrenzen. Die Landwirte sind Verursacher und Leidtragende auf der anderen Seite zugleich.“ Agrarprodukte müssten möglichst klimaschonend hergestellt werden. Die Welternährungsorganisation FAOgeht davon aus, dass Dürren, aber auch Überschwemmungen zunehmen. In der Abschlusserklärung des zweiten Agrarministergipfels heißt es: „Landwirtschaftliche Produktion führt unvermeidlich zu Treibhausgasemissionen. (...) Die Produktion ist daher so zu optimieren, dass je erzeugter Mengeneinheit (zum Beispiel je Tonne Getreide, Kilogramm Fleisch, Liter Milch) weniger Treibhausgase emittiert und weniger Wasser verbraucht werden.“ Bei einer Agrarministerkonferenz der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Februar in Paris soll über die Initiative beraten werden.

Die Grüne-Woche-Hallen am Wochenende waren voll. „Es sind mehr Besucher als im vergangenen Jahr“, sagte Messesprecher Michael Hofer am Sonntag. „Die Fülle erinnert mich an die Grüne Woche kurz nach der Wende“, beschrieb ein Standleiter das Gedränge. In den 26 Messehallen wird auch eingekauft. „Nach ersten Umfragen geben die Besucher ähnlich viel Geld aus wie im vergangenen Jahr.“ Vor einem Jahr ließen die Besucher an den zehn Messetagen rund 41 Millionen Euro auf der Grünen Woche. Regionale Spezialitäten sind dabei im Trend. Der Preiskampf im Lebensmitteleinzelhandel wurde auf der Messe vom Deutschen Bauernverband und der Ernährungsindustrie scharf kritisiert. Bauernpräsident Gerd Sonnleitner sagte bei der Eröffnung in Richtung Handel: „Kommt endlich zur Vernunft.“ Auf der weltgrößten Schau der Agrar- und Ernährungswirtschaft zeigen bis zum 24. Januar 1600 Aussteller aus 56 Ländern ein Angebot aus fünf Kontinenten. Die Messegesellschaft erwartet insgesamt mehr als 400000 Gäste.