Es bedarf keiner prophetischen Gaben, um vorauszusagen, dass Horst Seehofer seinen Zenit als Parteichef und Ministerpräsident in Bayern bereits überschritten hat.

Das schlechteste CSU-Ergebnis bei einer Bundestagswahl hat seine Spuren hinterlassen. Seehofer wirkt nicht nur äußerlich angeschlagen, er ist es auch politisch. Die neue Forsa-Umfrage dokumentiert schwarz auf weiß, was man in Seehofers Umgebung bisher abgestritten und heruntergespielt hat: Die eigene Anhängerschaft kehrt dem Vorsitzenden den Rücken zu.

Der Kamikaze-Kurs im Wahlkampf, die ständig neuen Angriffe gegen den Wunschkoalitionspartner FDP, der autoritäre Stil, in dem er über seine Partei herrscht - all das stößt an der Basis (und nicht nur dort) bitter auf. Seehofers einzige Chance, die aufgebrachte CSU-Seele wieder zu besänftigen, sind vorzeigbare Ergebnisse in den Koalitionsverhandlungen. Doch es ist äußerst fraglich, ob es ihm gelingt, tatsächlich drei Ministerien für die CSU herauszuschlagen. Nimmt man das Kräfteverhältnis der drei Parteien als Maßstab, dann ist diese Forderung geradezu vermessen. Ob es am Ende reicht, auf inhaltliche Erfolge zu verweisen, etwa, was die von der CSU miterzwungenen Steuersenkungen angeht, ist fraglich. Seehofer mag sich noch eine Zeit lang im Amt halten, aber die Zukunft seiner Partei verkörpert er nicht mehr. Anzuerkennen ist, dass er selbst es war, der mit energischer Konsequenz den Generationenwechsel in der CSU eingeleitet hat und vielen talentierten Köpfen den Weg nach oben bahnte. Seehofer wirkt aber mit seinen harschen Auftritten und seinem geradezu holzschnittartigen Politikstil in dieser Gesellschaft nun umso unmoderner. Und die Zeiten, in denen sich in Bayern mit den Poltereien im Stile eines Franz Josef Strauß absolute Mehrheiten erzielen ließen, sind vorbei.