Dass die Linken so stark abschneiden würden, hat die Partei in erster Linie Oskar Lafontaine zu verdanken. Kommt Rot-Rot-Grün?

Saarbrücken. Dieses Ergebnis im Saarland, diese enormen Stimmenzuwächse für die Linkspartei muss man sich schon genau ansehen, um festzustellen: Der eigentliche Sieger der Landtagswahl im Saarland ist Oskar Lafontaine. 45 Prozent der Linkspartei-Wähler gaben ihre Stimme nur seinetwegen ab. Dass die Linken gleich so stark abschnitten und mit der Rolle als drittstärkster Partei ausgestattet wurden - das haben sie in erster Linie dem Ex-Ministerpräsidenten zu verdanken. Von Lafontaine aber war gestern auffallend wenig die Rede. Vor die Kameras drängte er sich erst am späten Abend. Dann aber machte er deutlich, dass er ein Bündnis mit SPD und Grünen wolle: "Wir werden alles dafür tun, dass es zustande kommt." Er selbst wird nicht lange in landespolitischen Gefilden verweilen. Lafontaine wollte Ministerpräsident werden und hatte allein dafür im Saarland kandidiert. Sein Schauplatz wird weiter Berlin sein.

Doch erst will er mit der SPD verhandeln: Heiko Maas könnte demnach schon bald der Ministerpräsident des Saarlandes sein. Gerade einmal 42 Jahre alt ist Maas, ein Jahrzehnt lang hat er den Oppositionsführer gegeben. Nun steht ihm die Tür zur Staatskanzlei einen Spalt breit offen. Doch Maas blieb gestern leise bei all seinen Fernsehauftritten. Er kündigte Sondierungsgespräche mit Linken und Grünen an, die natürlich der Vorstand der saarländischen SPD erst am heutigen Montagabend beschließen muss. Maas sagte, ein entsprechendes Angebot der CDU werde er "natürlich annehmen", und er fügte hinzu, so seien nun einmal die Usancen. Erst am vergangenen Donnerstag hatte er auf einer großen Kundgebung in Saarbrücken die traditionell schwachen Grünen überaus gelobt und damit gestärkt. "Die Grünen waren in der Vergangenheit immer ein verlässlicher Partner", rief Maas im Beisein von SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier. "Wenn sie einen Politikwechsel wollen, dann kriegen sie ihn nur mit uns." Gut möglich, dass entsprechende Verabredungen zu einer Regierungsbildung längst getroffen sind.

Und wie ergeht es künftig Peter Müller? Er sprach gestern von einer schmerzlichen Niederlage. Gleichwohl beanspruchte er weiter den Auftrag zur Regierungsbildung. Für seine Wunschkoalition mit der FDP reiche es nicht, gab er zu. "Insofern stellt sich die Frage, ob es möglich ist, zu einem Dreierbündnis zu kommen", sagte der Regierungschef mit Blick auf eine Jamaika-Koalition mit FDP und Grünen. Er glaube, dass es dort "keine unüberwindlichen Punkte" gebe. Ob Koalitionsverhandlungen bis zur Bundestagswahl abgeschlossen sein können, bezweifelte er. Der saarländische Grünen-Vorsitzende Hubert Ulrich wollte gestern ein Jamaika-Bündnis nicht ausschließen. Kaum waren die Wahllokale geschlossen, verkündete Ulrich: "Die Studiengebühren werden abgeschafft - drunter machen's wir nicht." Die Grünen sind das Zünglein an der Waage: Sie könnten auch das erste Linksbündnis in Westdeutschland ermöglichen.

Klar ist daher, dass sich der Regierungschef auf harte Verhandlungen einstellen muss, sollte er an der Macht bleiben wollen. Er hatte sich in den vergangenen Wochen weitaus siegessicherer gegeben als Maas. Er hatte einen Bilanz-Wahlkampf geführt und auf das überdurchschnittlich gute Wirtschaftswachstum verwiesen, ebenso auf eine geringere Arbeitslosigkeit. Doch es sollte nichts nützen. Bei den Anhängern auf der CDU-Wahlparty herrschte gestern blankes Entsetzen. Sie wollten sich auch nicht über die Liberalen freuen, die mit 9,2 Prozent das beste Ergebnis seit 1985 einfuhren, auch nicht über die überraschend hohe Wahlbeteiligung von 67,7 Prozent.