Oskar Lafontaine könnte heute ankündigen, sein Bundestagsmandat abzugeben. Möglicherweise führt er künftig die Linken an der Saar.

Gibt Oskar Lafontaine heute auf der ersten Sitzung der neuen Bundestagsfraktion der Linken bekannt, dass er sein Bundestagsmandat abgibt? Jedenfalls gibt es Spekulationen über eine angebliche Rückkehr ins Saarland - und das sorgt in der Partei für Unruhe.

Bisher war damit gerechnet worden, dass sich Lafontaine von den Abgeordneten der Linken zusammen mit Gregor Gysi erneut zum Fraktionschef wählen lassen wird. Nach Berichten der „Frankfurter Rundschau“ und von „Spiegel Online“ will Lafontaine nun aber auf eine Kandidatur bei der Sitzung der Fraktion im brandenburgischen Rheinsberg verzichten, um die Linke an der Saar zu führen.

Laut „Spiegel Online“ will Lafontaine, der zugleich Parteichef der Linken ist, sein Bundestagsmandat abgeben. Mit Spannung wird nun erwartet, ob Lafontaine tatsächlich am Freitag eine Konzentration auf seine Fraktionsarbeit im Saarland verkünden wird. Der Sprecher der Linksfraktion, Hendrik Thalheim, sagte, er weise die Berichte als „reine Spekulation“ zurück. Aus der Linken in Berlin verlautete, möglicherweise wolle Lafontaine den Grünen im Saarland beweisen, wie sehr ihm an der Bildung eines rot-rot-grünen Bündnisses und dessen Erfolg gelegen sei. Es wäre die erste Koalition dieser Art bundesweit und könnte für die Bundestagswahl 2013 ein Gradmesser sein.

Die Landes-Grünen haben sich noch nicht entschieden, ob sie mit SPD und Linken oder lieber mit der CDU und FDP eine „Jamaika“-Koalition eingehen wollen. Der saarländische Grünen-Landesparteichef Hubert Ulrich will sich erst kurz vor dem Delegierten-Treffen an diesem Sonntag festlegen.

Ulrich wird allerdings ein extrem schlechtes Verhältnis zu Lafontaine nachgesagt. Ein Vertreter der Grünen-Spitze im Saarland sagte der dpa in Saarlouis, er sehe die endgültige Rückkehr Lafontaines ins Saarland „eher als Drohung denn als Hilfe“. Schon kurz nach der Bundestagswahl hatte es Informationen über eine Rückkehr Lafontaines an die Saar aus dem saarländischen Landesverband der Linken gegeben. Sie waren aber in der Bundespartei als „Quatsch“ bezeichnet worden.

Lafontaine werde sich ganz auf seine Landtagsarbeit im Saarland und auf seine Arbeit als Parteichef konzentrieren, erfuhr „Spiegel Online“ nun aus Parteikreisen. Obwohl Lafontaine und Gysi Fragen nach ihrer Kandidatur für die Doppelspitze bislang nicht beantwortet haben, galt ihre Wiederwahl am Freitag als sicher. Ihr Schweigen war so ausgelegt worden, dass sie vor allem bei den 35 neuen der insgesamt 76 Abgeordneten den Eindruck personeller Vorfestlegungen vermeiden wollten.

Die Situation der Linken im Saarland, deren Fraktionsvorsitzender Lafontaine ebenfalls ist, ist schwierig. Bei der Landtagswahl am 30. August war sie mit ihrem Wahlkämpfer Lafontaine auf Anhieb auf 21,3 Prozent gekommen. Sie hat aber weder Erfahrung im Parlament und erst recht nicht in der Regierung. Lafontaine war als SPD-Politiker jahrelang Ministerpräsident im Saarland. Der heutige SPD- Landesvorsitzende Heiko Maas war unter ihm Staatssekretär.