Man kann den großen Investmentbankern der Welt wirklich nicht vorwerfen, dass sie aus der Krise nichts gelernt hätten. Sie dürften vor allem gelernt haben, dass die von ihnen hochspekulativ erwirtschafteten Verluste notfalls mit Multimilliarden an Steuergeldern aufgefangen werden.

Das Prinzip des Kapitalismus vermag in Menschen die besten Eigenschaften freizusetzen - wie Kreativität, Fleiß, Hingabe. Aber auch die schlimmsten - wie Skrupellosigkeit und Gier. Dass der ehemalige Chef von Lehman Brothers, Richard Fuld, einer von denen, die die Finanzwelt mit windigen Geschäften in den Abgrund rissen, fast eine halbe Milliarde Dollar an Bezügen genießen darf, während viele seiner früheren Kunden vor dem Ruin stehen, zeugt von jenem Raubtiercharakter, den ungezügelter Kapitalismus in sich birgt.

Die Kanzlerin hat recht - es gibt Tendenzen bei den Banken zu sagen: Lasst uns einfach mal machen, dann läuft es auch wieder. Aber es darf nicht wieder so laufen. Es müssen bindende Regeln für das Bankwesen aufgestellt werden. Dazu gehört auch eine vernünftige Gestaltung der Boni.

Es geht nicht nur um Gerechtigkeit oder den Schutz von Steuergeldern. Es geht nicht zuletzt um die Glaubwürdigkeit des gesamten westlichen Zivilisationsmodells. Die Finanzkrise mit dem spektakulären Effekt, dass Gewinne privatisiert, Verluste aber sozialisiert wurden, hat die Strahlkraft unseres Lebensstils gefährlich für alle jene gedimmt, die alternativen Ideologien zuneigen.

Eine bessere Werbung hätten sich Sozialismus und Islamismus gar nicht wünschen können. Von Pittsburgh ist aber leider kein großer Wurf zu erwarten. Die Amerikaner und Briten fürchten, Reformen könnten ihr Kapitalismus-Modell beschädigen. Dabei dürfte es eher ohne Reformen langfristig erheblichen Schaden leiden.