Ob Althaus das Ende seiner Regierungszeit droht, ist offen: Sollten sich Linke und SPD nicht einigen, könnte er vielleicht weiterregieren.

Erfurt. Dieter Althaus wirkte sichtbar erschöpft, als er am Wahlabend von Interview zu Interview zog. Als dann noch die Frage nach seinem möglichen Rücktritt kam, antwortete er trocken: "Diese Frage stellt sich nicht." Der klare Wahlverlierer Althaus hatte einen solch tiefen Absturz offenbar nicht erwartet. "Ich bin enttäuscht", sagte er. Deutlich zweistellig verlor der Ministerpräsident.

Dass die CDU trotzdem weiter die stärkste Partei in Thüringen bleibt, ging am Sonntagabend fast unter. Ob Althaus trotzdem das Ende seiner Regierungszeit droht, ist offen: Sollten sich Linke und SPD nicht einigen, könnte er vielleicht als Chef einer schwarz-roten Koalition weiterregieren. Alle Augen - besonders die von CDU und Linkspartei - richteten sich dementsprechend gestern auf den SPD-Spitzenkandidaten Christoph Matschie. Und er genoss es, bei jeder Gelegenheit zu betonen: Ohne oder gegen die SPD könne in Thüringen nun nicht regiert werden. Matschie wollte sich vorerst auf keine seiner Machtoptionen festlegen, nur eines war für ihn sicher: "Der große Wahlverlierer heißt Dieter Althaus."

Die CDU hatte ihren Wahlkampf voll und ganz auf ihren Spitzenmann zugeschnitten und präsentierte Althaus als Garanten für Erfolg und Kontinuität. Althaus hatte unterdessen sehr oft über den Skiunfall vom Neujahrstag gesprochen und damit den Unmut der Opposition auf sich gezogen. Der Ministerpräsident hat nur noch eine einzige Möglichkeit, im Amt zu bleiben. "Wenn es möglich ist, werden wir natürlich mit allen demokratischen Parteien reden. Aber im Moment scheint es so zu sein, dass wir vor allen Dingen mit der SPD reden", sagte Althaus. Er hätte am liebsten mit der FDP geredet, die nach 15 Jahren den Wiedereinzug in den Landtag schaffte. Doch Schwarz-Gelb ist weit von einer Mehrheit entfernt.

Stattdessen steht in Thüringen die Tür zu einem Linksbündnis weit offen. Rot-Rot-Grün käme auf eine satte Mehrheit. Selbst Rot-Rot allein scheint denkbar. Auch deshalb sieht Bodo Ramelow, der Spitzenkandidat der Linkspartei, den Regierungsauftrag bei sich. Er strotzte gestern nur so vor Zuversicht: "Wir sind die treibende Kraft für den Politikwechsel", rief er seinen Anhängern zu. Aber es ist ausgerechnet seine Person, die diesen Politikwechsel noch verhindern könnte. SPD und Grüne würden zwar mit der Linken regieren, nur Ramelow wollen sie nicht das Amt des Regierungschefs überlassen. Ramelow wiederum hatte stets deutlich gemacht, dass er nicht als Steigbügelhalter für einen SPD-Ministerpräsidenten herhalten würde. Die kommenden Tage werden zeigen, ob Ramelow doch noch Matschie vorschlagen würde.

Keine Rolle im nächsten Landtag wird die NPD spielen: Sie scheiterte mit 4,3 Prozent.